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Der Schwäbische Vulkan

Begonnen von Florian D., Januar 03, 2021, 18:15:29 NACHMITTAGS

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hugojun

#15
Hallo Florian ,
vom Chagrin schaut es aus wie das links und links-oben liegende Mineral  ( lin pol)und ich tippe mal auf Olivin.
Zur konoskopischen Aufnahme, möchte ich gern wissen, mit welcher Apertur du da unterwegs warst.
Bei kleinem 2V würde ich auf hohen Fayalit im Olivin tippen. Kannst Du noch ein konoskopisches Bild
mit dem Kompensator 1Lambda machen und Angaben zur Lage der Isogyren zum Kopfschnitt?
Nach den Farbringen im konoskopischen Bild , könnte der Schliff aber noch etwas zu dick sein?

LG
Jürgen

Florian D.

Hallo Jürgen,

du hast sicher recht. Der Olivin ist optisch negativ. Damit schätze ich den Fayalitgehalt auf etwa 20 %.
Der Melilit von Grabenstetten zeigt ja keine extrem anomalen Interferenzfarben. Es gibt sowohl Kristalle mit positiver wie negativer Hauptzone. Damit scheinen Akermanit und Gehlenit getrennt auskristallisiert zu sein. (Erstes Bild Grabenstetten, mit lambda Plättchen).
Bei dem Melilit vom Götzenbrühl liegt die Sache anders: Das Innere der Kristalle ist praktisch isotrop, wohingegen die äusseren Bereiche optisch negativ sind. Damit wird der Rand zunehmend Gehlenitreicher. (Zweites Bild Götzenbrühl, mit lambda Plättchen).

Florian D.

3. Eisenrüttel bei Münsingen-Dottingen

Der letzte Punkt der Exkursion war Dottingen. In der Nähe, am Eisenrüttel, wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Basalt für den Eisenbahngleisbau (... auf d'r schwäbsche Eisenbahn ...) abgebaut, es gibt sogar eine Infotafel dazu. Die Gegend war ein traumhaftes Wintermärchen. Es gibt sogar 2 Skilifte, die momentan allerdings nicht in Betrieb sind. Schlittenfahren konnte man trotzdem.
Nach Gaiser ist der Eisenrüttel der einzige reine Nephelinbasalt des Uracher Vulkangebiets.
Der Nephelin bildet sehr kleine hypidiomorphe Kriställchen der Grundmasse (auf Bild 3 und 4 kann man den hexagonalen Umriss erahnen). Ansonsten fallen die grossen, oft verzwillingten Augite mit ausgeprägtem Zonarbau sofort ins Auge.

Florian D.

Zitat von: Rawfoto in Januar 04, 2021, 15:33:06 NACHMITTAGS
Meine Interpretation 1 von höherer / niedrigster Interferenz Farbe ==> wir sprechen von der Levy Farbtafel, Links liegt nieder, nach Rechts 2., 3. und 4. Ordnung - also höher. Welche Farbe ich erreiche hängt a von der Schliffdicke und b vom zu betrachtenden Mineral ab - bei Melilith kommen wir durch das Blau nicht in die erste Ordnung - wird sind am Beginn der 2. Ordnung


Hallo Gerhard,

Der Melilith ist hier trügerisch. Er hat nämlich eine sehr niedrige Doppelbrechung, diese ändert sich aber mit der Wellenlänge. Man spricht von anomaler Dispersion und diese kann nicht mit der Michel-Levy Farbtafel verglichen werden.

Viele Grüsse
Florian

olaf.med

Lieber Gerhard,

es ist nicht ganz einfach im Fernkurs diese z.T. komplexen Zusammenhänge zu erklären, aber wir können ja versuchen, uns langsam heranzutasten.

Was die Höhe der Interferenzfarben anbetrifft hast Du völlig recht - von links nach rechts in der Interferenzfarbtafel spricht man von aufsteigender Farbfolge beginnend von Schwarz, über Grau, Gelb bis Rot erster Ordnung und dann weiter durch die anschließenden Ordnungen.

Eigentlich ist die Interferenzfarbtafel nur die graphische Darstellung einer linearen Gleichung a = b x c (hier: Gangunterschied = Dicke x Doppelbrechung).

Der Dünnschliff hat überall die gleiche Dicke, idealerweise 30 µm, wir bewegen uns also in dieser Tafel auf der Linie parallel zur x-Achse an der 30 µm steht. Jedes doppelbrechende  Mineral hat nun eine charkteristische Doppelbrechung, wählen wir für diese Diskussion einmal den Diopsid aus mit einer Doppelbrechung von 0,03. Diese Doppelbrechung ist graphisch im Diagramm als Zentralstrahl dargestellt. Für die Schliffdicke von 30 µm liegt der Schnittpunkt der Linie für 30 µm mit diesem Strahl beim Gelb 3. Ordnung (ca. 1500 µm Gangunterschied).

Nun kommt's: Je nach Orientierung der Diopsid-Kristalle im Schliff können alle Farben zwischen schwarz und gelb 3. Ordnung auftreten - Schnitte senkrecht zu einer optischen Achse sind schwarz, Schnitte parallel zur Achsenebene zeigen das Gelb 3. Ordnung. Alle anderen Schnittlagen liegen zwischen diesen Werten, aber niemals kann einer eine höhere Farben zeigen. Die Kunst ist nun, die beiden Extremschnitte zu finden, den schwarzen für das Achsenbild und den mit dem Gelb 3. Ordnung für die Bestimmung der Doppelbrechung.

Florian hat schon darauf hingewiesen: der Melilith hat keine normalen Interferenzfarben, sondern dieses Blau ist anomal und nicht in der Interferenzfarbtafel zu finden. Eigentlich entspricht es einem mittleren Grau erster Ordnung. Die Doppelbrechung liegt also bei etwa 0,005.

Die Kompensatoren benötigen wir nur für Sonderzwecke, wie die Bestimmung des optischen Charakters und des Charakters der Längserstreckung - Stoff der nächsten Unterrichtsstunde   ;D ?

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

olaf.med

Lieber Florian,

bei Deinem pseudohexagonalen Achsenbild mit der sehr schönen Interferenzfigur bin ich am Rätseln. Dieses Mineral muss Interferenzfarben von Weiß höherer Ordnung zeigen, und so etwas kenne ich bei normaler Schliffdicke fast nur von Carbonaten und Titanit. Einen Längsschnitt mit Weiß höherer Ordnung dieser Phase sehe ich rechts unten im Bild.

Jürgen hat ganz richtig darauf hingewiesen, dass das Chagrin dem des Olivins entspricht (wenn das Mineral mit der blauen Interferenzfarbe tatsächlich Olivin ist). Der Achsenwinkel ist mir aber viel, viel zu klein für einen Olivin.

Ich glaube, nun brauchst Du doch ein Mikro-Bohrgerät und ein Röntgengerät mit eine Gandolfi-Kamera für die Phasenanalyse. Du kannst ja bei Maite schon einmal zaghaft nachfühlen, ob sie Dir die Hälfte des Badezimmers als zusätzliches Labor abtritt  ;D ;D ;D ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Rawfoto

#21
Guten Abend :)

Zuerst, danke, an Alle :)

@Olaf:

Diopsid liegt bei 0,031, verstanden
Trifft sich mit der 0,035mm Linie, verstanden
Gangunterschied liegt bei 1550, verstanden

Auf Gelb 3. Ordnung komme ich auch

Das finden im Schnitt ist nicht leicht - da brauche ich Übung, aber das habe ich auch verstanden

Wenn ich ein bestimmtes Material für den Dünnschliff habe komme ich sogar noch einen Schritt weiter, ein/zweiachsig, positiv / negativ und die entsprechenden Daten aus der Fachliteratur .

Die nächste Unterrichtseinheit geht bitte einen Schritt zurück, bei der Auswahl der Schnittachse aus dem Bohrkern. Ich konkretisiere das nach der Badewanne ...

Danke & bis gleich

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Florian D.

Zitat von: olaf.med in Januar 04, 2021, 19:22:00 NACHMITTAGS

Jürgen hat ganz richtig darauf hingewiesen, dass das Chagrin dem des Olivins entspricht (wenn das Mineral mit der blauen Interferenzfarbe tatsächlich Olivin ist). Der Achsenwinkel ist mir aber viel, viel zu klein für einen Olivin.


2V geht bei Olivinen aber doch bei ca 15% Fayalitgehalt durch 0? Das würde doch passen? Bei den Olivinen sehe ich sonst aber nirgendwo weiss höherer Ordnung.

olaf.med

Nee, lieber Florian,  da ist der Olivin optisch neutral, hat also einen Achsenwinkel von 90° - das geaue Gegenteil von 0°.

Herzliche Grüße, Olaf
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Florian D.

Ja, natürlich, man verliert so schnell die Intuition, wenn man nicht dauernd damit arbeitet.
Ich habe die anderen Minerale mit weiss höherer Ordnung für sekundäre Auscheidungen von Calcit gehalten.
Im Kopfschnitt  würde man von Calcit doch auch ein Sechseck erhalten? Im Tröger steht, er hat anomales 2Vx bis 25 Grad. Auch optisch negativ würde passen.

olaf.med

Lieber Florian, 

mit Calcit wäre ich ja auch sehr einverstanden. Der zeigt im Kopfschnitt den Brechungsindex no, der dem des Forsterits entspricht. Daher hat er in dieser Schnittlage auch das gleiche Chagrin. Der Längsschnitt zeigt dagegen ein niedrigeres Chagrin. Außerdem handelt es sich offenbar um eine Drusenfüllung im Basalt, also eine spätere Bildung. Das erklärt auch die idiomorphe Kornform.

Herzliche Grüße, Olaf
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Rawfoto

Hallo Olaf und Alle

Die Konkretisierung der Fragestellung:

Ich habe einen Bohrkern, bzw. ein Mineral vor mir liegen und die Unsicherheit liegt in der Orientierung des Schnitts mit der Säge. Dieser Schnitt bildet ja die Basis für einen Dünn- bzw. Anschliff.

Bei Holz unterscheidet man zwischen Quer, Radial, Tangential und um einen Überblick zu bekommen muss ich bei Holz alle drei anfertigen und analysieren ...

Wenn wir jetzt zwei Beispiele aus der Mineralurgie heranziehen, das Ausgangsmineral dieser Serie (erster Beitrag) und Granit als zweites Beispiel.

Beide bestehen ja aus einer Vielzahl an Einzelkristallen die unterschiedliche Orientierung aufweisen - meine Schlussfolgerung, in beiden Fallen kann die ideale Schnittlage von außen nicht bestimmt werden, es gibt die unterschiedlichen Schnittlagen nicht (gilt nicht für alle Mineralien, aber für die beiden Beispiele - ist eher die Ausnahme). Ich mache einen Schnitt und vergleiche mit der Literatur oder anderen Schnitten welcher dem Erscheinungsgrad des jeweiligen Materials am Nächsten kommt.

Da gibt es Ausnahmen, z.B.: Verwachsungen können zur Speerei werden um Besonderheiten darstellen zu können - genau so eine Besonderheit wird ja gerade in den letzten Beiträgen besprochen.

Sehe ich das richtig oder bin ich falsch abgebogen?

Einige Granit-Bohrkern habe ich ja vor kurzem Gesägt und dabei unterschiedliche Schnittlagen versucht aber keine Auffälligkeiten festgestellt. Ich habe unterschiedliche Schnittrichtungen versucht - das Ergebnis hat aber eher zur Verunsicherung geführt ...

Wie war das bei der Entscheidung der Schnittlagen in dieser Serie, das würde mir weiterhelfen.

Für mich sind da Verwitterung und Brüche die einzige Entscheidungshilfe ...

Gespannte Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

hugojun

#27
Zitat von: hugojun in Januar 04, 2021, 16:00:33 NACHMITTAGS
Hallo Florian ,
...
Nach den Farbringen im konoskopischen Bild , könnte der Schliff aber noch etwas zu dick sein?

LG
Jürgen

Das ist dann auch ein Hinweis auf die hohe Doppelbrechung des Calcit ?

Oder stammt das Achsenbild von einer Stelle neben dem Sechseck , z.B dem Korn , dass Olaf schon als Carbonat

angesprochen hat.

LG
Jürgen

olaf.med

Hallo Gerhard,

Deine Frage kann man nicht allgemeingültig beantworten.  Es gibt Gesteine in denen die Mineralkörner richtungslos angeordnet sind - dazu gehören die meisten magmatischen Gesteine wie Granite, Gabbros und Basalte. Bei denen ist es völlig gleichgültig wie Du sie schneidest. Da sind die Kornlagen statistisch verteilt und Du findest immer geeignete Schnitte zur Bestimmung der Daten. Anders ist es bei den meisten Sedimenten und Metamorphiten. Da sind die Minerale, die Vorzugsrichtungen zeigen, wie z.B. nadelige oder tafelige Kristalle, oft eingeregelt. Da kann es dann wichtig sein die Schnittlage geeignet zu wählen, also parallel oder senkrecht zur Schichtung/Schieferung. Für quantitative Betrachtungen des Gefüges solcher Gesteine kann es sogar erforderlich werden,  Schliffe nach 3 senkrecht zueinander stehenden Richtungen anzufertigen, also parallel zu den Seiten eines Quaders.

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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Florian D.

Die Klinopyroxene in dem Basalt vom Eisenrüttel haben oft einen grünen, leicht pleochroitischen Kern. Nachdem das Gestein ja ausgesprochen Natriumbetont ist, würde ich vermuten, dass es sich um Ägirin handelt?