hallo zusammen,
am Uferrand des Kemnader Sees / Bochum fand ich gestern einen vertrocknenden Algenüberzug, der sich beim Aufsammeln als Wassernetz (Hydrodictyon reticulare) entpuppte. Hydrodictyon ist immer mal für eine Probe gut, und so fand ich dann unterm Mikroskop diesen kleinen Muschelkrebs gefangen im Netz. Oder entspannt er sich auf der Luftblase als Ruhekissen?

Neben den "normalen" Zellen gab es eine Menge solcher, die ein opakes und helleres Aussehen aufwiesen. Hier ein Beispiel:

Die weitere Beobachtung ergab, dass diese Zellen -teilweise schlagartig- Blasen bilden, entweder am Ende, aber auch in der Mitte:

Anschließend platzen diese auf, und der Inhalt ergießt sich ins Wasser:

Es sind sind Tausende geißelbeweglicher kleiner Zellen, sog. Isogameten, durch welche Hydrodictyon sich sexuell fortpflanzt. Ganz oben im Bild ist eine der zwei Geißeln an einer Zelle erkennbar. Die ursprünglichen Hydrodictyon-Zellen sind -im wahrsten Sinn des Wortes- bis zum Platzen voll mit diesen Isogameten:
Im Gegensatz dazu füllt in den "normalen" Zellen der hohlzylinderförmige Chloroplast optisch die Zelle aus. Hier ein Blick auf den netzartig durchbrochenen Chloroplasten mit Pyrenoiden:

Im "Wassertropfen" ist bei Hydrodictyon lediglich die vegetative Vermehrung durch Zoosporen erwähnt, die aber in den Mutterzellen verbleiben und dort ein kleines neues Netz bilden. Möglicherweise hängt die Gametenbildung mit dem Austrocknen der Coenobien zusammen.
Viel Spaß beim Anschauen & beste Grüße Michael Plewka