Apochromate bzw. Semiapochromate - lohnt der finanzielle Aufwand?

Begonnen von Winfried Hölz, Januar 01, 2013, 17:21:30 NACHMITTAGS

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Winfried Hölz

Ich bin neu hier und hätte gerne etwas Hilfestellung von Euch.
Ich möchte meine alte Liebe, die Mikroskopie, reanimieren. Ich habe noch von früher ein altes Will (VM165 - glaube ich) Mikroskop mit Phako Ausrüstung, bin aber wegen fehlender Fotomöglichkeit und natürlich auch dem Wunsch nach einem universelleren Gerät zurzeit auf der Suche nach einem Nachfolger.
Ich habe nie Fotos desselben Motivs - aufgenommen mit Achrommaten und Apochromaten  - nebeneinander gesehen, deshalb hier die Frage: Lohnt die Investition in Apos bzw. Semi-Apos?
Wer hat solche Gegenüberstellungen bzw. einen Link dorthin?
Vielen Dank schon ´mal im Voraus  --  Winfried

übrigens: Mein Kompliment an Eure Seiten zum Einstieg in die Grundlagen der Mikroskopie - toll!

Karl73

Hallo und gesundes Neus!
Also aus meiner bescheidenen Erfahrung (ausschließlich Zeiss Jena) kann ich sagen, dass es schon einen deutlichen Unterschied macht zwischen Planachromaten und Apochromaten. Die Farbwiedergabe ist bei Apos deutlich besser und klarer. Allerdings kommt es immer darauf an was man ansehen möchte. Bei bunten und flächigen Motiven ist der Unterschied nicht so deutlich.

Viele Grüße
Karl
Fluoval mit HF, DF, Phv, AL und DL Fluoreszenz, Pol (hilfsweise)
Epival Interphako
Jenamed 2 fluorecence

Gerne per "Du"

Peter V.

#2
Hallo,

ohne aktuell neue Fotos anzufertigen, verweise ich einmal auf alte Aufnahmen von mir.

Zunächst ein Foto eines Planchromaten (Jena, CF-250-Optik), zum Vergleich dazu das Bild eines FLuoreszenz-Planachromaten der CF-250 Serie, das aber bei Zeiss Jena praktisch einem Planapochromaten entspricht.

Wie man deutlich sieht, erzeugt der einfache Planachromat Farbfehler im Sinne grünlicher Säume, die beim De-facto-Planapo nicht vorhanden sind.

Das fällt natürlich nur bei kritischen monochromen Objekten auf, besonders bei Diatomeen.

Natürlich haben die Planapos in der Regel auch eine bessere Auflösung, dafür aber den Nchteil einer geringeren Schärfentiefe. Man sollte wissen, wozu man seine Objektive primär einsetzen möchte.
In aller Regel reichen gute Planchromate aus. Nicht immer sind Planapos die beste Wahl, nur weil sie "besser" sind.

Um mal einen Vergleich aus der Automobilwelt, die sich dazu immer so schön eignet, zu bringen: Wenn Du fragst: "Ist ein Golf oder ein Porsche besser, lohnt sich ein "Upgrade" auf Porsche?" müsste man sagen: "Für die Autbahn ja, wenn Dir die beschleudnigung und Geschwindigkeit den Preisunterschied wert ist. Im rauheren Gelände oder bei schlechten Straßen bist Du mit dem Golf deutlich besser bedient."

Und der Unterschied muss auch nicht bei allen Hersteller / Objektivtypen so krass sein wie in diesem von mir gezeigten Beispiel.
Letztlich hilft da nur der eigene direkte Sehvergleich am Mikroskop.

Pauschal kann man nie sagen, ob sich die Aufrüstung auf planapochromatische Objektive lohnt.

CF-250 GF-Planchromat 40:



CF-250 GF Planchromat-fl 50 (de-facto-Planapo):



Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Detlef Kramer

Hallo Winfried,

Willkommen hier. Kannst Dich ja gelegentlich in der Rubrik "Mikroskopiker im Netz" noch persönlich vorstellen. Aber nun zu deiner Frage. Das ist alles furchtbar subjektiv. Am besten, Du versuchst mit jemand in Kontakt zu kommen, wo Du Dir selbst einen vergleichenden Eindruck verschaffen kannst. Es hängt auch sehr davon ab, welche Objekte Du studieren möchtest. Dazu noch eins: was verstehst Du unter einem Semi-Apochromaten? Schon der Begriff Apo ist eigentlich nicht wirklich definiert. Zeiss hat ihn geprägt, als Steigerung der Achromaten, die die roten und grünen Strahlen in der gleichen Ebene fokussieren. Bei den frühen Apochromaten waren es dann drei Wellenlängen und damit waren auch die Farbränder dazwischen praktisch verschwunden. Das ist immer weiter verbessert worden und heute ist es so, dass die Neofluare das besser und vor allem kontrastreicher können, als die alten Apos. Zeiss gibt heute an, dass die Apochromate heute praktisch alle Farben in der gleichen Ebene abbilden, aber, im Gegensatz zu den Neofluaren, auch außerhalb der exakten Fokusebene keine Farbsäume entstehen. Man kann dies auf den Seiten von Zeiss recht gut nachlesen.

Macht man einen A/B-Vergleich fällte einem natürlich sofort die höhere Brillanz der Apos oder Neos auf. Das liegt aber auch an der höheren N.A.

Noch eine persönliche Erinnerung. Hier hat vor einigen Jahren jemand neu angefangen und hat von mir einen Objektiv-Satz leihweise erhalten. Es waren einfache Achromate aus chinesischer Produktion. Aber er hatte (und hat) ein Händchen für Fotografie, dass seine hier dargestellten Fotos so beeindruckend waren, dass ihm nach einiger unterstellt wurde, er habe längst Apos - und das aus berufenem Munde!

So weit einmal von mir als Anstoß zur Diskussion,

Detlef  
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Winfried Hölz

Schönen Dank für Eure schnellen Antworten. Wie so oft hängt es also von den Umständen ab. Gott sei Dank ist es also Kein Muss, gleich so hoch einzusteigen. Vielen Dank für die beiden Bilder. Ich glaube, man müsste lange suchen, um aus dem quasi-Apo-Bild mehr Bildinformation heruszulesen.
Ich schreibe meinen Steckbrief, sobald ich mich hier etwas zurechtgefunden habe - schönen Abend  --  Winfrid

Peter V.

#5
Hallo,

ZitatNoch eine persönliche Erinnerung. Hier hat vor einigen Jahren jemand neu angefangen und hat von mir einen Objektiv-Satz leihweise erhalten. Es waren einfache Achromate aus chinesischer Produktion. Aber er hatte (und hat) ein Händchen für Fotografie, dass seine hier dargestellten Fotos so beeindruckend waren, dass ihm nach einiger unterstellt wurde, er habe längst Apos - und das aus berufenem Munde!

Wohl war! Besagter lieferte mit seinen Chinachromaten hervorragende Fotos ab, und auch Heike ist ja bekannt für High Quality bei Anwendung von  Low Tech. Solange es nicht um höchste Auflösung geht wie bei unseren "Porenzählern" der Diatomeenfraktion (nicht böse sein  ;)) reichen oft wirklich gute Achromate oder Planchromate aus. Aber selbst Chinaoptik kann gut sein!

Wie gesagt -  Du mußt wirklich selbst vergleichen!

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian Stellmacher

Hallo Winfried,

da ist nun schon vieles Wichtiges und Richtiges gesagt worden, das ich nur unterstreichen kann.

Viel wichtiger als die Frage nach der besten Farbkorrektur ist aus meiner Sicht die Frage nach der Bildfeldebnung. Für Tümpler sind Achromate in den meisten Fällen sicherlich ausreichend, möchtest Du Dir aber ein botanisches oder histologisches Schnittpäparat bzw. einen Ausstrich ansehen, wirst Du bildfeldgeebnete Plan- oder Semiplanobjektive z.T. sogar schmerzliche vermissen, vor allem dann, wenn Du Fotos machen möchtest.

Aber gute Achromate sollte man auf keine Fall schlecht reden. Auch sehr gute Fotografen schätzen gute achromtische Objektive mit wenigen Linsen hoch ein.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Nutzer nicht mehr aktiv

Hallo Winfried

Wie Detlef schon geschrieben hatte, solltest du das mal bei jemand austesten.
Ich war damals 2008 derjenige, der vom Detlef die China Achromate genutzt hatte. In der Tat gab es einige, die nicht glauben konnten, das man mit so günstigen Objektiven, solche Bilder machen kann. Detlef hatte diese mir geliehen, bis ich mir andere zulegen konnte, dank einiger hier im Forum. Jetzt nutze ich Zeiss Jena Okulare, Projektive und Objektive. Diese an einem Zeiss Standard 14 mit einem Trinotubus aus Indien. Jetzt habe ich Apochromate und Plan Apochromate. Du musst dir das einmal ansehen, was du später untersuchen möchtest. Wie hier schon angesprochen, können solche guten Objektive auch Nachteile für einige Objekte haben.

Bei meinen Sporenbilder z.B. nutze ich ein 100er Plan Apo.
Der Nachteil, ich habe kaum Spielraum zwischen Deckglas und Objektiv und ich muss auch Korregierte Deckgläser nutzen. Diese sind um einiges teurer. Mit den billigeren Deckgläsern, bekomme ich nichts hin.

Du siehst, alles hat Vor- und Nachteile.

Da ich aus der Astronomie Fotografie gekommen bin, hatte ich es am Mikroskop einfacher. Und bis heute macht das Fotografieren mir sehr viel Spaß.

Winfried Hölz

Ich habe auch meine Erfahrungen mit der Astronomie - thematisch genau so faszinierend wie der Mikrokosmos - letztlich hat mich aber das alles begrenzende Seeing dazu bewogen, mein Teleskop (nur ein Kometensucher) beseite zu legen, ich bin im Spessart in der Einflugschneise nach FfM.
Sobald ich mich für ein neues Mikroskop entschieden habe, werde ich nach Möglichkeit erst einmal die alten Achromate benutzen und dann sehen, ob ein Upgrade nötig ist.
Schönen Abend  --  Winfried

rhamvossen

Hallo Winfried,

Welches von diese Bilder findest du das beste? Und welches das deutlichsten:

Leitz 25x planachro


Leitz 25x planapo:



Beste Grüsse,

Rolf

Eckhard F. H.

Hallo kundige,
sorry, weil ich mich bei dieser Thematik mit einer Zusatzfrage einklinke. Planachromate bilden bis zum Bildrand scharf ab. Wie sieht es bei denen mit der (tonnenförmigen) Verzeichnung aus? Ist die automatisch mitkorrigiert?
Gruß - EFH

Detlef Kramer

Lieber Eckhard,

??? ??? ???

Die Verzeichnungen sind doch in der modernen Lichtoptik überhaupt kein Problem. Oder habe ich da etwas verpasst?

Herzliche Grüße und ein Gutes Neues Jahr,

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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reblaus

Lieber Detlef -

immerhin habe ich mal gesehen, dass z.B. Zeiss Cpl-Okulare (im Gegensatz zu den Kpls) Verzeichnungen in das System brachten. Aber an den Objektiven lag das nicht.

Gruß

Rolf


Eckhard F. H.

ZitatDie Verzeichnungen sind doch in der modernen Lichtoptik überhaupt kein Problem.
Lieber Detlef,
bislang sah ich das auch so. Aber unlängst zeigte eine Objektiv/Okular-Kombination (1000fach) ein randscharfes Bild mit erschöcklicher tonnenförmiger Verzeichnung. Das lag auch nicht an den Objektiven.
Gruß - Eckhard F.H.

rhamvossen

Hallo Eckhard,

ZitatAber unlängst zeigte eine Objektiv/Okular-Kombination (1000fach) ein randscharfes Bild mit erschöcklicher tonnenförmiger Verzeichnung

Vielleicht ist es auch interessant zu sagen um welche Objektiv/Okular Kombi es sich handelte? Beste Grüsse,

Rolf