Bleiglanz aus Grube Victoria im Siegerland

Begonnen von Ronald Schulte, Juli 14, 2019, 09:46:28 VORMITTAG

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Ronald Schulte

Wenige Tage vor dem MKB-Jubiläum im Mai dieses Jahres nutzte ich die Gelegenheit, die Halde von die Grübe Victoria in Littfeld zu besuchen. In meine Sammlung war der Stein wie in Bild 1 dargestellt, wobei die Schicht wie erwartet hauptsächlich aus Bleiglanz bestand. Nicht sehr aufregend, aber immer schön anzusehen. Die dreieckigen Ausbrüchen in Polierten Anschliffen sind typisch für Galena.



Bild 1







Bild 2







Bild 3

Galena (Gn, Bleiglanz) ist im Reflekted light weiß.
Das dunkle graue am Rand ist das Epoxid Epofix von Struers.







Bild 4, das gleiche Bild wie oben nur in POL







Die Daten von Galena so wie es im ,Pracejus' aufgezeichnet sind. 







Die Daten von Galena so wie es im ,Pracejus' aufgezeichnet sind.
 






Die Daten von Galena so wie es im ,Pracejus' aufgezeichnet sind. 







Bild 5

Galena = weiß.
Grau = Sphalerite.
Gelb = Chalcopyrite.







Bild 6

Galena = weiß.
Grau = Sphalerite mit Einschlüsse von Chalcopyrite (Chalcopyrite disease).







Im ,Pracejus' Seite 14 wird den ,Chalcopyrite disease' erwähnt.
,Barton and Bethke' haben es in 1987 auf diese Weise beschrieben.







Bild 7

Galena = weiß.
Dunkel Grau = Quarz und Silikate wie im POL Bild 8 deutlich wird.







Bild 8

Bild 7 im POL wo den Polarisator um ~ fünf Grad verdreht ist.







Bild 9

Galena = weiß.
Grau = Sphalerite mit leichte Chalcopyrite Einschlüsse.
Gelb = Chalcopyrite.
Am Rand ist was Tetrahedrite (Fahlerz) zu beobachten (leicht Grünlich grau).
Dunkelgrau sind Quarze und Silikate.

Das Typisch verwachsene Chalcopyrite wie hier zu sehen ist wird ,Myrmekitic intergrowth' (Wurmförmigen Verwachsung) genannt.
Diese art von verwachsungen werden von Dr. Paul Ramdohr beschrieben in: ,,The ore minerals and their intergrowths" dritte Ausgabe, Seite 113.







Bild 10

Bild 9 im POL wo den Polarisator um ~ fünf Grad verdreht ist.






Ich hoffe das es euch gefallt, ist mal was anderes als die Histologie.
Gruße Ronald.
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Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
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micromax

Hallo Ronald,

schön mal wieder was steiniges von Dir zu sehen. Inhaltlich kann ich nichts dazu sagen, außer, dass es mir gefällt. Aber mir fällt sofort die hohe Qualität Deiner Politur auf. Das weiß ich sehr wohl einzuschätzen und kann Dir bestätigen, dass das wirklich ganz oben mitspielt. Der Präparator von Pracejus hat es auf jeden Fall nicht so weit gebracht.

Weiter so und viele Grüße
Thomas

Ronald Schulte

Thomas,

Danke für dein Lob. Das Polieren von Galena und andere weiche Erze ist am schwierigsten.
Noch schwieriger wird es wenn ein weiches Erz direkt neben ein hartes Gelagert ist, dann entsteht sehr einfach Reliefbildung. Ist aber alles eine Erfahrungssache.
Ich Schleife und Poliere am Tellerschleifmaschine aber aus die Hand. Die drei wichtigste Sachen sind: sauber arbeiten und nicht zu kurz Polieren und den Druck auf das Präparat nicht zu hoch.
Viel üben und vor allem nicht aufgeben, nicht alles gelingt eben auf einmal!

Gruße Ronald
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olaf.med

Lieber Ronald,

wieder einmal eine tolle Dokumentation mit sehr schönen  Bildern! Bei  Dir sind sogar  die  Dreiecksausbrüche ästhetisch anzusehen  :).

Herzliche Grüße,  Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

liftboy

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Ronald Schulte

@Wolfgang, Danke!

@Olaf, ein Schliff mit Galena hat bei mir immer etwas 'extra' weil es fast immer wunderbar schön ist um an zu sehen. In diesen Schliff Poliert es sich fast Kratzenfrei, ist aber nicht immer den Fall.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man es fast nie messen muss, denn es ist fast immer klar, dass es sich um Bleiglanz handelt.

LG Ronald
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Florian D.

Zitat von: Ronald Schulte in Juli 14, 2019, 20:56:17 NACHMITTAGS
Ein weiterer Vorteil ist, dass man es fast nie messen muss, denn es ist fast immer klar, dass es sich um Bleiglanz handelt.
Hallo Ronald,
Rinne und Berek empfehlen Galena als Reflexionsstandard, weil die Reflektivität nur wenig mit der Probe und Vorbereitung variiert. Was findest du denn so?
VG
Florian

Ronald Schulte

Florian,

Eine sehr interessante Frage, zu der ich eine Meinung habe, aber es ist nur meine Meinung und die muss nicht immer wahr sein.
Ich verwende Siliziumkarbid als Reflektionsstandard. Der Grund dafür ist, dass es z.B. in "Microscope Photometry" von Horst Piller von 1977 (ISBN, 3-540-08094-5) Seite 125, vorgeschrieben wird. Zweitens hat mich ein Liebvollen Forumsmitglied einen Kristall-SiC geschenkt, wofür ich Ihm sehr dankbar bin, weil es nicht so einfach ist, einen Standard zu erhalten und die derzeit zum Verkauf stehenden Standards fast unbezahlbar sind.
Der Siliziumkarbidkristall hat eine Reflektion von fast 20% über die ganze Linie und hat viele Vorteile wie z.B. extrem hart (kratzt fast nicht), resistent gegen viele chemische Reaktionen (lauft kaum an), isotrop und so weiter. Der Nachteil ist jedoch, dass es aufgrund des geringen Reflektion (20%) recht schwierig ist um Mineralien mit einem höheren Reflektionsgrad wie z.B. Pyrite zu messen. In meiner Messung bei 670nm liegt Pyrite bei 57% (gelbe Linie) und das ist im Vergleich zu den 20%, die SiC hat, ziemlich groß. Die Messfehler werden dann größer. Wenn ich z.B. Digenit (rote Linie) messe, dann bleibe ich bei etwa 20% und darum lauft die Messung dann ausgezeichnet. 
Um ein Mineral mit höhere Reflektion messen zu können, habe ich vor einiger Zeit Galena als Standard verwendet, und das geht überraschend gut. Bleiglanz hat einen Bleigehalt von 86,6% und einen Schwefelgehalt von 13,4%. Ich kann mir aber vorstellen, wenn diese Werte nicht immer konstant sind, dass das Erz eine andere Reflektion haben kann.
Da ich jetzt verschiedene Galena Anschliffe habe, kann ich mal testen was die Unterschiede sind. Das Problem ist wahrscheinlich, dass alle meine Proben aus dem Siegerland stammen und darum keine Unterschiede zu messen sind.

Wenn du den Artikel von 'Rinne en Berek' hast, dann wäre ich daran interessiert. Ein pdf ist in Ordnung.





Gruße Ronald
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plaenerdd

Hallo Ronald,
ZitatDas Problem ist wahrscheinlich, dass alle meine Proben aus dem Siegerland stammen und darum keine Unterschiede zu messen sind.
Soll ich Dir ein Paar Stücke aus dem Erzgebirge (Freiberger Revier) besorgen? Bleiglanz ist hier sehr häufig. Es hat oft Silberanteile. An der Halde des Davidschachtes gehe ich hin und wieder mit Schülern Erze suchen. Ist aber gewöhnlich auch etwas angewittert.
Freiberg ist für einen Erz- und Mineralfreund unbedingt eine Reise wert. Hier kannst Du in der Reichen Zeche eine mehrstündige Befahrung mitmachen (800 Jahre Bergbaugeschichte mit z.T. handgeschlägelten Gängen) und hier gibt es mit der Terra Mineralia die größte Mineralienausstellung Europas. Also wenn Du mal zufällig in der Nähe sein solltest....
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Ronald Schulte

Mikroskope:
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Ronald Schulte

@Frank,

Danke für die Unterlagen. Was ich darüber lesen kann, ist, dass es in den verschiedenen Galenen aus verschiedenen Gebieten wenig bis keinen Unterschied in der Reflektivität gibt. Ich werde bald etwas Material aus dem Harz bekommen (Gerd wird mir was Material sammeln). Ich werde Erzanschliffe daraus machen und dann wundere ich mich, ob es einen Unterschied machen wird. Das wird sicherlich einige Zeit dauern, aber ich werde es dir im Herbst mitteilen und vielleicht werde ich einen neuen Beitrag schreiben.

Grüße von Ronald
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plaenerdd

Hallo Ronald,
ich sammle Dir Material aus der Montanregion Erzgebirge, die seit wenigen Tagen Weltkulturerbe ist. Ein älteres Sammlungsstück aus dem Harz packe ich aber auch mit ein.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Florian D.

Glückauf Anschleifer,

gerade bin ich in den tiefen des Kellers fündig geworden: Ein paar Kg von Baryt und Bleiglanz, den ich vor Äonen aus Strontian (ja, danach ist der Strontianit und das Element Strontium benannt!) mitgenommen habe. Ich werde mal versuchen, so eine einzelne Kristallfläche zu spalten. Das sollte ja dann als Reflexionsstandard taugen.
Der Baryt muss dringend auf den Spindeltisch.
War heute auch beim Glaser und hab ein schwarzes Stück Glas gekauft. Wenn ich den Brechungsindex messe, sollte das ja als Referenz für niedrige Reflektivitäten taugen.

Viele Grüsse
Florian

Florian D.

Um Gerd's Kommentaren zuvorzukommen:
Man erkennt jedenfalls sofort die gezackte Skyline der schottischen Highlands!

Florian D.

Glückauf!
Nachdem ich keine so schöne Presse habe wie Du, Ronald, habe ich heute einen kleinen Justiertisch mit bescheidenen Mitteln gebastelt, aber er scheint zu funktionieren.  In die Löcher habe ich einfach 3 Muttern geklebt.
Als ich versuchte, den Bleiglanz wieder zu polieren, bin ich allerdings fast verzweifelt. Ich habe sowohl versucht, auf einem Brillenputztuch mit Al2O3 Pulver als auch auf Glas zu polieren, habe aber nur eine matte Oberfläche bekommen. Mit Diamantspray auf Glas sogar eine bläuliche Oxidschicht.
Daraufhin habe ich wieder auf der glatten Seite eines Stücks dicken Leders poliert. Das funktioniert gut, allerdings habe ich immer noch viele Kratzer.
Wenn ich das Bild der Aperturblende konoskopisch betrachte, kann ich mit den 3 Schräubchen gut einstellen, dass das Bild der Blende bei Drehung des Tisches still steht. Das Signal von der Photodiode ist dann auch bei Drehung des Tisches praktisch konstant.

Viele Grüsse
Florian