Stevia im polarisierten Licht

Begonnen von PolMik, Dezember 05, 2021, 18:37:00 NACHMITTAGS

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PolMik

Hallo liebe Mitstreiter,
zum Test der geeignetsten Bildgröße stelle ich mal Stevia, einen Zuckerersatz der chemischen Industrie vor. Zuerst das Korn selbst (Stevia01k). Dann ein konoskopisches Abbild (Stevia01(2)k) und zum Abschluss  ein konoskopisches Abbild des Kornes mit Lamda-Plättchen (Stevia01(3)k). Das Ergebnis heißt, ein künstlich hergestelltes organisches Mineral. Es ist optisch einachsig sagt das konoskopische Abbild und negativ ergänzt der Lambda-Schieber.
LG
Michael

P. s. Die großen Bilder habe ich wegen der Übersichtlichkeit entfernt und lieber das kleine Format benutzt. Das ist ein fast lehrbuchreifes Beispiel.

Florian D.

#1
Hallo Michael,

Das ist ein interessantes Präparat!
"Künstlich hergestellt" und "Mineral" widerspricht sich aber irgendwie.
Stevia ist ja eine Pflanze. Es wird sich also eher um ein Glykosid aus dieser handeln. Interessant wäre jetzt, welches. Rebaudiosid A scheint am wenigsten bitter zu schmecken und ist am wahrscheinlichsten. Steht das nicht auf Deiner Probe?

PS: in dem Artikel https://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/cg201463g?casa_token=jO-UXpm-uYEAAAAA:rhG2iz7ADvrr4OLZ80xsMMn6Sts433EDRO7BrXCkLM_3jaLC5cK_iy-rj_u7LerikwjvjHy-K-WKyQBQOw sind 4 Kristallstrukturen von Rebaudiosid aufgelistet, alle sind triklin oder monoklin. Diese Kristalle sollten aber nicht optisch einachsig sein.

Viele Grüsse
Florian

PolMik

#2
Hallo Florian,
danke für die Nachricht. Mit Mineral hat du Recht. Kristall passt besser. Das sind stevia Süßesticks von eurovera.de . Da steht "Ursprünglich stammen alle Süßekomponenten dieses Produktes aus verschiedenen Pflanzen und Gemüsen." Außerdem "Tafelsüße auf der Grundlage von Erythrit und Steviolglycosiden". Ein so ein Süßestick mit diesen Körnern etwa in Haushaltszuckergröße soll die Süßkraft eines Teelöffels Zucker haben. In einem Stick sind 2 g. Das ist ein anderer Süßstoff, als von dir angegeben. Der wäre ganz sicher zweiachsig und sollte dem unten dargestellten Zucker ähneln.

Es ist richtig interessant, weil die Körner keine Kristallform erkennen lassen. Im Gegensatz zu Zucker. Davon hänge ich mal ein Foto an. Leichter ist es natürlich Kandiszucker anzusehen. Das sind auch künstlich hergestellte organische Kristalle. In dem Fall optisch zweiachsig. Nur Kristalle können solche Achsenbilder ergeben. Einachsige wären hexagonal, rhomboedrisch oder tetragonal. Zweiachsige rhombisch, monoklin oder triklin. Haushaltszucker ist monoklin. Das Achsenbild ist aber nicht von dem Korn darüber gemacht.
LG
Michael

Florian D.

Hallo Michael,

Erythrit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem. Das würde ja passen.

Viele Grüsse
Florian


Heiko

Hallo Michael ...

... und Hauptsache, Du bist nicht der letzte Mikro-Fan, der sich von diesen Effekten einfangen lässt.


Erythrit

Viele Grüße,
Heiko

PolMik

Hallo Heiko,
danke für die Nachricht. Damit bestätigst du die Aussagen von Florian perfekt.
LG
Michael

Florian D.

Musste vorhin noch in den Supermarkt und hab gleich ein Pfund Erythrit mitgenommen.
Daraus scheinen sich auch relativ leicht grosse Kristalle mit sichtbarer Doppelbrechung (wie bei Doppelspat) züchten zu lassen!

Viele Grüsse
Florian

PolMik

Hallo Florian,
danke für die Nachricht. In welcher Kaufhalle findet man das Zeug? Ich würde dann auch mal solche Kristalle züchten. Das scheint ganz interessant zu sein.
LG
Michael

Florian D.

#9
Hallo Michael,

also bei uns im Edeka gab es das von 3 verschiedenen Anbietern. Dazu auch das "Stevia", das du verwendet hast sowie Xylit und andere Ersatzstoffe.
Ich habe gerade versucht, nach der Immersionsmethode den Brechungsindex etwas einzugrenzen. Er liegt zwischen 1.518 und 1.544, wahrscheinlich deutlich näher an letzterem. Im Chemical book findet sich eine Schätzung von 1.4502, was deutlich daneben liegt.

PS: Hier findet sich ein Wert von 1.536, was deutlich besser passt:  http://www.thegoodscentscompany.com/opl/149-32-6.html

Viele Grüsse
Florian

Florian D.

Habe die Mittagspause genutzt, um etwas Erythrit in Nelkenöl vom Brechungsindex n=1.5388 anzugucken.
Dies passt sehr gut zum Erythrit, wie man anhand der Beckelinien erkennt (Bild 1)
Die rechte Kantenspitze ist im Fokus und kaum sichtbar. Bei den Kanten ausserhalb des Fokus zeigen sich bunte Farbsäume/ Beckelinien.
Im Bild 2 bei vergrössertem Objektiv-Tischabstand  sind die Farbsäume aussen blau, innen rot.
In Bild 3 bei verringertem Abstand ist es genau andersherum.
Der Brechungsindex von Nelkenöl ist im Blauen höher als der von Erythrit, im Roten niedriger.

Viele Grüsse
Florian

PolMik

Hallo Florian
das sieht recht eindeutig aus. Ich war gerade in der Kaufhalle und habe zu Weihnachten dann Bio-Rohrzucker, Fruchtzucker, Bio-Maizucker, Stevia und Xylit. Mal sehen, was das für Süßigkeiten sind.  ;)
LG
Michael

PolMik

#12
Hallo,
ich hänge der Vollständigkeit halber noch konoskopische Abbilder von Rohrzucker, Erythrit und Xylit an. Rohrzucker unterscheidet sich nicht von Haushaltszucker, ist nur ein Achsenausstrich. Erythrit E968 ist in Stevia enthalten. Xylitol E967 kommt in Xylit vor. E968 ist optisch einachsig. E967 unterscheidet sich im konoskopischen Abbild nicht von Zucker. Aus Mais- und Fruchtzucker war nichts zu machen. Das Zeug war auf dem Objektträger zu feinkörnig. U.U. hat es sich auch im Malinol teilweise gelöst. Vielleicht gelingt es mir Kristalle zu züchten, die mehr hergeben. Das bestätigt die Aussagen von Florian vollständig. Erythrit aus den Süßstoff - Portionen zu je 2g und das aus dem großen Beutel unterscheiden sich allerdings im konoskopischen Abbild. Es sieht nicht so aus, als ob das die gleiche Substanz ist.
LG
Michael

Florian D.

Xylit kristallisiert im orthorhombischen System:
https://scripts.iucr.org/cgi-bin/paper?a07025z
Saccharose kristallisiert im monoklinen System.
Im Prinzip sollte es da Unterschiede bzgl. der Dispersion der Achsen geben.
Hast Du mal das optische Vorzeichen von Saccharose und Xylit verglichen?

Viele Grüsse
Florian

olaf.med

....
ZitatIm Prinzip sollte es da Unterschiede bzgl. der Dispersion der Achsen geben.

...der Achsenwinkel ist ja auch unterschiedlich, wie man schön an den Bildern sieht.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0