Zucker auf dem Spindeltisch

Begonnen von Florian D., Dezember 25, 2018, 23:02:01 NACHMITTAGS

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Florian D.

Glück Auf, Forum!

Es ist wiedermal an der Zeit, Olaf hier ein Dankeslied zu singen!
Nachdem ich vor über 2 Jahren begann, mich theoretisch mit der Spindeltischmikroskopie zu beschäftigen, ist doch seither der Wunsch gereift,
mich mit solch einem Tisch auch experimentell zu beschäftigen.
Den Gedanken, mir aus Pappe einen klapprigen Notbehelf zu basteln, habe ich dann doch irgendwann verworfen.
Jetzt hat Olaf mir diesen Wunsch erfüllt, indem er mir ein wahres Wunderwerk an Spindeltisch gebaut hat.
Vor allem die Ratsche, die auf Wunsch ein Fortschreiten des Winkels in 10 Grad Schritten ermöglicht, ist sehr eindrucksvoll.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten konnte ich heute endlich den ersten Kristall vermessen - ein Kriställchen Haushaltszucker.
Die Orientierung am Glasfaden ist offensichtlich noch optimierungswürdig. Trotzdem lies sich dieser Kristall gut vermessen.
Der gefundene Wert von 2V = 49.1 Grad stimmt innerhalb des Konfidenzintervalls mit den 48 Grad überein, den ich hier gefunden habe:
http://www.mccroneatlas.com/viewer/text.asp?IMAGE_ID=236700&PARTICLE_ID=1&TECHNIQUE_ID=1&MODE=PLM
Die Messungen habe ich in Immersionsöl vorgenommen (n=1.518). Zucker ist etwas höherbrechend (1.54-1.58).
Ich hoffe, auch noch die Hauptbrechungsindices durch Messung in Anis- bzw. Zimtöl bestimmen zu können.

Besonders fasziniert bin ich davon, wie einfach es ist, die Normalenrichtungen der Flächen des Zuckerkristalls zu vermessen.
Kennt man deren Indices, kann man die Orientierung der optischen Achsen relativ zu den kristallographischen angeben.
Anbei ein Bild des Spindeltisches, des Kristalls unter dem Mikroskop, sowie die Auswertung der Messungen mit dem GrimR Programm, das ich bereits anderweitig vorgestellt habe.
Um ein Gefühl für die Genauigkeit der Extinktionswinkel zu bekommen, habe ich jede Einstellung von S und die Ablesung 3 mal vorgenommen.
In den meisten Fällen liegt die Genauigkeit bei vielleicht 0.3 Grad, nur bei ungünstigen Orientierungen lagen die Extinktionswerte um mehr als 1 Grad auseinander.

Viele Grüsse,
Florian





Heiko

Hallo Florian,

hochachtungsvoll staunend ...

Gruß, Heiko

olaf.med

Lieber Florian,

:) :) :)

Zum Aufkleben der Kristalle habe ich noch ein paar Tipps aus jahrzehntelanger Erfahrung. Mehr dazu wenn unser Haushalt sich wieder normalisiert hat. Acht Einquartierungen bringen doch erhebliche Unruhe ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

derda

Hallo Florian,

welch schönes Kleinod ziert nun dein Mikroskop, ich bin schwer begeistert und zugleich beschämt, wie wenig ich mich seit dem Spindeltischkurs in Bochum mit dem Thema beschäftigt habe.
Gerade habe ich meine ,,Hammerschlagmethode" gezeigt. Es bleibt noch zu erwähnen, dass diese auch viele Spindeltischproben hinterlässt 😂

Dein Programm werde ich die Tage mal testen.

Viele Grüße,

Erik

Florian D.

Zitat von: olaf.med in Dezember 26, 2018, 09:33:21 VORMITTAG
Lieber Florian,

:) :) :)

Zum Aufkleben der Kristalle habe ich noch ein paar Tipps aus jahrzehntelanger Erfahrung. Mehr dazu wenn unser Haushalt sich wieder normalisiert hat. Acht Einquartierungen bringen doch erhebliche Unruhe ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf

Lieber Olaf,
da bin ich sehr gespannt! Ich möchte hier auch erwähnen, dass Cody Steven,  ein Doktorand von Mickey Gunter in den USA, vor Kurzem eine schöne Beschreibung der Spindeltischmethode, einschliesslich des Aufklebens der Kristalle,  verfasst hat:
http://www.minsocam.org/msa/Monographs/bloss_steven_guidebook_(4.0MB).pdf

Viele Grüsse,
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

herzlichen Dank für den Link. Der hat sich aber wirklich viel Mühe gemacht. Ich habe die Anleitung bisher nur diagonal gelesen, aber sie scheint hervorragend zu sein. Bezüglich des Aufklebens kann man nur Mickey Gunter zitieren:

Mounting crystals is a skill which comes with time. At first it seems very hard, but it gets much easier after you have mounted a few thousand!

Beste Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

derda

#6
Liebe Spindeltischfreunde,

es gab von Carl Zeiss Jena einen Spindeltisch für das Jenapol und das Jenalab-pol. Mir wurde dieser Spindeltisch eher zufällig angeboten, als ich auf der Suche nach dem dreiachsigen Universaldrehtisch war. Zusammen mit einem 5x und 16x Segmentobjektiv habe ich 400€ dafür bezahlt. Nach dem Kauf fristete der Tisch erst mal ein Schattendasein im Sammelschrank und wurde von mir erstmalig in Bochum bei Olaf´s Spindeltischkurs benutzt, danach folgten ein paar Versuch mit Excalibre und der Tisch verschwand wieder im Schrank.

Jetzt habe ich ihn herausgeholt, um ein paar Fotos zu machen und mich wieder etwas damit zu beschäftigen.

Verwendung des Spindeltisches am Jenalab-pol.


Zur Befestigung der Spindel wird diese in eine Nut gelegt und über eine Feder festgeklemmt. Nicht so ideal ist die Größe der Ölzelle. Entweder flutet man diese mit einer halben Flasche Immersionsöl oder man arbeitet mit einem hängenden Tropfen eines aufgelegten Deckglases. Da muss ich mir noch eine bessere Lösung überlegen.


Antriebsseitig verfügt die Spindel über eine 45°-Rastfunktion, um das Korn in die Additions- oder Subtraktionsstellung zu bringen.


Im Handbuch der Mikroskopie von Beyer und Riesenberg findet sich noch ein kleiner Abschnitt zu diesem Tisch.







Hat eigentlich noch jemand diesen Spindeltisch im Besitz oder Gebrauch?

Viele Grüße

Erik

hugojun


Peter V.

Hallo,

Zitat von: hugojun in Januar 15, 2019, 19:50:45 NACHMITTAGS
Hallo Erik ,
da hast Du ja ein richtiges Schnäppchen gemacht:

https://www.edanco.com/rotary-stages/11-crystals-rotating-device-for-jenapol-carl-zeiss-jena.html



Gruß

Jürgen

Na ja - "edanco" halt...das wird man wohl noch eine ganze Weile auf Ebay finden!

Aber der Preis, den Erik gezahlt hat, ist in der Tat schon "sehr" ok!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian D.

da bin ja gespannt auf die ersten Messungen!
Viele Grüße,
Florian

derda

Guten Moin,

das mit den Preisen ist so eine Sache. Das Edanco-Angebot ist die Vollausstattung für das Jenapol. Verglichen damit ist die Kursmikroskopvariante des Jenalab wesentlich spärlicher ausgestattet. Sie bestand lediglich aus den 5x und 16x Segmentobjektiven, dem Spindeltisch, zwei Ölzellen, fünf Spindeln, zwei dickeren Deckgläsern zum Auflegen und Immersionsöl.

Eigentlich hatte ich einen Universaldrehtisch bestellt und dachte mit 400€ ein Schnäppchen gemacht zu haben. Es kam aber der Spindeltisch, von dem ich nicht wusste wozu er überhaupt gut ist. Dem Verkäufer BW-Optik war es wohl zu diesem Zeitpunkt auch nicht ganz klar. Ich habe dann ganz klar gegen Marie Kondos Gebote verstossen und den Spindeltisch behalten.

Den originalen 124-Universaldrehtisch fürs Jenalab habe ich dann später von Askania gekauft.

Wenn ich ein Jenopol hätte, würde ich den vermutlich letzten ovp Spindeltisch kaufen, denn ich  habe noch nie einen solchen in irgendeiner Auktion gesehen.

Mir ist ausser Carl Zeiss Jena auch kein Hersteller bekannt, der serienmäßig solche Tische im Programm hatte.

Viele Grüße

Erik

Florian D.

Hallo Erik,

was ist ein Segmentobjektiv?

Viele Grüsse,
Florian

derda

Hallo Florian,

so benannte man die U-Tisch-Objektive bei CZJ.

Viele Grüße

Erik

Peter V.

Hallo Erik,

benötigt man denn alles, was in diesem von Dir zitierten "Set" ist?

Herzliche Grüße
Peter
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derda

#14
Hallo Peter,

ja klar. Sicher können aber auch andere Objekte verwendet werden. Es ist bestimmt auch nicht verkehrt einen Cargille-Immersionsölsatz zu besitzen. Preislich liegt der bei ca. 800€. Da ist die Hardware für 2000€ gar nicht so weit entfernt.

Viele Grüße

Erik