Apochromate bzw. Semiapochromate - lohnt der finanzielle Aufwand?

Begonnen von Winfried Hölz, Januar 01, 2013, 17:21:30 NACHMITTAGS

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peter-h

Liebe Verzeichner,

bitte bedenken, dass bei einer Fotoadaption an Endlichsystemen mit einem Okular-Fotoobjektiv Adapter durch falschen Abstand der beiden Optiken (Okular-Fotoobjektiv) sehr leicht eine Verzeichnung eingebracht werden kann. Das hängt mit der Lage der Pupillen zusammen. Auch die Bildfeldwölbung wird durch den Abstand stark beeinflußt. Das arme Mikro-Objektiv kann dafür nix !

Viele Grüße
Peter (H)

Eckhard F. H.

ZitatVielleicht ist es auch interessant zu sagen um welche Objektiv/Okular Kombi es sich handelte

Hallo Rolf,
mein Selbstbau ist eine stete Pröbelbaustelle und gegenwärtig teildemontiert. An die Kombination erinnere ich mich mit Sicherheit nur, daß die Okulare Jenaer GF-P10x waren und die Objektive gleichfalls Jenaer waren. Entweder eins der dicken, schwarzen Unendlich-Planachros oder ein dünnes, silbernes vom NU2, wahrscheinlich der Planapochromat HI 100x/1,35 oo. Vielleicht spielte bei der starken Krümmung der Striche des Objektmikrometers (Anti-tonnenförmig) auch meine Tubuslinsen-Kombination rein. Jedenfalls trat die Verkrümmung nur mit diesen Okularen auf.

Klaus Henkel

Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in Januar 02, 2013, 13:42:28 NACHMITTAGS
ZitatVielleicht ist es auch interessant zu sagen um welche Objektiv/Okular Kombi es sich handelte
mein Selbstbau ist eine stete Pröbelbaustelle und gegenwärtig teildemontiert. An die Kombination erinnere ich mich mit Sicherheit nur, daß die Okulare Jenaer GF-P10x waren und die Objektive gleichfalls Jenaer waren. Entweder eins der dicken, schwarzen Unendlich-Planachros oder ein dünnes, silbernes vom NU2, wahrscheinlich der Planapochromat HI 100x/1,35 oo. Vielleicht spielte bei der starken Krümmung der Striche des Objektmikrometers (Anti-tonnenförmig) auch meine Tubuslinsen-Kombination rein. Jedenfalls trat die Verkrümmung nur mit diesen Okularen auf.

Hallo Herr Nowack. Darf ich mich mal einmischen?

Die kissen- oder tonnenförmige Verzeichnung tritt auf, wenn der Abbildungsmaßstab in Richtung auf den Bildrand hin, nicht derselbe ist wie in der Bildmitte. Während das bei Mikroskopen im allgemeinen kaum merklich ist, kann man es bei Stereomikroskopen in der Regel deutlich beobachten.

Die Verzeichnung ändert sich mit der Bildgröße. Befinden sich Ein- oder Austrittspupille des Okulars nicht in der vom Optikkonstrukteur vorgesehen Position, beeinflußt das die Verzeichnung.
Ich habe Zweifel, ob ein GF-P für Unendlich-Planobjektive gerechnet ist. Das stammt doch aus den frühen Siebzigern.

Grüße
KH

Eckhard F. H.

ZitatIch habe Zweifel, ob ein GF-P für Unendlich-Planobjektive gerechnet ist

Vielen Dank Herr Henkel. Angesicht ihres modernen ´Outfits´ kamen mir diese Zweifel bislang nicht. Eben habe ich sie eben mit einem 100er Endlich-Objektiv am Phomi II kombiniert und auch damit zeigte sich die kissenförmige Verzeichnung, besonders ausgeprägt am Bildrand. Dort ist das Bild zudem noch unscharf. Weiß jemand, für welches Objektiv diese Okulare gerechnet sind?
Gruß - E.F.H. Nowack

Winfried Hölz

Hallo Rolf,
hier würde ich mich ganz klar für den Achromaten entscheiden. Ich muss gestehen, so etwas hatte ich nicht erwartet. Es stimmt also, was ja gestern schon angeklungen ist, dass es nämlich vom Einsatz abhängt, ob Apos sinnvoll sind - und dass es sogar zugunsten der weniger aufwändigen Optik ausgehen kann. Prima, das macht den Einstieg einfacher. Danke für die Bilder  --  Winfried 

Florian Stellmacher

#20
Hallo Winfried,

wenn ein Apochromat, kombiniert mit dem passenden Okuar und mit richtig eingstellter Beleuchtung und ggf. immergiertem Kondensor verwendet wird, wirst Du von der Abbildungsleistung wirklich begeistert sein - annähernd egal, was gerade für ein Präparat drunter liegt. Bei Phasenobjekten (z.B. farblose Ciliaten, Ditomeen) ist der Vorteil aber i.d.R. viel klarer zu erkennen als bei Amplitudenobjekten (z.B. gefärbe Schnittpräparate). Apochomate haben nämlich neben ihrer besten Farbkorrektur in aller Regel auch eine deutlich bessere Auflösungsleistung. Man muss so ein edles Objektiv eben auch korrekt einsetzen.

Noch ein Gedanke: Wenn Du Tümpler bist und einen Tropfen Wasser unter dem Deckglas untersuchst, bewegen sich die Objekte innerhalb einer, bezogen auf die Schärfentiefe stärkerer Objektive, relativ dicken Schicht und zwar in x-, y- und z-Richtung. Bildfeldgeebnete Objektive würden Dir hierbei keinen augenfälligen Vorteil bringen. Ganz anders ist es, wenn Du Schnibbler bist, denn bei dünnen Schnitten wirst Du bei normalen Achromaten eine deutliche Randunschärfe bemerken. Planachomate haben hier deutliche Vorteile, ohne beim Tümplen Nachteile zu besitzen.

Wenn Du neue Objektive kaufen möchtest, würde ich ggf. eher über Planachomate als reine Apochomate oder Fluoritobjektive ohne Bildfeldebnung nachdenken.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Wolfgang Bettighofer

Moin Winfried,

zum Reaktivieren eines alten Hobbys reichen die vorhandenen Achromate sicher. Wenn Du später mal Gelegenheit hast, teste Achromaten gegen Neofluare oder Apos.
Der Unterschied im visuellen Eindruck ist häufig stärker aus bei Testfotos (wo man ja auch noch die Bildbearbeitung zur Verfügung hat).
Ich habe mein Hobby 2003 reaktiviert und 2005 Neofluare gekauft (Zeiss Oberkochen, Endlichserie). Seither verwende ich nur noch einen Achromaten gerne: den Plan-Archomat 16.

Viel Spaß weiterhin mit diesem schönen Hobby,
Wolfgang
Hier gibt es was für Einzellerfreunde: www.protisten.de

Florian Stellmacher

...wobei Wolfgang "Tümpler" ist (wenn man das in diesem Fall überhaupt so sagen darf)!  ;)
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Wolfgang Bettighofer

Zitat von: Florian Stellmacher in Januar 02, 2013, 18:55:01 NACHMITTAGS
...wobei Wolfgang "Tümpler" ist (wenn man das in diesem Fall überhaupt so sagen darf)!  ;)
Ja, darf man :D
Und ja, das brettl-ebene Bildfeld ist nicht soo mein Fokus. Aber das ist ja das Thema "Plan", da gibt es ja auch was Preisgünstiges unter den Achromaten.
Hier gibt es was für Einzellerfreunde: www.protisten.de

Florian Stellmacher

Und bei mir ist eben andersrum: Nichts gegen Apos, wenn es Planapochromate sind!
Ansonsten tun es auch Planachromate.
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Herne

Hallo liebe Mikronauten,
dann vertrete ich mal eine ketzerische Ansicht :
Es müssen keine Planapochromate sein, schließlich kann man ja stacken. Und bei der visuellen Verwendung spielt die Ebenheit des Bildes keine so große Rolle, weil man ja eh mit der Hand am Feintrieb mikroskopiert. Einzig die höheren Aperturen rechtfertigen dann die wesentlich aufwändiger aufgebauten Planapos.
Bei DIC-Anwendungen ist die Apertur auch nicht sooo wichtig, weil die meisten, mir bekannten DIC-Einrichtungen derart hohe Aperturen garnicht übertragen können.
Es ist sicher kein Zufall, wenn Leitz seine DIC-Einrichtung mit Plan-Fluotaren ausrüstet und nicht mit den ebenfalls verfügbaren Planapos.

Liebe Grüße
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

Jürgen

Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in Januar 02, 2013, 17:26:57 NACHMITTAGS
ZitatIch habe Zweifel, ob ein GF-P für Unendlich-Planobjektive gerechnet ist

Vielen Dank Herr Henkel. Angesicht ihres modernen ´Outfits´ kamen mir diese Zweifel bislang nicht. Eben habe ich sie eben mit einem 100er Endlich-Objektiv am Phomi II kombiniert und auch damit zeigte sich die kissenförmige Verzeichnung, besonders ausgeprägt am Bildrand. Dort ist das Bild zudem noch unscharf. Weiß jemand, für welches Objektiv diese Okulare gerechnet sind?
Gruß - E.F.H. Nowack

Hallo,

die GF-P Okulare sind keineswegs aus den 70er Jahren sondern wurden mit der 250-CF-Unendlichserie eingeführt. Sie waren z. B. die Standard-Okulare beim CZJ-Jenalab mit 250-CF-Achromaten. Um das volle 25er Sehfeld bei Planachromaten und Planapos auszunutzen wurden GF-Pw-Okulare (30mm Steckdurchmesser - es gab zwei Tuben für die Unendlichserie!) angeboten. Lt. der BDA vom Jenalab konnten die GF-P Okulare auch für 250-CF-Apochromate verwendet werden. Ein alter silberner 160er Planapo braucht PK-Okulare.

Die GF-P Okulare funktionieren aber auch gut mit den 160er Achromaten von CZJ, wenn diese bei den höheren Vergrößerungen die Endung "A" (für auskorrigiert) haben (z. B. Carl Zeiss Jena HI 100/1,25 160/0,17-A). Das "endliche" Laboval 4 wurde erst mit P-Okularen (Planokulare für achromatisch korrigierte Objektive ohne Kompensationswirkung für den Farbvergrößerungsfehler) und zuletzt mit den GF-P Okularen (GF für Großfeld) ausgeliefert. Askania hat nach der Wende sein RML 5 ebenfalls mit GF-P Okularen und 160er Achromaten ausgestattet.

Die letzte (silberne "dicke") Generation der CZJ-Endlich-Serie mit der Endung "C" (für Compensation) brauchte wieder Kompensationsokulare. Für diese Objektivklasse wurde nach meinem Kenntnisstand das (seltene) Okular GF-PK 10x/20 eingeführt.

Viele Grüße
Jürgen

rhamvossen

#27
Hallo Herbert,

ZitatEs müssen keine Planapochromate sein

Ich stimme dir völlig zu. Das ich in der Test Plan Objektive gebraucht habe war um der Vergleich so ehrlich wie möglich zu halten. Ich habe kein Apochromat von Leitz, deswegen habe ich der Planapo verglichen mit ein Plan Achromat statt ein Achromat.
Ich bin ein grosser Fan von die Weniglinser, die einfache Achromate und Neofluare/Fluorit Objektive die nicht Plan sind. Die geben die meist knackige Bilder. Beste Grüsse,

Rolf

Eckhard F. H.

Hallo Jürgen,
danke für die interessanten und hilfreichen Informationen.
ZitatEin alter silberner 160er Planapo braucht PK-Okulare.
Etwas irritierend: Mein alter silberner 100er Planapo ist unendlich korrigiert und braucht lt. Handbuch NU2 auch PK-Okulare.
Gruß - EFH

Jürgen

Hallo EFH,

zu Zeiten des NU2 gab es anscheinend keine separaten Okulare für die Unendlich-Objektive.

Gruß
Jürgen