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Dispersion

Begonnen von Heiko, Februar 12, 2024, 22:32:14 NACHMITTAGS

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Heiko

Liebe Ratgeber,

die Durchmusterung eines Schmelzpräparats ergab einen auffälligen Befund. Manko, nur ein Austritt und die Schicht zu dünn:

Azoxybenzol 1.jpg

Da ich die Substanz aus Lösungen nicht zur Kristallisation bringe, musste ein dickeres Schmelzpräparat her, leider wieder nur mit einem Achsaustritt:

Azoxybenzol 2.jpg

Der Kenner hat schon eine Expertise? Ich bin noch so desorientiert wie der Kristall selbst.

Azoxybenzol 3.jpg

Mit der Eingrenzung des Spektrums auf bestimmte Bereiche wird die Sache übersichtlicher und ich hoffe auf eine Diagnose von berufener Seite. Meine laienhaften Vergleiche mit den Abbildungen in Olafs ,,Atlas der Kristalloptik" lassen mich an gekreuzte Dispersion denken. Sollte dem so sein, läge die Substanz monoklin vor.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Mensch, Heiko, toll!!! Das nenne ich mal Dispersion vom Feinsten. Ohne den zweiten Achsenausstichpunkt kann man allerdings leider keine abschließende Diagnose wagen. Es gibt 3 Möglichkeiten:

  • monoklin, gekreuzte Dispersion, b-Achse senkrecht zur Zeichenebene
  • monoklin, horizontale Dispersion, b-Achse in der Zeichenebene, im unteren Bild NW-SE verlaufend
  • triklin

Bei Deiner Darstellung fällt mir allerdings auf, dass die monochromatischen Bilder nicht mit dem polychromatischen korrespondieren. Irgend etwas ist da gespiegelt, denn da wo sich die monochromatischen Isogyren und Achsenausstichpunkte befinden, muss im polychromatischen Bild immer die Komplementärfarbe erscheinen. Dies ist in dem von mir gedrehten Bild durch gestrichelte Linien angedeutet.

Azoxybenzol gedreht.JPG

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Lieber Olaf,

vielen Dank für Deine Antwort: Es müssen also beide Ausstiche her – hoffentlich wird da was draus ...
Dein ,,Spiegel-Argument" stellt mich vor ein Rätsel, dem erst einmal auch mit den Original-Dateien nicht beizukommen ist:

Unbenannt - 1.jpg

Viele Grüße,
Heiko

hugojun

Die rechte Bild Hälfte von Heikos Bild 2 ist aber richtig herum, gespiegelt im Sinne von Symmetrie ist Olafs oberes Bild aber auch nicht. ???
LG
Jürgen

hugojun

Sorry Olaf , du hast schon dein oberes Bild so korrigiert , wie du es erwarten würdest , wenn du die Komplementärfarben zu den Einzel Bildern erzeugst. 
LG
Jürgen


olaf.med

Lieber Heiko,

wenn Du Dein erstes Bild an der dünneren Schicht ansiehst stellst Du fest, dass dort die Farbfolge richtig ist, also umgekehrt wie an dem zweiten Bild. Das korrespondiert mit den monochromatischen Aufnahmen. Wenn diese Reihe Deine Original-Dateien sind - also IMG_6384 bis IMG_6389 die monochromatischen Bilder von IMG_6383 sind, habe ich ein Problem  :-\ .

Herzliche Grüße,

Olaf
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olaf.med

Genauso ist es, lieber Jürgen.
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Heiko

Lieber Olaf,

der Winkel scheint verflixt groß:

Azoxybenzol 4.jpg

Die folgende Serie entstand unter fixen Bedingungen – allerdings möchte ich für das rote (zweite) Foto, das zuletzt aufgenommen wurde, nicht ausschließen, dass eine Interaktion mit dem eingedrungenen Immersionsöl stattfand, denn der Unterschied scheint mir zu krass und das Präparat wirkte verändert (nicht, dass eine weitere Phasenumwandlung erfolgte???). Wiederholung ist angebracht:

Azoxybenzol 5.jpg

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

hier ist die Welt doch völlig in Ordnung, wenn man mal von dem roten Interferenzbild absieht, das wirklich nicht in die Serie passt. Ich habe es noch einmal anders zusammengestellt, wobei man unmittelbar sieht, dass an den Stellen der jeweiligen monochromatischen Achsenausstichpunkte im polychromatischen Bild die Komplementärfarbe zu sehen ist. Dies ist ja ein Bild in Diagonalkstellung, und da sieht man, dass zusätzlich zu einer Dispersion der Lage der Indikatrix auch die Dispersion des Achsenwinkels extrem ist.

Azoxybenzol neu.JPG

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

hier zwei in sich und untereinander konsistente Serien ... horizontal-komplementär schwant mir dabei nichts Gutes, falls ich Dich oben richtig verstanden habe:

Azoxybenzol 6 horizontal.jpg

Azoxybenzol 7 diagonal.jpg

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

keine Sorge, die Natur und Du, ihr habt beide recht! Die Verwirrung lag ganz alleine auf meiner Seite, was mir an Deinen beiden Bildreihen klar geworden ist. In Normalstellung sind die Isogyren für alle Wellenlängen ja deckungsgleich (zumindest im rhombischen Fall und bei monoklin-geneigter Dispersion, und bei gekreuzter und horizontaler Dispersion nur unterschiedlich bei extremen Effekten). Daher kommt es zu der in Deiner oberen Reihe abgebildeten Farbfolge. In dem diagnostisch kritischeren Fall in der zweiten Reihe gilt das oben von mir gesagte.

Die Verwirrung entstand durch das Interferenzbild in Deinem ersten Post, das ja tatsächlich aussieht als wäre es in Diagonalstellung fotografiert. Tatsächlich ist es wohl aber irgendeine Zwischenstellung, die undiagnostisch ist.

Puh, gut dass das geklärt ist,

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

habe vielen Dank für Deine Erläuterungen, die den Beobachtungen erst Leben einhauchen.
Nun wollte ich das Thema nicht beenden, ohne einen Einkristall des Azoxybenzols zu zeigen. Und tatsächlich war nach einigen Bemühungen aus der Silikon-Schmelze durch Beimpfung etwas Kleinzeug zu erhalten:

Azoxybenzol.jpg

Herzliche Grüße,
Heiko

olaf.med

Danke, lieber Heiko, für diesen schönen Kristall. Für den Spindeltisch ist er ja wahrscheinlich zu klein, aber falls ...

Bei der Dispersion sollten die Dinger im polarisierten Licht in Achsen-nahen Schnitten ja schöne Farben nahe der Auslöschungsstellung zeigen.

Ich weiß, ich fordere immer, aber nur so gibt's Fortschritt ;D .

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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MiR

Hallo Heiko,

als Bewunderer und (im wesentlichen nur ein) Anfänger der Konoskopie "gefällt" mir diese diagnostische Werkzeug auch sehr. Leider ist das ja immer an gewisse Achsenlagen gebunden.
ZitatNun wollte ich das Thema nicht beenden, ohne einen Einkristall des Azoxybenzols zu zeigen. Und tatsächlich war nach einigen Bemühungen aus der Silikon-Schmelze durch Beimpfung etwas Kleinzeug zu erhalten:
Azooxybenzol (eigentlich ja Azooxybenzen ;) ) ist mir lange nicht mehr untergekommen, aber, was genau darf ich mir unter einer Silikon-Schmelze von, z.B., Azooxybenzen eigentlich vorstellen?

Viele Grüße,
Michael

Heiko

Lieber Olaf,

Du glaubst an Fortschritt?  ;D
Nein, die Einkristalle sind viel zu klein und außerdem aus der Silikon-Schlempe nicht herauszubekommen.
Mit der Schmelze ist es halt auch Glückssache, heute habe ich mühsam nur die schon bekannte Achsendispersion zusammengestottert:

Azoxybenzol 10.jpg


Hallo Michael,

manchmal hilft es, die Substanz in einem Tr. Silikonöl unter dem Deckglas aufzuschmelzen, um ein Kristallisat zu erhalten, das Einkristalle enthält. Hier hat es ja auch einigermaßen funktioniert.

Viele Grüße,
Heiko