Rädertierchen aus Moosprobe

Begonnen von Monsti, Januar 02, 2010, 21:03:34 NACHMITTAGS

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Monsti

Servus zusammen,

dieses recht große Rädertier fand ich heute mal wieder in einer meiner Moosproben. Meine Suche im Streble-Krauter ist ergebnislos geblieben. Das Tier war schätzungsweise 0,5 mm groß. Es ist mit bloßem Auge zu erkennen. Gerade in Moosproben sehe ich es oft, doch Mniobia magma passt auch nicht so recht. Dafür ist m.E. der Fuß zu lang. Kurz: Ich brauche Eure Hilfe und hoffe, dass die Fotoqualität ausreicht, um wenigstens bis zur Gattung vorzudringen.



Habe ich eine Chance?

Danke und liebe Grüße
Angie

Michael Plewka

hallo Monsti,

als eingefleischter Rädertier- Freund muss ich Dir auf Deinen Beitrag einfach antworten...
Falls Du immer noch mit demselben Mikroskop wie vor 2 Wochen arbeitest: Dieses ist m.E. Dein bestes hier im Forum Mikrofoto  und straft damit all diejenigen Lügen, die der Meinung sind, mit Deiner Ausrüstung ließe sich nichts besseres machen. Es würde  wiederum genau meine Meinung bestätigen, dass mit gescheiter Präparationstechnik  und etwas Übung wesentlich mehr möglich ist.

Zu den ,,Moos-Rädertieren": Du hast Dir da ein Biotop ausgesucht, was nach meiner Erfahrung (und davon habe ich einige! schau mal hier: http://www.plingfactory.de/Science/GruKlaOeko/Teichleben/Rotatoria/TL5RotatoriaList.html) zu den schwierigsten überhaupt gehört, was die bdelloiden Rädertiere angeht.

1.Die Viecher sind unheimlich zickig, viele verstecken sich zwischen den immer vorhanden Steinchen oder Blättchen, nimmt man diese weg, machen sie vollends dicht (Kontraktion).

2.Sie reagieren teilweise sehr empfindlich auf Veränderungen der Wasserqualität (Ersatz von verdunstetem Wasser).

3. wichtige Bestimmungsmerkmale sind nur für Sekundenbruchteile zu sehen

4. viele reagieren auf den Wasserentzug (Schichtdicke) ebenfalls mit Kontraktion

5. Es gibt nur ein einziges!! Bestimmungsbuch für bdelloide Rädertiere überhaupt (weltweit!), und das ist überaus kompliziert DONNER, siehe hier:http://www.amazon.de/Bestimmungsbücher-Bodenfauna-Europas-Ordnung-Bdelloidea/dp/B0000BQ2O1/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1262464783&sr=8-1.

6.Alle anderen seriösen Bestimmungsschlüssel z.B. hier:http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artsep08/wd-rotifer.htmlbasieren auf denselben Bestimmungskriterien wie denen im DONNER, als da sind:

-Der Magen/ Darmtrakt da (hab ich mit Martin Kreutz schon Stunden über einzelne Fälle diskutiert)
-Die Zehen (Was bei Deinem Viech zu sehen ist sind mit großer Wahrscheinlichkeit die Sporen, viele verwechseln das, weil die Zehen so selten gezeigt werden): Anzahl? Art? Mniobia hat typischerweise keine Zehen oder nur ganz reduzierte; stattdessen eine Haftplatte
-Die Anzahl und Art der großen Zähne im Kauer
-sind Augen vorhanden? und wo?

um nur die wichtigsten zu nennen.

Ich habe hier bestimmt noch einige tausend Fotos aus ca 20 bdelloiden Rädertierformen, bei denen ich noch nicht einmal die Familie genau bestimmen kann.
So frustrierend es auch klingen mag: um also Dein Viech seriös bestimmen zu können, müssen die o.a. genannten Merkmale sichtbar sein.  Ohne diese geht es nicht. Das ist verdammt schwierig. Ein einziges Foto kann diese Merkmale normalerweise nicht zeigen. Deshalb müssen immer mehrere Fotos her!

Vom Habitus her kann man Habrotrocha ausschließen, ebenso wie Adineta,
Könnte Philodina sein, könne Macrotrachela sein, könnte Rotaria sein...
Mit der gezeigten Fotoqualität kannst Du bestimmt weitere Merkmale dokumentieren, aber man braucht viiiiel Geduld und Glück, um im richtigen Moment abzudrücken.
beste Grüße Michael


Monsti

Hallo Michael,

herzlichen Dank für Deine Antwort, auch wenn sie so ziemlich das beinhaltet, was ich schon befürchtet hatte.

Zum Foto: Ja, ich arbeite nach wie vor mit meinem billigen Supermarkt-Mikro. Größere Tiere abzulichten, ist in der Tat kein besonderes Problem - sofern sie sich zufälligerweise mal so fein präsentieren wie das oben gezeigte Tier. Solange sie "rädern", kann man sie verhältnismäßig gut erwischen. Allerdings ist ihr Körper dabei oft nicht so ausgezogen, dass man wichtige Merkmale erkennt. Anders bzw. genauer als auf dem Foto sehe ich es übrigens durch's Okular auch nicht.

Nichtsdestotrotz habe ich mir gestern ein neues Mikroskop bestellt, das aber erst in ein paar Wochen eintreffen wird. Der Blick durch ein "richtiges" Mikro vor wenigen Tagen war für mich das Aha-Erlebnis schlechthin: Es sind Welten!!!

Liebe Grüße
Angie-Monsti

Manfred Rath

Hallo Angie,
neugierig wie ich bin meine dreiste Frage:Welches Mikroskop hast Du Dir gekauft?

Schöne Grüsse aus der Steiermark,
Manfred
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Monsti

Hallo Manfred,

das Müller Biolab-T, das sollte für meine Zwecke ausreichen.

Liebe Grüße über die Bichl

Angie

Eckhard

Hallo Angie,

ich dachte es sollte ein gebrauchtes Zeiss KF2 werden? Was hat Deinen Sinneswandel bewirkt? Glaubst Du das ist ein besseres Mikroskop als das KF2?

Neugierige Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Monsti

Hallo Eckhard,

mein Sinneswandel deshalb, weil ich nicht Wochen und Monate warten wollte, bis sich mal die Gelegenheit bietet. Monokulare Geräte gibt es, doch möchte ich unbedingt ein binokulares Mikroskop. Das Biolab-T ist sicher nicht mit Zeiss zu vergleichen, aber ganz bestimmt um ein Vielfaches besser als mein jetziges Gerät. Mein Mann und ich haben lange debattiert und uns dann halt für das Biolab-T entschieden.

Liebe Grüße
Angie

Nutzer nicht mehr aktiv

Hallo Angie

Peter hatte mal einen sehr guten Bericht zu dem Mikroskop geschrieben

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2709.0

Monsti

Hallo Mike,

u.a. dieser Bericht war für uns auch eine wichtige Entscheidungshilfe.  ;)

Habe gerade Deine Homepage "Flechtenmikroskopie" entdeckt - da muss ich doch gleich mal schnüffeln gehen!

Liebe Grüße
Angie

Nutzer nicht mehr aktiv

Hallo Angie

Da wünsche ich euch viel Freude mit dem neuen Mikroskop.
Schau dich nur auf der Flechten Seite um. Nur eines, diese mache ich mit Ralf Wagner zusammen,
Meine eigene Seite ist das nicht  ;)

Ich Poste nur die ganze Dokumente hier rein. Diese sind von mir und Ralf. Meistens einfach zu erkennen, weil unsere Herbar Nummern unten links stehen.

Monsti

Hallo Mike,

da bitte ich um Entschuldigung - also EURE Homepage ... bin schon gespannt. Ich selber habe bisher nur Makrofotos von Flechten produziert. Hier z.B. Vulpicida pinastri an unserem Gartenzaun:



Liebe Grüße
Angie


Siggi O.

Hallo Angie,
hallo liebe Mikrofreunde,

wie giftig ist eigentlich die Vulpinsäure?
Immerhin wurde es ja benutzt um Wölfe zu töten.
Welche Mengen sind dafür erforderlich?
Ist Hautkontakt auch schon schädlich oder muss man es verzehren damit das Gift wirkt?

Keine Angst, ich möchte das Mittel nicht anwenden, dafür gibt es ja....... ;D

Viele Grüße
Siggi
Gerne per Du!
Vorstellung: Hier klicken!

Monsti

Hallo Siggi,

warum befragst Du nicht Prof. Dr. Google? Dies fand ich bei Wikipedia (wobei ich die dortigen Infos oft mit Vorsicht genieße): http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsflechte

Ich denke, es ist wie bei allen Giften: Die Dosis macht's.

Als Kind hatte ich mal eine Tollkirsche gegessen. Daraufhin passierte fast nichts. Ich hatte nur ein paar Stunden lang riesige Pupillen, konnte nicht allzu deutlich sehen und war etwas träge. Hätte ich allerdings zehn oder mehr (sie schmecken nämlich nicht schlecht) davon gegessen, wäre das Experiment sicher nicht mehr glimpflich abgegangen. Ich aß als Kind sogar mal die Fruchtkapsel vom Blauen Eisenhut, dessen Gift zu den stärksten in der gesamten Pflanzenwelt gehört. Auch da passierte nichts Besonderes. Ich fühlte mich etwas "flatterig", das war alles. Mehr hätte ich eh nicht gegessen, denn das Zeug schmeckt ekelhaft bitter. Angeblich soll dieses Gift dem Körper schon per Berührung zugeführt werden, was ich aus eigener Erfahrung aber nicht bestätigen kann. Allerdings trage ich auch keinen Strauß aus Eisenhut über Stunden durch die Gegend, sondern zupfe höchstens mal einzelne Samenkapseln zwecks Vermehrung ab.

Liebe Grüße
Angie

Peter V.

#13
Zitat von: Eckhard in Januar 03, 2010, 15:51:47 NACHMITTAGS
Hallo Angie,

ich dachte es sollte ein gebrauchtes Zeiss KF2 werden? Was hat Deinen Sinneswandel bewirkt? Glaubst Du das ist ein besseres Mikroskop als das KF2?

Neugierige Grüsse
Eckhard


Lieber Eckhard,

Du weisst, dass ich auch ein Fan des KF2 bin. Ich habe ja auch so ein schönes Stück, das seit Deines denkwürdigen Postings für mich auch nur noch mit dem Begriff "Das Kuchenfarbene" assoziiert ist.
Aber: Das weisse KF2 mit Bino findet man selten, und die grauen monokularen sind ja mit der seltsamen Ringschwalbe ausgerüstet, die einen Ausbau zu Bino oder Trino unmöglich macht ( was ich auch erst seit gestern weiss ).
Und bei einem KF2 weiss müste man eventuell auch später noch einen Trino nachkaufen, der schwer auf dem Markt zu bekomen ist.

Ich kann mich an ein Posting erinnern, in dem selbst Detelf ( wahrlich unverdächtig der Lobhudelei auf Chinaware ) einmal laut darüber nachdachte, ob angesichts der Schwierigkeiten, Ausbauteile ( insbeondere Trinotuben ) für die Standards zu bekommen, und angesichts des Preises und der Tatsache, dass man heutzutage ja schon alle paar Jahre dank des "WINTEL"-Kartells genau so viel oder mehr Geld in einen neuen Rechner steckt, so ein Biolab-T nicht wirklich eine Alternative für den ersten ( oder hier zweiten ) Einstieg ist, auch, wenn das dann vielleicht nicht das Mikroskop fürs ganze Leben wird.
( Oh je, das war jetzt wieder einer meiner Monstersätze, die meine Deutschlehrer immer leicht kritisierrt haben ).

Jedenfalls ist es vermutlich der schnellste Weg, zu einem richtigen "Komplettmikrskop" mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu kommen.

@ Monsti: Ich denke, Deine Wahl war schon ganz gut, wenn Du jetzt schnell "richtig" loslegen möchtest. Das Mikroskop ist wirklich o.k.
( Nun hoffe ich nur, dass Du auch damit zufrieden bist - wenn ich schon Mitschuld an Deiner Kaufentscheidung trage ).

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Siggi O.

Zitat von: Monsti in Januar 03, 2010, 19:33:11 NACHMITTAGS

warum befragst Du nicht Prof. Dr. Google? Dies fand ich bei Wikipedia (wobei ich die dortigen Infos oft mit Vorsicht genieße): http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsflechte

Ich denke, es ist wie bei allen Giften: Die Dosis macht's.


Hallo Angie,

ich habe den besagten Prof. befragt, allerdings unter Vulpinsäure.
Meine Frage zielt ja auf die Dosis ab.

Genau die Tollkirschen meinte ich mit ....
Ab drei Stück kann es schon richtig bedrohlich werden, so sagt wenigstens mein Naturführer.

Viele Grüße
Siggi
Gerne per Du!
Vorstellung: Hier klicken!