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Zinn(II)-chlorid

Begonnen von Heiko, Januar 15, 2016, 16:34:05 NACHMITTAGS

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Heiko

Liebe Kristall-Verehrer,

Zinn(II)-chlorid-Dihydrat scheint nicht so störrisch wie das entsprechende Sulfat. Aus wässriger Lösung – ohne viel Protolyse – erhält man monokline Kristalle, siehe http://www.spektrum.de/lexikon/chemie/zinnchloride/10142

Ich vermute (und hoffe), Olafs subtile Ausführungen an dieser Stelle https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=22745.0 sind auf hiesiges Beispiel übertragbar:





Bereits bei 38°C schmilzt das Dihydrat. Einige Minuten nach dem Erstarren vollzieht sich noch einmal eine Phasenumwandlung, siehe Video: https://videobin.org/+pox/u8h.ogg

Viele Grüße,
Heiko


Änderung: Achsenbild ausgetauscht

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

ZitatBereits bei 38°C schmilzt das Dihydrat

vielleicht löst es sich in seinem eigenen Kristallwasser?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Carsten Wieczorrek

Hallo,

Zitatvielleicht löst es sich in seinem eigenen Kristallwasser?

Meine Vermutung : +1

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Heiko

Lieber Klaus, hallo Carsten,

Einigkeit auf breiter Front. Das eigentliche Fragezeichen für mich ist aber die Rekristallisation, die in den Quellen unerwähnt bleibt.

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Hallo,

nach nunmehr zwei Jahren fiel mir das Zinn(II)-chlorid-Dihydrat abermals in die Hände. Aufoxidiert zum Zinn(IV) bildet es Hexachlorostannate mit Kalium, Cäsium, Ammonium und Rubidium, die gut und samt und sonders kubisch ausfallen. Hier zwei Aufnahmen des Rubidiumhexachlorostannat(IV), mit dem 16er schief beleuchtet sowie im normalen Durchlicht, gestapelt:





Viele Grüße,
Heiko

Nachtrag
Für die oben angesprochene Phasenumwandlung könnte die Rehydratisierung Ursache sein, nachdem die Schmelze – ,,hin zum" wasserfreien hygroskopischen Chlorid – Kristallwasser verloren hatte.

Florian D.

Zitat von: Klaus Herrmann in Januar 15, 2016, 23:22:11 NACHMITTAGS
Lieber Heiko,

ZitatBereits bei 38°C schmilzt das Dihydrat

vielleicht löst es sich in seinem eigenen Kristallwasser?
Würde ich auch unter Schmelzprozess subsummieren.

Miner

Hallo Heiko,
richte doch mal den Analysator genau aus (90°) und schau dann, ob die Kristalle wirklich nicht doppelbrechend sind. Ggf. noch QuarzRotI dazu. Die eine oder andere dieser Verbindungen scheint gerne mal pseudokubisch zu sein und ist dann doch doppelbrechend.
Viele Grüße
Ole

Heiko

Hallo Ole,

danke für den Hinweis. Hast Du einen speziellen Verdacht?
Zwei der hier genannten Kationen hatte ich ausprobiert, das gezeigte Rubidium und Kalium, meine ich. Noch im Lösungsfilm, fiel mir keine Anisotropie auf. Für die beiden anderen stammt die Angabe aus der Literatur.

Viele Grüße,
Heiko

Miner

Hallo Heiko,
einen konkreten verdacht habe ich nicht, aber mir fallen spontan vier solcher komplexer Verbindungen mit der Summenformel ein, die kubisch daherkommen, aber dann doch niedrigere Symmetrie haben. Darum sollte man bei denen genauer hinschauen, finde ich. Verstehe ich dich richtig, beim Rb- und K-SnCl6 hast du genau geschaut und keine Anisotropie der Kristalle bemerkt, beim Cs und NH4 hast du nicht geprüft?
Viele Grüße
Ole

Heiko


Miner

Dann schlage ich vor, dass du die beiden letzten auch noch checkst :-) Nicht dass da was falsches in der Literatur steht (alternative facts!).
Viele Grüße
Ole

Heiko

Hallo Ole,

kubisch ist auch für Ammonium-, Kalium-, und Cäsium- zu bestätigen, meine ich. Das Cäsiumstannat leistet sich allerdings auch eine Art Skelettwachstum bin hin zu Federstrukturen, die dann schon anisotrop erscheinen.


Ammoniumstannat


Kaliumstannat


Cäsiumstannat

Viele Grüße,
Heiko

Miner

Hallo Heiko,
danke für diese Information.
Viele Grüße
Ole

Heiko

Hallo Ole,

der Vergleich hinkt wie so oft, tangiert Deine Intention vielleicht aber doch – kubisches Natriumbromid sowie dessen anisotropes Dihydrat im trauten Nebeneinander:











Grüße, Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

Dein Cäsiumstannat fasziniert mich wegen der ungewöhnlichen Ausbildung der Oktaederspitzen. An einen Zufall glaube ich nicht, sonst würden es nicht alle Kristalle mehr oder weniger deutlich zeigen: der Mineraloge denkt bei sog. einspringenden Winkeln zwangsläufig an Zwillingsbildung. Ähnliches beobachtet man bei Hausmannit, vom Formalismus  Mn3O4 (=MnO?Mn2O3) ist es ein Mineral der Spinellgruppe, die streng kubisch sind. Wegen des Jahn-Teller-Effekts sind aber die oktaedrischen Koordinationspolyeder beim Hausmannit zu tetragonalen Bipyramiden degeneriert und damit ist der Hausmannit tetragonal. Eine scheinbar kubische Symmetrie erhält er duch eine komplexe Zwillingsbildung aus 5 Individuen. Eines der Enden dieser Zwillingsstöcke sieht denen Deiner Kristalle doch sehr ähnlich!



Beobachtest Du Anisotropie beim Cäsiumstannat?

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0