Botanik: Ein invasiver Neophyt: Das Drüsige Springkraut ! *

Begonnen von Schrodt, August 25, 2016, 14:08:12 NACHMITTAGS

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Schrodt







Bilder 1 - 3 :  Drüsiges Springkraut wuchert am Hemer Bach







Bild 4 :  Blütenregion mit Kapselfrüchten und 3-zähligem Blattquirl



Bild 5 Keulenförmige Kapselfrüchte, 18 - 24 mm lang



Bild 6 :  Aufgesprungene Kapselfrüchte



Bild 7 :  Aufgesprungene Kapselfrucht



Bild 8 :  Samen, ≈ 4 mm lang, ≈ 3 mm breit, ≈ 1,2 - 2 mm dick



Bilder 9 - 16 :  MBS 10  •  Samen

















Bilder 17 - 20 : ICR  •  Samenoberfläche








JoHa

Ahhh! Jetzt weiß ich endlich was für eine Pflanze ich vor 2 Monaten im Moor im Ammergauer Land gesehen habe. Damals noch ohne charakteristische Frucht. Vielen Dank für die Vorstellung des Neophyten!

Die mikroskopische Betrachtung der Samen ist natürlich ebenso interessant ;-)

Viele Grüße
Johannes

KlausB

Hallo Jürgen,

sehr schöne Dokumentation.

Ich hatte vor kurzem mal vor ein paar der Saman in meinem Garten auszustreuen,
denn die Blüten sind wunderschön.
Das lass ich jetzt besser sein.

Viele Grüße

Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
Zeiss OPMI als Stereo

Web-Seite:
https://www.freizeit2012undmehr.com/

Herbert Dietrich

Hallo Jürgen,

eine schöne Dokumentation einer schönen Pflanze.
Mir ist sie lieber als der ewige Mais und sie ist eine Freude für unsere Hummeln.
Nach meinen Beobachtungen wächst sie überwiegend an gut gedüngten Standorten, ob sie da noch viel
von unseren Wildkräutern verdrängt?

Hallo Klaus,

ich hätte keine Sorge, die Pflanze in meinem Garten zu haben (ich hatte sie mal vor über 60 Jahren)
wenn man sie loshaben will, braucht man sie nur im Frühsommer vor der Samenbildung entfernen. Nach zwei, drei Jahren
sind die restlichen Samen gekeimt und das Springkraut ist verschwunden, oder beim Nachbarn!

Herzliche Grüße
Herbert

rekuwi

Liebe Springkrautfreunde,

ja, es sieht schön aus und die Hummeln freuen sich. Aber es verdrängt unser heimisches kleines und großes Springkraut und ist in manchen Bachtälern so dominant, daß nicht anderes mehr wächst. Bitte nicht für eine weitere Verbreitung sorgen!

Herzliche Grüße
Regi

Schrodt

Hallo Johannes, Klaus, Herbert und Regi,

ich freue mich über das große Interesse an dem Beitrag und bedanke mich dafür.
Nachstehend noch einige Informationen und 3 Bilder mit ICR von der Samenoberfläche.

Das Drüsige Springkraut bevorzugt eher nasse und nährstoffreiche Böden. Es ist empfindlich gegen Frost und Dürre.
Die Samen haben eine hohe Keimrate von ca. 80 %, unter günstigen Umständen bleiben sie bis ca. 6 Jahren keimfähig.







Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

Herbert Dietrich

Liebe Regi, liebe Springkrautfreunde und -Feinde,

zum kleinen Springkraut:
Um 1835 ist die Pflanze aus Botanischen Gärten (Dresden, Berlin, Genf) verwildert.[3] Sie ist einer der wenigen Neophyten in Mitteleuropa, der sich auch in naturnahen Wäldern stark ausbreiten konnte. Dazu hat einerseits die Ausbreitung der Samen durch einen Schleudermechanismus beigetragen, aber wohl auch der Transport der Samen in den Reifenprofilen von Waldfahrzeugen.

zum Großen Springkraut:
Das Große Springkraut (Impatiens noli-tangere), auch Echtes Springkraut, Rühr-mich-nicht-an, Wald-Springkraut oder Altweiberzorn, ist der einzige Vertreter der Gattung Springkräuter (Impatiens), der ursprünglich in Mitteleuropa vorkommt, also kein Neophyt ist wie die anderen hier mittlerweile heimischen Arten. Die Bezeichnung noli-tangere ist verkürzt aus vorlinnéischem noli me tangere, welches ,,Rühr mich nicht an" bedeutet.
Vorwiegend eurasiatische Verbreitung von den Britischen Inseln und den Pyrenäen ostwärts bis zum Pazifik, darüber hinaus im westlichen Nordamerika. Als Standort werden schattig-feuchte bis nasse Waldstellen, Schluchtwälder, Auwälder, Bachränder bis in Höhenlagen von 1300 m NN bevorzugt.  Quelle Wikipedia

Liebe Regi,
Du hast recht, das Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) auch Indisches Springkraut genannt, verdrängt fast alle übrigen Pflanzen. Nach meiner Beobachtung vermehrt es sich
massenhaft vorwiegend an überdüngten Standorten und da haben unsere einheimischen Pflanzen sowieso kaum eine Chance, sie werden von Gras und Brennesseln überwuchert.
Diese Beobachtung machte ich an einem Bach ganz in der Nähe meines Hauses. Ich bin neugierig, ob sich das Springkraut dort ständig in so üppigen Beständen wie heuer halten kann.

Herzliche Grüße
Herbert


Monsti

Hallo Herbert,

das Indische Springkraut meidet lediglich extrem stickstoffarme Standorte (z.B. Übergangs- und Hochmoore), ansonsten wuchert es überall, wo es feucht genug ist. An Bachufern wird bei uns niemals gedüngt. Dennoch breitet sich die Pflanze gerade dort extrem aus. An vielen Stellen wächst nichts anderes mehr. Genauso invasiv ist der Staudenknöterich, der sich die Standorte mit dem Springkraut teilt. Längst breitet sich das üble Kraut auch in feuchten Wäldern aus. In den Wäldern um St. Johann in Tirol und Oberndorf bei Kitzbühel ist es in der Krautschicht der Wälder bereits bestandsbildend.

Unser Dorf ist aufgrund regelmäßiger Maßnahmen zum Glück weitgehend springkrautfrei. Die Pflanzen werden im zeitigen Frühling ausgerissen und/oder kurz vor der Blüte abgemäht. Im übernächsten Ort wuchern sie aber unverändert weiter und verdrängen die heimische Flora. Mir sind Brennnesseln und Gräser allemal lieber als dieses wuchernde Kraut. Ja, Hummeln lieben es. Das war es dann aber auch schon. Brennnesseln und Gräser sind Habitat für viele heimische Schmetterlingsraupen und andere Insekten. Zudem ergeben Brennnesselblätter herrliche Suppen, das aussamende Springkraut hingegen stinkt ekelhaft ...

Springkrauthassende Grüße
Angie

limno

Hallo Angie,
ZitatZudem ergeben Brennnesselblätter herrliche Suppen
Ich  hingegen wende mich mit Grausen, pfui Spinne!!! Frischer Spinat mit etwas Muskat mit Eiern von glücklichen Hühnern sind mir da sehr viel lieber!
Vielleicht gibt es ja in der Tierwelt einen heimischen "Schädling" der dieses eigentlich schöne Kraut zum Fressen gern hat und es  ohne Zutun des Menschen  für den heimischen Naturhaushalt "domestiziert". So geschehen z.B. bei der Wasserpest Elodea canadiensis.
Mit brennnesselsuppenhassenden Grüßen
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Carlos

#9
Hallo Angie,
Ein Frühjahr ohne das ,,Wildgemüse" Brennnesseln ist für mich kein Frühjahr. Dabei geht es nicht nur um Brennnessel Suppe sondern um ,,Eintopf" mit Kartoffeln und ,,Geräuchertem", ,,Omelett" oder schlicht um ,,Gemüse-beilage" aus z.B. gedünsteten ,,Brenn-nessel-Spitzen" mit Zwiebeln zu Fleisch oder Fisch.
Hier in Deutschland habe ich Brennnesseln noch nicht auf der Speisekarte gesehen, wohl aber in der Schweiz, am Maloja-Pass, bei einem Kurzurlaub Anfang Juno. Einfach köstlich!
Mit freundlichem Gruß Carlos
Entschuldigung, mein Beitrag ist natürlich völlig OT, aber es hat mich halt gereizt.

Herbert Dietrich

Liebe Springkrauthasser und -Freunde,

beim Bundesamt für Naturschutz habe ich unter diesem Link   https://neobiota.bfn.de/12639.html

folgendes gefunden (Ausschnitt) wer mehr wissen will, kann sich unter obigem Link selbst informieren:

"3 Auswirkungen

Da I. glandulifera in den letzten Jahrzehnten sehr stark zugenommen hat und besonders auffällige Dominanzbestände aufbaut, wird ihr häufig eine starke Bedrohung einheimischer Arten nachgesagt. Tatsächlich liegt die Wirkung dieser Bestände weniger im Verdrängen anderer Arten als in der Veränderung von Dominanzverhältnissen.

3.1 Betroffene Lebensräume

Dominanzbestände werden vor allem an Gewässern aufgebaut – an gestörten Stellen, die vorher vegetationsfrei waren, oder in ausdauernder Vegetation. Wegen ihrer begrenzten Schattenverträglichkeit dringt sie nur in krautige Vegetation und in lichte Wälder ein. Auch unter Erlen- und Weidensäumen an Fließgewässern kommt sie vor, wenn hier der seitliche Lichteinfall ausreicht.

3.2 Tiere und Pflanzen

Über die Verdrängung anderer Pflanzenarten durch das Springkraut gibt es unterschiedliche Ansichten, sie reichen von "sehr problematisch" bis "praktisch kein Effekt". Die auffälligen Dominanzbestände des Springkrauts entwickeln sich erst im Hochsommer, so dass andere Pflanzen bis zum Frühsommer relativ ungestört wachsen und z.T. auch zur Blüte kommen können, bevor es durch seine Höhe und Dichte zu Beschattung führt. So sind auch in dichten Springkrautbeständen noch andere Arten vorhanden, natürlich mit verminderter Produktion und Dominanz. Der Effekt der einjährigen Art wird auch dadurch relativiert, dass sie je nach Witterungsbedingungen nicht von Jahr zu Jahr gleich stark auftritt. In Jahren mit Spätfrösten im Frühjahr kann ihre Dominanz stark eingeschränkt sein. Die abgestorbenen Pflanzenmassen können die Keimung andere Arten behindern. Dies ist jedoch ebenso wenig ausreichend untersucht, wie der Effekt auf die Naturverjüngung von Bäumen.

Auf Tiere hat I. glandulifera vor allem positive Wirkungen: Ihr reiches Nektarangebot macht sie zu einer attraktiven Pflanze für Blütenbesucher. Sie wird von vielen großen Hymenopteren besucht, besonders Bienen und Hummeln. Zusätzlich bieten ihre extrafloralen Nektarien Nahrung für zahlreiche kleine Insekten. Auch in der nächsten Stufe der Nahrungskette ist ein positiver Effekt bemerkbar: I. glandulifera beherbergt mehr Arten an Blattlausfressern als ihre einheimische Verwandte I. noli-tangere. Die Attraktivität für Blütenbesucher kann so weit gehen, dass andere Pflanzen weniger von Bestäubern besucht werden. Ob das über die Reduktion von Samenansatz zu einer Verdrängung dieser Pflanzenarten beiträgt, muss weiter untersucht werden." Zitat Ende

In unserer bayrischen Landschaft sind Wiesen und Äcker überwiegend nur noch Monokulturen. Die Wiesen werden schon gemäht sobald der Löwenzahn blüht, auf den Äckern wird immer mehr Mais angebaut. Wo sollen Insekten noch Nektar finden? Warum summt und brummt es in den Impatiensbeständen?
Mir wären blühende Wiesen und Wegraine auch lieber.

Liebe Angie, in Deiner Heimat mag die Natur noch weitgehend so sein wie vor 50 Jahren, aber bei uns hat ein tiefgreifender Wandel eingesetzt mit immer mehr Artenarmut auf dem Lande, die
Artenvielfalt findet sich bei uns eher in den Großstädten wie München, Nürnberg und Augsburg.

Herzliche Grüße
Herbert

Schrodt

Hallo Herbert,

vielen Dank für deine Ausführungen und den Hinweis auf eine auch von mir benutzte deutsche Quelle.
Ich habe es leider versäumt, verschieden Quellen bei meinem Beitrag anzugeben, da ich nicht mit dem Interesse für das Thema gerechnet
habe. Daher will ich jetzt noch eine weitere ergiebige Quelle zu dem Drüsigen Springkraut angeben: Die " Schweizer info flora ". Nachstehend ein
Auszug.











Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

Klaus Henkel

Daß Indisches Springkraut-Bestände auch im Ammergau vorkommen, ist mir neu. Nördlich des Ammersees, am Rand des Ampermoos kenne ich es auch.

Meine erste Begegnung mit dem Kroppzeug war 1961 und in den Folgejahren an der Weser bei Veckerhagen, und auch gegenüber bei Hemeln auf der niedersächsischen Seite. Das Weserufer war kilometerweit unzugänglich, so dicht stand das Indische an den Uferböschungen. Hübsch sieht es ja aus, aber man bekommt es praktisch aus einem Garten nicht mehr hinaus, denn die Rhizome sind sehr stark.

Grüße zum Wochenende!
KH

Herbert Dietrich

Hallo Jürgen,

so sind die Ansichten verschieden. Mich wundert, warum eine Pflanze, die seit über 150 Jahren bei uns eingeführt wurde, sich plötzlich zum massiven Schädling entwickelte, oder
als solcher gesehen wird. Die Pflanze besetzt vermutlich für sie in den letzten Jahren attraktiv gewordenen Areale. Unsere Welt ist halt im ständigen Wandel und wir bestimmen,
was gut und böse ist.

Herzliche nachdenkliche Grüße
Herbert

Herbert Dietrich

Lieber Herr Henkel,

Meine Mutter säte das Springkraut in den 1950er Jahren in unserem Garten aus, damals waren die Samen sehr begehrt.
Bald standen in jedem Bauerngarten "Bauernorchideen". Nach einigen Jahren war die ganze Pracht wieder verschwunden,
weil Zwiebel, Möhren, Kohl und Kartoffeln angebaut wurden und die Sämlinge als Unkraut gejätet wurden.
Rhizome bildet das Springkraut keine, es ist einjährig.

Herzliche Grüße

Herbert