Leitz Rotationsmikrotom Ruine?

Begonnen von Dypsis, Juli 11, 2021, 10:17:30 VORMITTAG

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ortholux

Liebe Kollegen,

wenn wir schon beim Altmetall sind, kann ich auch noch ein wenig Steampunk beitragen.





Wolfgang

Dypsis

Hallo,

jetzt wurde "mein" Thread einfach von dem scheinbar doch recht großen Mitteilungsbedarf zum Thema Mikrotome geflutet.  :)
(Ich finde immer noch, ein eigener Unterbereich wäre nicht unpassend)

Gerade eben ist das heiß ersehnte Mikrotom angekommen. Bishierhin hatte alles wunderbar geklappt. Dank GSP. Der Zoll wurde anstandslos passiert, keine Nachzahlung, keine Bearbeitungsgebührt durch DHL, Expresszustellung - was will man mehr.
Nur die Verpackung, die hat mich stutzig gemacht. Einfach eine große Wurst, mit recht leichter Wellpappe eingepackt. Schon beim Tragen waren deutlich ein paar harte Kanten zu spüren - und leises metallisches Klappern ...
Das verheißt nichts Gutes. Gebrochene Gußgrundplatte? Verbogenes Stellrad?
Innen also die Wurst aus Luftpolsterfolie. Ca. 20 Lagen. Und dann:
DADÄ!
Ein Mirotom ohne den kleinsten Transportschaden. Nichts verbogen, nichts abgebrochen. Nur der Messerbock hatte sich etwas gelockert (der hatte geklappert).
Und jetzt steht also da. Wunderbar verdreckt. Aber es funktioniert! Einwandfrei sogar.
Jetzt nimmt es erst mal ein WD-40 Bad und dann ... Vergnügen pur!

Viele Grüße
Thomas


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Klaus Schloter

Tja,die alten Dinger waren schon recht stabil !
Glückwunsch!
wenn Du mit dem WD40 fertig bist überzieh die Lackflächen mit Carnaubawachs(Autowachs) dann kommt der schöne matte Glanz wieder hervor.
Viel Spass
Klaus

Holger x

Ich muss deinen Enthusiasmus wirklich bewundern – das wäre mir etwas zu viel Arbeit. Ich hab lieber ein paar Jahre gewartet, bis ich ein passendes Teil deines Typs gefunden habe.
Hallo Thomas

Ich muss deinen Enthusiasmus wirklich bewundern – das wäre mir etwas zu viel Arbeit. Ich hab lieber ein paar Jahre gewartet, bis ich ein passendes Teil deines Typs gefunden habe.

Bezüglich des Rostes und der Korrosionsspuren an den vernickelten bzw. verchromten Teilen eignet sich Phosphorsäure hervorragend. Gibt es für ca. 13€/l bei Ebay und ist weniger aggressiv als der Name vermuten lässt. Die vernickelten bzw. verchromten Teile (Rändelschrauben) für 1 bis 3 Minuten eintauchen und gelegentlich mit einem kleinen Pinsel mit groben Borsten (aus Kunststoff – alles Organische zersetzt sich langsam zu Schleim) vom Schmutzablagerungen und Korosion befreien. Sofern notwendig wiederholen. Für vorsichtige Gemüter kann man die konzentrierte Säure (ca. 85 %) auch mit 50 % Wasser verdünnen. Nach der Reinigung die Teile gut mit Wasser abspülen und eventuell mit Haushaltssoda neutralisieren. Stark angerostete Teile (nur Eisen ohne Vernickelungen etc. verwenden, da sich die Überzüge sonst ablösen) müssen über Nacht eingelegt werden. Die Behandlung sollte so kurz wie möglich erfolgen, da die Oberfläche von Stahl langsam angegriffen wird. Keine zusammengesetzten Teile reinigen, da Reste von Phosphorsäure in Passungen und Gewinden zu Alagerungen führen, wonach die Teile fest verbacken. Viel Erfolg.
MfG
Holger

Dypsis

Hallo,

@ Klaus: Danke für Deinen Tip.
Ich nehme, auch für die schwarzen Stativfüße, ein sog. "Antikwachs". Da ist unter anderem Carnaubwachs drin. Damit wird der Lack wieder wie neu. Bisher habe ich nur beste Erfahrungen damit gemacht. Ich denke auch, dass das ganze mehr Spaß als Arbeit wird. Und spannend ist es allemal!


@ Holger: Danke für den Tip mit der Phosphorsäure. Ich habe sogar einen 5l Kanister herumstehn. Ich wollte damit vor vielen Jahren Gießwasser im PH-Wert senken. Das habe ich sein lassen und nun steht der Kanister dumm rum. Jetzt hat er doch noch einen Sinn. Prima.

Hast Du auch so ein frühes Mikrotom nach Minot?
Klar, wenn mal ein gutes schwarzes vorbeisegelt, werde ich nicht nein sagen und mich am perfekten Glanz erfreun. Doch mir gefallen diese deutlich "patinierten" Geräte auch sehr gut.
Und man lernt sie viel besser kennen und schätzen. Für mich ist das so eine Art Aneignungsprozess. So ein perfekt erhaltenes Gerät zeigt einem dagegen doch eher die kalte Schulter.  ;)

Viele Grüße
Thomas

PS In seine Komponenten ist es schon zerlegt. Ich wollt nur eine Schraube probehalber aufmachen und schwupp, war alles zerlegt ...
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Hugo Halfmann

Lieber Thomas,

Glückwunsch zum heile angekommenen Mikrotom! Gleicht meinem ja wirklich wie ein Ei dem anderen und das mit der fehlenden Objektklemme ist ja hoffentlich kein großes Ding (mehr).
Daß Du mit den Schrauben auch keinerlei Probleme hattest, scheint kein Zufall zu sein. Obwohl meines genauso vergammelt aussieht wie deins, waren alle Schrauben gut zu lösen, ohne irgendwelche Beschädigungen. Finde ich nach der langen Zeit durchaus bemerkenswert.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Dypsis

Hallo Holger,

ich bin schon ganz vernarrt in das kleine Ding!  :)

Die kleine Kurbel am Zahnrad fehlt bei mir übrigens gar nicht! Da war nie eine. Stattdessen gibt es diese Gewindeklammer, die bei Deinem und den späteren nicht ist. Wenn man sie löst, dann kann man den Schlitten für Probenvorschub zurücksetzen. Geht schnell, ist aber Mist. Wenn man die Klammer nicht zu 100% öffnet, dann schrabt man über das feine Gewinde. Dass sich diese Technik nicht lange gehalten hat, wundert mich nicht. Außerdem geht die Feder sauschwer (und ich habe keine schwachen Fingerchen).
Der Lack hat bei mir ein paar recht deutliche Fehlstellen. Ich konnte eben zufällig genau den richtigen Farbton mischen. Ich hatte die Pigmente Eisenoxid schwarz und Eisenoxid rot zur Hand. Beide zusammen ergaben so abslout genau den Farbton, dass ich selbst noch gar nicht glauben kann, obwohl ich es vor Augen habe. Ich trau mich wetten, dass in der original Farbe auch Eisenoxid-Pigmente verwendet wurden. Wenn man nur das Bindemittel wüsste. Ich habe jetzt Leinölfirnis genommen. Das ergibt natürlich keinen glänzenden Lack, doch auf der anderen Seite bleiben dadurch die ergänzten Stellen deutlich. Entspricht also ganz der moderneren Restaurierungsphilosphie.  ;)

Viele Grüße
Thomas

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Dypsis

#52
Hallo,

so, der erste Schritt ist getan. Die Grundreinigung hat doch ein recht gut erhaltenes kleines Mikrotom zu Tage gebracht. Die Lackfehler fallen auf den Fotos viel mehr auf als in der Realität. Da kommen sie eher wie eine interessante Alterspatina rüber. Egal, mir gefällts auf jeden Fall jetzt schon sehr gut. Von einer Neu-Vernickelnung, die ich mal kurz überlegt hatte, nehme ich Abstand. Mir gefällt der blanke Stahl recht gut.
Jetzt geht es an die fehlenden Teile.

Hat vielleicht jemand von Euch so eine Flügelmutter oder Flügelschraube in seiner Krabbelkiste? Sie ist gar nicht soooo furchtbar selten, Leitz hat sie an relativ vielen Geräten verbaut. (z.B. am Galgenstativ) Es wäre sicher leichter, so eine Flügelschraube umzubauen, statt sie neu zu fertigen (vermute ich).
(s. 1. Bild)


Bei den anderen Teilen lauert noch ganz schön Arbeit. Bin gespannt, welches Ende das nimmt.

Viele Grüße
Thomas
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jochen53

Hallo,
ich muß gestehen, daß ich auch ein Fan von alten Geräten und ihrer Ästhetik bin. Vor vielen Jahren war ich mal auf einer Messe für Instandhaltung, Repararur und Service. Denjenigen, die etwas älter sind und sich vielleicht noch ein wenig mit Metallbearbeitungsmaschinen auskennen, sagt viellicht der Name Deckel FP 1 noch etwas.
An einem Stand stand ein Exemplar dieser legendären Fräsmaschine, allerdings nicht in resedagrün oder schwarz, sondern im weiß, als wenn sie erst gestern ausgeliefert worden wäre (ich glaube aber Deckel hat nie weiße Fräsmaschinen gebaut)! Ohne Kratzer, perfekt gespachtelt, geschliffen und neu lackiert, ein Traum! (nur nicht für eine normale Wohnung).
Man kann, wenn man die Möglichkeiten hat, so einen alten Schatz wieder "wie neu" aussehen lassen.
Jochen

Dypsis

#54
Hallo Jochen,

klar, auf "neu" gemacht würde es auch nett aussehen. Doch da über 95% des Originallacks noch vorhanden sind, kommt es in meinen Augen nicht in Frage, das Gerät neu zu lackieren. Wenn es nicht neu lackiert, wird würde neu vernickelt auch unpassend aussehen. Also darf es seine sichtbare Geschichte behalten. Die Fehlstellen sind mit Rostschutzfarbe nach altem Rezept geschlossen. Fertig.

Grüße
Thomas
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