Frage zu Immersionsölen

Begonnen von Peter V., Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

da ich nicht allzu oft Ölobjektive verwende, habe ich wneig Erfahrung mit Immersionsölen. Wenn ich es mal benötige, nehme ich zumeist das, das gerade herumsteht bzw. das mal irgendwelchen Konvolutkäufen beilag.

Ich habe hier sowohl Immersionsöl Zeiss 518C in einer brauenen Tropfflasche (immerhin schon als PCB-frei gekennzeichnet) und als 100 ml mit blauem Zeiss Logo. Dieses Öl soll aber auch cancerogene Stoffe enthalten /Chlorierte Paraffine und toxische Weichmacher) und ist wohl aktuell nicht erhältlich. Weiterhin habe ich in einer weißen Tropfflasche Zeiss 518N, das wohl das derzeit übliche Öl für "Normalanwendungen" ist.
Dieses Öl ist allerdings deutlich viskoser als beispielsweise 518C, was das zu führt, dass die Adhösion zwischen Deckglas und Objektiv so hoch ist, dass sich beim Fokussieren das Deckglas bewegt und damit auch die zu mikroskopierenden Objekte. Bei etwas schnellerem Anheben des Objektivs mittels Grobtrieb kommt es sogar gelegentoich zum Anheben de ganzen Objektträgers.

Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

MikroMicha

#1
Hallo Peter,

Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Dieses Öl ist allerdings deutlich viskoser als beispielsweise 518C, was das zu führt, dass die Adhösion zwischen Deckglas und Objektiv so hoch ist, dass sich beim Fokussieren das Deckglas bewegt und damit auch die zu mikroskopierenden Objekte. Bei etwas schnellerem Anheben des Objektivs mittels Grobtrieb kommt es sogar gelegentoich zum Anheben de ganzen Objektträgers.

genau aus diesem Grund gehe ich als Zeiss-Anwender was die Verwendung von Immersionsölen betrifft, inzwischen "fremd", da ich als Tümpler am Anfang auch das Problem mit dem zu zähen Zeiss-Original-Immersionsöl hatte.

Ich verwende schon lange Immersionsöle von Olympus, und zwar die Öle IMMOIL-8CC oder das IMMOIL-F30CC. Letzteres ist ein besonders reines Öl und eigentlich für Fluoreszenz-Anwendungen gedacht, geht aber auch für Normalanwendungen.

Diese Öle zeichnen sich beide dadurch aus, dass sie wesentlich dünnflüssiger sind, als die Zeiss-Öle.

Ich hoffe, dass ich hiermit ein wenig weiterhelfen konnte.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Bob

Hallo Peter,
meines Wissens sollte ein Immersionsöl einen Brechungsindex von 1,515 haben. Es gibt z.B. auch welches mit 1,48x, das dürfte mit leichten Einschränkungen verbunden sein. Für inverse Mikroskope gibt es wohl besonders zähe Öle, die weniger zum Weglaufen neigen. Ist Dein Zeiss 518C vielleicht so eins?
Eine aktuelle Kaufempfehlung habe ich nicht parat.

Viele Grüße,

Bob

JB

#3
Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

Hallo Peter,

Ja, die gibt es. Die Viskositaet von Immersionsoelen wird in meist in Centistokes angegeben, da kann man genau sehen was man kauft. Es gibt Oele fuer verschiedene Anwendungen, z.B. auch hochviskoses fuer Inversmikroskope und Kondensoren.

Moechtest Du die gleiche Viskositaet wie 518C oder kann es auch weniger sein?

Laut Datenblatt ist:
518C        445 mm2/s https://www.zeiss.com/content/dam/Microscopy/Downloads/Pdf/MSDS/msds_518c_immersion_oil.pdf
518N        775 mm2/s https://www.lewisu.edu/academics/biology/pdf/immersion_oil.pdf

Alternativen sind:
Cargille Type A      150 cSt https://cargille.com/about-immersion-oils/#guide
Sigma I0765          150 cSt
Leica Type F          435 mm2/s
Motic                     keine Angabe zu finden aber ist finde das ist sehr duennfluessig, das kriecht ueberall hin (5 ml Tropfflasche; die gibt es vermutlich bei Herrn Linkenfeld zu kaufen)

Von Roth und Merck gibt es bezahlbare Oele mit 100-120 mPa.s (also nicht direkt vergleichbar aber als "low viscosity" beschrieben).

Beste Gruesse,

Jon

Peter V.

#4
Hallo,

ich habe noch eine alte Flasche Merck Immersionsöl, sie dürfte aus den Siebzigern stammen (Siehe Bild). Ich vermute, dass das Öl noch nicht PCB-frei ist, weshalb ich es nicht gern benutzen möchte. Vermutlich wird es einen nicht umbringen, wenn man es nicht trinkt und nicht seine Hände darin badet wie Tilly dereinst in Palmolive...aber man weiß ja nie und Kanzerogenität ist eher stochastisch. Zudem neige ich zum "Herumkleckern" - wird zumindest von bösen Zungen aus meinem Umfeld behauptet..  ;)
Ich habe jetzt mal auf Empfehlung per PN eines sehr erfahrenen "Ölers" im Forum das aktuelle Immerisonsöl von Merck bestellt.

Herzliche Grüße
Peter
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JB

Zitat von: Peter V. in Oktober 29, 2019, 21:33:42 NACHMITTAGS
Ich vermute, dass das Öl noch nicht PCB-frei ist,

Ja, das enthaelt 30-45 % PCB (!). Zeit fuer das Schadstoffmobil  ;)

d65

Hallo Peter,

ich bin mir nicht sicher, wie es früher gehandhabt wurde, aber heute wird das Immersionsöl mit seinen jeweiligen Eigenschaften von den Objektivherstellern als Teil des optischen Systems betrachtet, dessen Eigenschaften bei der Berechnung der Objektive und des restlichen Systems mit einfließen. Genauso wie beispielsweise die Deckglasdicke, die ja auch nicht irgendwas sondern 0.17 mm betragen sollte. Wenn also ein anderes als das vom Hersteller vorgesehene Öl verwendet wird und dieses andere Eigenschaften z.B. bezüglich der chromatischen Aberration hat, dann kann sich das entsprechend aufs Bild auswirken. Muss nicht, mit ein bisschen Glück wird auch ein 'fremdes' Öl vernünftige Ergebnisse liefern. Aber gerade in den Randbereichen, also blau und tiefrot wäre ich nicht überrascht wenn es Abweichungen gibt.

Das von Jon mit aufgelistete Leica Typ F wird übrigens laut Sicherheitsdatenblatt von Zeiss hergestellt, ich gehe davon aus, dass es 518F ist.

Der Standardwert von Brechungsindex 1,515 bezieht sich auf nD, also 589 nm. Bei 546 nm nD liegt er bei 1,518. Ich nehme an, dass da der Name herkommt. Es gibt auch eine Iso-Norm zum Thema (ISO 8036:2006), bisher konnte ich mich aber noch nicht dazu durchringen, die zu kaufen.

Liebe Grüße
Steffen

Stephan Hiller

#7
Hier die Übersicht der bei Zeiss im Hilfsstoffkatalog aufgeführten Immersionsöle. Die Viskositäten sind leider in dieser Zusammenstellung nicht aufgelistet, ich kann sie aber bei Bedarf gerne aus den MSDS ermitteln. Dafür enthält diese Zusammenstellung die Brechungsindices bei kürzeren Wellenlängen (350 - 450 nm) und Angaben zur Eigenfluoreszens.
Das zuvor genannte 518C wird im aktuellen Hilfsstoffkatalog nicht mehr aufgeführt. Das von Jon verlinkte Datenblatt ist übrigens aus dem Jahr 1995 also fast 25 Jahre alt. Ich gehe davon aus dass das 518C wegen seiner Cancerogenität und potentiellen Fruchtschädigung aus dem Programm genommen wurde. Die in diesem MSDS angegebene Viskosität ist übrigens 435 mm2/sec und nicht 445 mm2/sec.
Ich habe auch das Datenblatt zu dem von Michael augeführten Olympus Immersionsöl IMMOIL 8CC und Immoil500CC ergoogelt und angehängt. Leider enthält es keinerlei Angaben zur Viskosität. Ebenso enthält das MSDS zum Olympus Immersionsöl F30-CC keine Angaben zur Viskosität.

Grüße

Stephan Hiller

Peter V.

Hallo Jon,

wo hast die Information zu dem "alten" Merck-Öl gefunden?

Hezrliche Grüße
Peter
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JB

Hallo Peter,

In diesem Artikel aus den 70ern: PCB's in Microscope Immersion Oil. By H. Stanley Bennett, Phillip W. Albro. Science 14 Sep 1973 : 990
Der Link ist vermutlich nicht frei zugaenglich? https://science.sciencemag.org/content/181/4104/990.1

Er ist aber ganz kurz und hier ist die Passage daraus:
"Nine samples of microscope immersion oil marketed in Europe, North America, and Japan under the brand names of Cargille, Crown, Nikon, Zeiss, Fisher, Harelco, and Carolina Biological Supply Co. all contained 30 to 45 percent PCB's, averaging about 5 to 6.3 chlorines per biphenyl residue, in hydrocarbon vehicles, but their labels carried no indication of PCB content or hazard."

Beste Gruesse,

Jon

Bob

Hallo zusammen,
die PCB-haltigkeit von Immersionsölen war mit gar nicht bekannt - danke für den Hinweis. Wenn es vermeidbar ist, muss man solche Stoffe ja nicht verwenden oder in die Umwelt entlassen. Mein Immersionsöl ist vielleicht 12 Jahre alt und dürfte kein PCD mehr enthalten. Ich habe aber noch 1,5 Flaschen russisches Immersionsöl, bei dem ich mir da nicht so sicher wäre. Ich wollte davon gerade etwas zur Benutzung verschenken, aber das lasse ich mal lieber. Ich muss dann noch mal den Bestand in unserem MIKRO-Hamburg Labor ansehen, ob da noch kritischer Altbestand zu finden ist. Wie arbeiten bei den Treffen selten mit Ölimmersion, aber gerade im September (Blutuntersuchungen) war das notwendig.

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

#11
Hallo,

man muss realistischerweise sagen, dass das Öl sicher keinen Schaden anrichtet, wenn man damit nicht herumkleckert und einfach nicht damit in Berührung kommt - also weder Hautkontakt hat, noch es in irgendeiner Weise oral aufnimmt.
Ich würde allerdings solche PCB-verächtigen Öle auch nicht "allgemein" weitergeben, schon gar nicht an Jugendliche. Wenn aber jemand weiß, was er tut, wird er sicher nicht sterben, wenn er auch noch ein solches Öl mit entsprechender Vorsicht benutzt.

Herzliche Grüße
Peter
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jochen53

#12
Hallo,

Nur als Beispiel: Hier ist ein typisches Rezept für ein Immersionsöl ohne PCB und Dibutylphthalat, das ich vor Jahren selbst hergestellt und vermessen habe:

42 Vol.-% Cereclor 60 L       (das ist ein sog. Chlorparaffin mit 60 % Chlorgehalt, Ersatz für PCB)
58 Vol.-% Dimethylphthalat (ein Phthalsäureester, Ersatz für das häufig verwendete Di-n-butylphthalat, selbst synthetisiert)

n20D: 1,5160
Mittl. Dispersion: 0,0130
Abbé-Zahl: 39,7

Leider habe ich damals die Viskosität nicht gemessen. Mittlerweile sind die Chlorparaffine auch fast vollständig vom Markt verschwunden. Messungen der Brechzahl bei anderen Wellenlängen als 589 nm (Na-D-Linie) sind mit normalen Laborgeräten nicht möglich.

Viele Grüße, Jochen.

Bob

Zitat von: Peter V. in Oktober 31, 2019, 08:26:43 VORMITTAGwenn man damit nicht herumkleckert und einfach nicht damit in Berührung kommt

Hallo Peter,
gerade bei Immersionsöl finde ich das nicht so einfach. Ich wische Objektiv, Präparat und Kondensor mit Waschbenzin und Papiertuch ab. Dabei dringt natürlich Öl ins Papiertuch ein. Ich komme damit also viel mehr in Kontakt, als mit Farbstoffen oder Eindeckmitteln und anderen Stoffen bei der Präparation.
Man muss da sicherlich kein Drama draus machen, aber wenn es weniger gesundheitsschädliche Substanzen gibt, dann her damit.
Bei den Mikrotreffen geht es auch immer etwas turbulent zu und man muss zudem mit recht ungeschickten Teilnehmern rechnen.
Da spart man sich viele Sicherheitshinweise und -vorkehrungen, wenn die Stoffe von vorneherein nicht so kritisch sind.

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

Hallo Bob,

ok - daran hatte ich nicht gedacht.  :-[ Ich gebe zu, dass ich nur an die Tümpler dachte und selbst sowohl Objektträger als auch Deckgläser unberührt entsorge. Stimmt - das macht ja nicht jeder!
Und zu den "Spießern", die Kondesoren ölen, gehöre ich schon gar nicht!   ;
Objektive muss man aber nicht zwingend vom Öl befreien.

Fazit: Jeder muss halt überlegen, ob und wie er mit dem Öl ggf. in Berühung kommt und danach überlegen, ob er ein solches Öl einsetzt. In der Mineralogie wird ja noch heute mit recht toxischen Immersionsölen gearbeitet. Man muss eben wissen, womit man es zu tun hat und wa sman damit tut.
Deshlab schrieb ich ja: Ein solches belasteets Öl würde ich nicht j e d e m geben.

Hezrliche Grüße
Peter
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