Orange G – Fluoreszenz oder was?

Begonnen von witweb, März 09, 2022, 19:27:33 NACHMITTAGS

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witweb

Hallo zusammen,

bisher habe ich bei meinen Versuchen keine Mikrokristalle gesehen, die bei UV- oder Blauanregung fluoreszieren. Ich habe aber auch nie gezielt danach gesucht. Eher nebenbei kam mir wieder in den Sinn, dass L-Tryptophan bei UV-Anregung gut sichtbar fluoresziert. Ich hatte darüber kürzlich berichtet.

Nun schaue ich natürlich bei meine Substanzen etwas genauer hin, um vielleicht noch andere Stoffe zu finden, die sich für Fluoreszenzaufnahmen eignen. Als ersten Schritt habe ich dazu die Eppis, in denen ich die Proben aufbewahre, mit der UV-Taschenlampe angestrahlt. Dabei bin ich auf Orange G gestoßen, dass im UV-Licht hell orange erstrahlte. Ich hatte von Orange G schon früher mal Bilder gemacht, damals allerdings im polarisierten Licht.

Nun habe ich erste Bilder gemacht, und frage mich, ob dieses Orange wirklich Fluoreszenz ist, und wenn nicht, was dann? Im Internet habe ich nur einen Hinweis auf Fluoreszenz bei Orange G gefunden: ,,When exposed to UVs show a light blue fluorescence." Das hätte ich dann auch erwartet, aber light blue ist da nix. Nur strahlendes Orange. Einen Einfluss von Weißlichtanteilen neben dem UV sehe ich eigentlich nicht. Zm einen sollte der Filterwürfel das zuverlässig unterdrücken, zum anderen ist das Orange zu hell, die Umgebung der Kristalle zu dunkel.

Ich zeige hier mal ein paar Bilder. Zunächst eine Pol-Aufnahme und dann der gleiche Bereich mit UV-Anregung (Bildbreite 0,9mm):






Hier ein Fussel, der sich auf den OT gesetzt hat (Bildbreite 0,65 mm):




Noch ein paar Kristalle (Bildbreite 0,65 bzw. 0,31 mm):





Und hier eine Aufnahme mit Blauanregung (Bildbreite 0,53 mm):



Eigentlich sehen die Bilder ja nicht schlecht aus, aber dieses leuchtende Orange...?

Viele Grüße

Michael

Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

Schraube

Hallo Michael
Das zweitletzte Bild gefällt mir besonders gut, schaut toll aus!
Gruss
Roli
Mikroskop: Leica DMRE
Website: https://www.mikrokosmos.gallery

witweb

Hallo Roli,

wie du siehst, warst du der Einzige, der sich zu meinem Beitrag gemeldet hast. Vielen Dank dafür!
Na, da waren wohl meine Erwartungen an das Forum zu hoch, oder die Frage ist einfach unbeantwortbar.  ;)
Oder es hatte einfach niemand Lust...

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
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Horst Wörmann

Michael,

doch, Lust ja, aber Orange G nein - sonst hätte ich schon längst ein Emissionsspektrum gemacht!
Wenn Du noch ein paar Körnchen übrig hast?

Viele Grüße
Horst

witweb

Hallo Horst,

na klar, mache ich. Kannst du mir per PN deine Anschrift geben? Dann mache ich ein Eppi fertig.
Ich kann mir das orange Leuchten auf "allen Kanälen" wirklich nicht erklären. Nun habe ich noch eine Aufnahme mit normalem Weißlicht (Blitz von der Seite) gemacht. Sieht auch nicht viel anders aus (siehe Bild unten)...

Beste Grüße

Michael

Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
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MiR

Hallo Michael,

nein, keine Bange es gibt auch noch andere Interessenten an deinen Experimenten, wie z.B. mich.  Mein Favorit ist übrigens dein Bild (4) aus der Höhle, mit den Stalagmiten und Stalaktiten.  ;)

Wie du in deinem Beitrag https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=39375.0#top schreibst, findest du in der Literatur einen Schmelzpunkt von 141 °C, praktisch findest du aber keinen Schmelzpunkt in diesem Bereich! Kann bedeuten, das der Wert nicht korrekt ist.
Also Recherche bei den verschiedenen Anbietern, wie Carl Roth, Sigma Aldrich (jetzt eigentlich Merck) und VWR. Ja, auch dort wird ein Schmelzpunkt von 141°C ausgewiesen. Na, ja müsste natürlich nochmal mit "ernsthaften" Quellen überprüft werden. 
Du hast deinen Farbstoff in einer Originalflasche ? Kannst also sicher sein, das es sich wirklich um Orange G handelt und nicht um einen "ähnlichen" oder ähnlich ausehenden Farbstoff wie z.B. Orange II oder Methylorange ?
Andererseits weisen die Angaben bei den Anbietern darauf hin, dass der Farbstoffgehalt (nur) 80-85% beträgt. Da haben wir schon eine weitere Quelle für Abweichungen.

Nun bin ich (leider) kein Fachmann für Fluoreszenz, aber vielleicht wäre es gut sich die experimentellen Bedingungen des Artikels aus welchem der Satz, - "When exposed to UVs show a light blue fluorescence." -,  stammt, zu vergleichen. Möglicherweise sind die Untersuchungen in Lösung durchgeführt worden, da kann, u.a., das Lösungsmittel und die Konzentration schon mal  eine Einflußgröße darstellen.
Wie ich lese wird ja Horst ein Emissionsspektrum anfertigen, ein UV-Vis-Spektrum wäre auch nicht schlecht, zum Vergleich mit bekannten und im Internet leicht zu findenden Spektren von Orange G. Eine (dünnschicht)-chromatographische Analyse mit einem Vergleichspräparat wäre auch nicht verkehrt, letzteres wäre ja auch noch im Hobbybereich praktikabel.

Viele Grüße aus Berlin
Michael (MiR)


witweb

Hallo Michael,

danke für die Rückmeldung!

Natürlich ist man oft nicht sicher, was die Reinheit der Substanzen betrifft. Da viele Chemikalien, die man gerne verwenden würde, nicht so einfach zu kaufen sind, führt der Weg dann schnell zu eBay oder generell ins Internet. Das man da oft nicht weiß, was man genau bekommt, ist klar.
Im konkreten Fall - Orange G - habe ich aber ein Produkt von Carl Roth verwendet, was erst mal über Zweifel erhaben sein sollte. Aus dem zugehörigen Sicherheitsdatenblatt stammt auch die Angabe zur Schmelztemperatur von 141 °C.



Was nun die Fluoreszenz betrifft, habe ich nur eine Info gefunden, wo das mit dem "When exposed to UVs show a light blue fluorescence." herstammt: https://www.bionity.com/en/encyclopedia/Orange_G.html

Vielleicht kann sich Horst noch einmal melden und sagen, welche Untersuchungen er machen will.

Viele Grüße

Michael


Leitz Orthoplan
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Heiko

Hallo Michael,
hast Du die Lösung schon mit UV traktiert?
Viele Grüße,
Heiko

witweb

Hallo Heiko,

nein, habe ich erst nach dem Auskristallisieren unter den Auflichtkondensor gelegt.
Aber die Idee ist nicht schlecht, könnte ich mal machen.

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
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witweb

Hallo Heiko,

ich habe jetzt ein paar Krümel Orange G auf den OT gegeben und dazu einen Tropfen Wasser, verrührt und unter dem Mikroskop bei UV angesehen.
Ergebnis, bei der Verdünnung tritt keine erkennbare Fluoreszenz auf. Nur den Rand des Tropfen kann man schwach erkennen. Ich habe das aufgenommen, Belichtungszeit 10s bei ISO 800.
Die lange Belichtungszeit führt zu dem hellgrünen Hintergrund, Fluoreszenz ist im Tropfen sonst nicht zu erkennen.



Ich habe die Aufnahme, der besseren Erkennbarkeit wegen, noch kurz nachbearbeitet:





Nach einer Stunde war der Tropfen dann eingetrocknet. Für das Bild habe ich dann 1/10s bei ISO 800 belichtet. Nur zur Orientierung.




Beste Grüße

Michael


Leitz Orthoplan
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jochen53

Hallo,
könnte es sein, daß das Orange G generell eine orange Fluoreszenz zeigt? Fluoreszenz bedeutet doch, daß die Substanz bei Anregung mit Licht eine andere, energieärmere Wellenlänge als die Anregungsfrequenz wieder abstrahlt. Orange (um ca. 600 nm) ist ja auch langwelliger und damit energieärmer als UV (vermutlich ca. 366 nm). Wenn Du mal Gelegenheit haben solltest, an Pyranin (Lanxess) zu kommen, das sollte ein wahres Feuerwerk werden (ist in den gelben Textmarkern drin).
Ich sehe Deine mikroskopischen Kunstwerke immer wieder gerne.
Jochen

witweb

Hallo Jochen,

ja, könnte vielleicht sein. Vielleicht klären wir das noch auf. Und wenn es so wäre, wäre es ja auch in Ordnung. Mich hatte vor allem der Hinweis auf "light blue" irritiert und dass sonst überhaupt nichts zu Fluoreszenz von Orange G zu finden war.
Nach Pyranin muss ich mal suchen..

Danke fürs Lob!

Viele Grüße

Leitz Orthoplan
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Horst Wörmann

Liebe Fluoreszenzler,

"Vielleicht kann sich Horst noch einmal melden und sagen, welche Untersuchungen er machen will."

Fluoreszenz-Emissionsspektren am Kristall bei 365 nm und 470 nm. Zusätzlich, wenn's geht, auch mal ein Absorptionsspektrum am Kristall - wenn nicht, dann auf jeden Fall ein Absorptionsspektrum der Lösung im VIS(UV kann ich nicht). Bevor lange herumgerätselt wird, sollten wir die Ergebnisse erst mal abwarten. Wird spannend.

Viele Grüße
Horst

Heiko

Hallo Michael,

eventuell leichter fällt eine makroskopische Bewertung.
Hier als Beispiel eine Riboflavin-5-phosphat-Lösung mit grüner Fluoreszenz ,,unter der Oberfläche":



Viele Grüße,
Heiko

witweb

Hallo zusammen,

ja, Horst, machen wir so!
Danke Heiko für deinen Hinweis/Bild. Ja, irgendwann muss man auch mal wieder groß denken. :)

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
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