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Borax

Begonnen von Heiko, April 01, 2015, 19:44:42 NACHMITTAGS

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Heiko

Hallo,

Natriumtetraborat Decahydrat sollte (in etwa?) dem Mineral Borax entsprechen und demnach monoklin, also zweiachsig sein.



Liegen beide Achsen außerhalb des Gesichtsfeldes – des dünnen Kristalls wegen – sieht man eine solche Lemniskate. Ist das so richtig ausgedrückt?



Die zweite Figur erinnerte mich an Olafs Mimetesit-Aufnahme: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=22213.15
Nur eine zufällige Ähnlichkeit? Ursprünglich nahm ich an, Olaf zeigt eine ,,Zwillings-Interferenz-Figur". Handelt es sich hingegen um ,,normale Zweiachsigkeit" bei größerer Schichtdicke?
Ich blicke nicht durch.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ZitatLiegen beide Achsen außerhalb des Gesichtsfeldes – des dünnen Kristalls wegen – sieht man eine solche Lemniskate.

da stimmt der kausale Zusammenhang nicht! Die Lage der Achsen (bzw. der Achsenwinkel) ist unabhängig von der Dicke. Lediglich die Zahl der Isochromaten ändert sich dabei. Die beiden Achsenbilder, die Du oben zeigst, sind von unterschiedlichen Schnittlagen, links etwa senkrecht zur stumpfen Bisektrix, rechts etwa senkrecht zur spitzen Bisektrix. So sieht die Interferenzfigur eines ca. 2 mm dicken Borax Kristalls aus (Entschuldigung, schlechte, altes Bild):



Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Danke, lieber Olaf.

Und bitte gerne jederzeit mehr von Deinen Hinweisen, Berichtigungen – und ,,schlechten" Fotos ...

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

#3
Lieber Heiko,

Borax ist eine sehr dankbare und lehrreiche Kristallart, und da Du ja gerne experimentierst rege ich einen kleinen Versuch an: aus wässriger Lösung wachsen sehr leicht größere Kristalle, die im Idealfall so aussehen



Borax ist monoklin, hat also eine Spiegelebene (rosa in der Zeichnung) und eine 2-zählige Symmetrieachse (rot, gestrichelt). Dies zu erkennen kann man hervorragend an den Kristallen üben. Das perfekt zentrierte Achsenbild sieht man auf der der Symmetrieebene parallelen Fläche (blau). Am Achsenbild kann man auch direkt die monoklien Symmetrie erkennen; das können wir auch gerne diskutieren, wenn Du möchtest.

Nun hast Du zumindest bis Ostermontag Beschäftigung.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Da hab' ich nun den Salat – Nachsitzen über die Feiertage ...

:D

Frohe Zeit,
Heiko

Heiko

Lieber Olaf,

Anfängerfehler: die Borax-Mutterlauge erweist sich als Schwiegermutter-Lauge, da ich die Löslichkeit unterschätzt hatte. Bitte noch etwas Geduld mit der Giftbrühe.

In der Zwischenzeit habe ich mich über einen gestörten und angenagten, nichtsdestotrotz aber hübschen Apatit hergemacht:





Der Bursche ist fast einen Zentimeter dick, weshalb schon das 10er ein Bild liefert:



Mit dem 16er erhöht sich die Zahl der sichtbaren Isochromaten (das 40er bringt kein Ergebnis mehr):



Hier bin ich über die Kopffläche hinaus auf eine der Pyramidenflächen (veränderte Schnittlage) gerutscht:



Ist das soweit stimmig?

Viele Grüße,
Heiko

PS
Wikipedia benennt die Einachsigkeit und gibt außerdem einen sehr kleinen 2V-Winkel an. Ist kein wirklicher Widerspruch – oder?



olaf.med

Lieber Heiko,

bei gleicher Schnittlage siehst Du auf den Pyramidenflächen ein scheinbar anders orientiertes Achsenbild, da die Lichtstrahlen an den schräg stehenden Flächen gebrochen werden. Würdest Du den Kristall in einem Flüssigkeitstrog in passender Immersion ansehen, hättest Du wieder die normale Orientierung. Eine leichte Zweiachsigkeit ist durch die bösen Spannungen im Kristall hervorgerufen. Es gibt einen schönen Lehrversuch, den man früher, als es noch vernünftige Kristalloptik-Vorlesungen gab, mit einer kleinen einfachen Presse vorführte:



Damit wurde ein Quarz-Kristall gedrückt, der prompt zweiachsig wurde.

So etwas gab es übrigens auch für Linsen aus Glas, damit man sehen konnte, wie schlechte, beim Fassen verspannte Objektive selbst doppelbrechend werden.



Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Danke für Deine Antwort, lieber Olaf.

Den harten Quarz stellt sich der Laie ja als sehr druckresistent vor. Musste da ein eher dünnes Plättchen in die Presse?
Die so genannten Polariskope gehören wohl auch in diese ,,Ecke".

Ist die Spannung im Apatit also ,,systemimmanet" und wäre auch – wie soll ich das jetzt formulieren – im visuell ungestörten Kristall vorhanden? Oder anders herum: kann Apatit auch spannungsfrei sein?
Wie misst man eigentlich so kleine Winkel: 2V = 0,003? Und ist das ein Mittelwert, zumal es ja recht verschiedene Apatite gibt.

Neugierig gespannte Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

Die Quarzplatte in der kleinen Presse ist ca. 4 mm dick. Trotz des harten Quarzes reicht schon ganz moderater Druck zur Erzeugung anomaler Zweiachsigkeit - das zeigt wie extrem empfindlich die Kristalloptik ist.

Die Wikipedia-Aussage ist an Schwachsinnigkeit kaum zu übertreffen und bestätigt wieder einmal meine Vorurteile gegen dieses Medium, wenn man wirklich ins Detail schaut! Hier steht: 2V = δ = 0,003. 2V ist der Achsenwinkel und δ (besser und international gebräuchlich Δ) die Doppelbrechung. Beides hat soviel miteinander zu tun wie die Kuh mit Stabhochsprung! Achsenwinkel lassen sich an dicken und hoch-doppelbrechenden Substanzen recht genau messsen, aber die untere Genauigkeitsgrenze liegt bei ca. ±0,1°.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Bernhard Lebeda

Zitat von: olaf.med in April 07, 2015, 10:40:44 VORMITTAG


Die Wikipedia-Aussage ist an Schwachsinnigkeit kaum zu übertreffen und bestätigt wieder einmal meine Vorurteile gegen dieses Medium, wenn man wirklich ins Detail schaut! Hier steht: 2V = δ = 0,003. 2V ist der Achsenwinkel und δ (besser und international gebräuchlich Δ) die Doppelbrechung. Beides hat soviel miteinander zu tun wie die Kuh mit Stabhochsprung!


Hallo Olaf

nu musst ich doch gleich mal nachschauen, aber das ist ja nicht zu fassen! Zumal in der Zeile darüber "einachsig negativ" als optischer Charakter attestiert wird! Selbst meinereiner würde da keinen 2V mehr erwarten.  ;)  Da hat sich aber jemand schwer verhauen, oder trainiert gerade Kühe im Stabhochsprung.  ;D

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Heiko

Lieber Olaf,

wunderbar erfrischend – Deine emotionalen Eruptionen, wenn es um die Wikipedia geht.  :D 

Da die Welt ist, wie sie ist – und das schließt die Enzyklopädien mit ein – sollte ,,man" die betreffende Stabhochsprung-Passage einfach einmal löschen (auch um zu sehen, was dann passiert ;D).

Viele Grüße,
Heiko


Heiko

Was, lieber Olaf, brachte Dich nur auf den Gedanken, Boraxkristalle seien leicht zu züchten?

Sehr gut gingen Kupfersulfat und Alaun, wenn ich mich an meine Jugendsünden erinnere. Schwieriger waren Kochsalz und ,,Unkrautex"-Chlorat – immerhin konnte man die Kristalle ,,händisch" separieren und drehen – was sich beim Borax verbietet.

Da dieser ,,Klunker" schon etwas größer ist, generiert bereits das 16er ein Interferenzbild:



Die ,,perfekte Zentrierung", die wir uns wünschen, ist das aber noch lange nicht ...

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ZitatWas, lieber Olaf, brachte Dich nur auf den Gedanken, Boraxkristalle seien leicht zu züchten?

... komisch, bei mir ging das prima, aber vielleicht sind es auch die Jahrzehnte, die seitdem vergangen sind und alles verklärt haben.

Nun ist es aber zumindest etwas, was Dich fordert. Bin auf die weiteren Ergebnisse gespannt.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

alle, alle – fast alle liegen falsch. Und einige Zwerglein, die sich unter die etwas größeren Klunker gemogelt haben, lassen die gewünschten Interferenzen nur erahnen:



So viel zu meiner Erfolglosigkeit.

Viele Grüße,
Heiko