Vogelflöhe fangen und präparieren

Begonnen von plaenerdd, November 24, 2022, 22:44:26 NACHMITTAGS

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plaenerdd

#30
Hallo Arnold,
danke für die Blumen!
Das von Helmut ("momotaro") in einem anderen Faden verlinkte Dokument
How to Mount Your Flea ,A GUIDE TO THE PRESERVATION, PREPARATION , CLEARING, AND MOUNTING OF SIPH ONAPTERA hat mir sehr geholfen, auch wenn es nicht meine Frage nach der Aufhellung ohne Mazeration beantwortet hat. Aber was das Handling der Flöhe angeht, besonders das Zurechtrücken der Beine und das anschließende Härten, damit sie auch so bleiben wie sie ausgerichtet wurden, habe ich sehr viel daraus gelernt. Ich werde demnächst meine Methodik nochmal detailliert beschreiben, denn ich habe doch einiges abgewandelt, vor allem das Eindeckmittel, das seine eigenen Tücken hat.

Hallo Stephan,
danke für Deine Diplomarbeit. Genau so hatte ich mir das ja auch vorgestellt mit dem Trichter, aber davon wurde ja abgeraten. Meine Methode hat ja auch gut gefangen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

plaenerdd

#31
Hallo,
wie versprochen, möchte ich meine Präparations-Methodik hier zeigen, die inzwischen - mit einiger Übung - zu recht brauchbaren Ergebnissen geführt hat. Da es recht viel geworden ist, findet Ihr es als Anhang in Form einer PDF. Als besonderer Gamechanger für die rechtzeitige Erkennung und Entfernung von Staub hat sich dabei die Anwendung von Polfiltern am Stereomikroskop mit Durchlicht erwiesen. Da sieht man wirklich jeden Fussel.

Für weitere Anregungen zu dem Thema bin ich nach wie vor dankbar.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

unkenheini

Moin Gerd,
Vielen Dank für die tolle Anleitung.Beim nächsten Vogelkasten Reinigen werde ich auf Flohjagd  gehen.Sammelst du auch Läuse?Mit ganz viel Glück hätte ich noch Fellhaare einer Maus mit Läusen dran?Kann ich aber nicht versprechen ob ich die noch finde.
Mit freundlichen Grüßen.Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.

plaenerdd

Hallo Jörg,
ja - Läuse suche ich ganz besonders, am liebsten natürlich Kopfläuse, aber ich nehme auch "Mäuse-Läuse". Ich habe im Mikromarkt einen Tauschfaden "Parasiten-Wichteln" gestellt, aber der hat noch nicht so sehr viel eingebracht.

Menschliche Kopfläuse sollten relativ leicht zu gewinnen sein, wenn man denn einen verlausten Kopf und ein feines Sieb hat, durch das man die Anti-Läuse-Kopfwäsche am Schluss durchlässt, nachdem man sie in einem Eimer aufgefangen hat. Mikroskopiker haben dergleichen ja oft (Plankton-Netze und -Siebe). Es scheitert eher an dem verlausten Kinderkopf. Für echte Kopfläuse (am liebsten unpräpariert in 70%igem Alkohol) biete ich ein schönes Doppelpräparat mit einem Vogelfloh-Männchen und einem Weibchen unter einem gemeinsamen Deckglas. Ich möchte für meine Schule gerne eine Präparatebox "Parasiten" erstellen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

rlu

Hallo Gerd,

das ist eine schöne Arbeit.
Wenn man den Floh mit 100% Alkohol(Isopropanol oder Ethanol) bearbeitet, dann lassen sich die Beinchen nicht mehr bewegen, ohne dass sie abbrechen?
Das ist also Härten. Kannte ich bisher nur von Gewebe in Paraffinblöcken.
Kannst du noch ein Bild von dem Polfilter zeigen, den du oben angebracht hast(Unter dem Objektiv von der Stereolupe)?
NaOH oder KaOH gibt es da einen Unterschied, schneller, besseres Ergebnis?
Warum Malinol und kein Euparal?
Wie hoch ist eigentlich ein Floh, wenn er auf der Seite liegt. Habe bemerkt, dass bei solchen Objekten schon bei 200x Vergrößerung mit dem Durchlichtmikroskop Schluß ist, man kann dann nicht mehr scharf stellen.(Arbeitsabstand).
Es gab noch einen Hinweis vom Jürgen.
ZitatBist Du sicher, dass das Xylol in Deine Flöhe vollständig eingedrungen ist? Sind sie untergetaucht? Kann man unter dem Stereo vielleicht Öffnungen schaffen, zum Beispiel Abtrennen der Beine, des Kopfes?
Wie kriegt man da ein Loch rein? Ein Floh läßt sich ja nicht zerdrücken. Bohren?

Liebe Grüße
Rudolf

plaenerdd

#35
Hallo Rudolf,
Das sind ja recht viele Fragen.
ZitatWenn man den Floh mit 100% Alkohol(Isopropanol oder Ethanol) bearbeitet, dann lassen sich die Beinchen nicht mehr bewegen, ohne dass sie abbrechen?
Ja, der Beine werden schon recht steif und brechen leichter ab. Ich bewege die Flöhe dann nur noch mit einer weiten Pipette, nicht mehr mit der Federstahlpinzette. Ein wenig lassen sich die Beine schon noch bewegen, besonders die Tarsen-Elemente. Beim Staubfusseln-Entfernen muss man aber schon sehr vorsichtig sein.
ZitatNaOH oder KaOH gibt es da einen Unterschied, schneller, besseres Ergebnis?
Diese Frage kann ich nicht aus eigener Erfahrung beantworten, weil ich bisher nur mit NaOH gearbeitet habe. KOH soll wohl noch ein wenig kräftiger/schneller wirken, aber das steht mir nicht zur Verfügung.
ZitatWarum Malinol und kein Euparal?
Malinol schwindet weit weniger als Euparal und ist deshalb für so dicke Objekte besser geeignet.
ZitatWie hoch ist eigentlich ein Floh, wenn er auf der Seite liegt.
Das müsste ich an einem anderen Mikroskop messen, als an meinem VANOX. Das hat zwar sehr viele Vorzüge, aber leider keine Maßeinteilung (mehr) am Feintrieb. Dazu bin ich jetzt ehrlich gesagt zu faul, mein Nf aus der Kiste zu holen. Ich kann aber sagen, dass Flöhe schon unpräpariert sehr flache Objekte sind im Vergleich zu anderen Insekten. Durch die Matzeration, bei der nur noch die Chitinhülle übrig bleibt, lässt sich der Körper nochmal ganz erheblich plätten. Der Kopf ist jetzt das dickste Element und der ist etwa 4x so hoch wie breit/dick.
ZitatWie kriegt man da ein Loch rein? Ein Floh lässt sich ja nicht zerdrücken. Bohren?
Zum einen hat der Floh auf jeder Seite an jedem Segment ein Loch: nämlich die Stigmen, die Öffnungen des Tracheensystems. Die sind beim Floh recht klein (siehe letztes Foto). Deshalb empfiehlt James D. CAMPBELL (Link in Antwort #30), den Floh mit einer sehr feinen Präpariernadel anzustechen und nach der Matzeration die Weichteilreste, die oft noch gelartig sind über diese Öffnung mit einem sehr feinen Spatel auszuquetschen. Da meine Vogelflöhe alle noch nie Blut gesaugt haben (Sie überwintern in dem die letzte Generation des Jahres sich zwar schon zu Imagines entwickelt, aber bis zum Frühjahr in den Puppenhüllen verbleibt, bis sie durch Wärme und das Rüttel der Vögel am Nistmaterial "geweckt" werden), wurden sie auch ohne Ausquetschen sehr schön klar. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Flöhe erst einen Tag in NaOH einzuweichen und am nächste Tag 10min zu kochen. Wenn man sie gleich kocht, werden sie nicht so klar.

Foto vom Polfilter: Da sieht man nicht viel. Beim MBS-10 ist das ist einfach eine selbstklebende Polfolie, die ich mit der Klebeseite direkt auf den relativ breiten Rand des Objektives geklebt habe. Da ich auch sehr oft Fossilien und andere Steine unter dem MBS-10 präpariere, dient der Polfilter auch als zusätzlicher Schutz des Objektives vor Sand und Verkratzen.

Am SM20 habe ich einen Adapter M49/M58 mit zweiseitigem Klebeband befestigt. Da hinein habe ich einen gefassten Polfilter aus der Fotografie geschraubt Das geht auch sehr gut. Der lässt sich jetzt auch noch drehen. Man muss den natürlich richtig herum verwenden, weil das ein zirkular polarisierender ist. Beim dazugehörigen Durchlichttisch habe die gleiche Polfolie von unten auf die Glasplatte geklebt. Als ich den Durchlichttisch noch nicht hatte, hatte ich Polfolie in eine Petrischale geklebt, die genau in den Kreis für die Einlegeplatte passte. Dadurch hatte ich nochmal 1cm mehr Platz, um eine einfache LED-Lampe mit Mattscheibe darunter zu stellen - so ein flaches Ding mit 3 AAA, auf die man nur drauf drückt, um sie an und aus zu machen.

Ich hoffe meine Ausführungen waren verständlich.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph