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Xylol

Begonnen von HAPEZI, November 28, 2022, 23:12:03 NACHMITTAGS

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ManK

#30
Liebe Mikroskopiker,
zum Thema Wundbenzin hab ich noch ein abschreckendes Beispiel:
dieses hier ist ungeeignet, es hinterlässt nach dem auftrocknen einen hässlichen Grauschleier.
Hatte ich kürzlich in einer Drogerie erworben...
Grüße
Manfred

Jakob_Wittmann

Guten Abend liebe Gemeinschaft,

auch die als Wundbenzin nach Apothekennorm deklarierte Variante hinterlässt Reste:

Die beigefügten Bilder sind gewissermaßen selbsterklärend. 10 × Achromat, minimale Bearbeitung ...

Beste Grüße

Jakob
jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

Peter V.

#32
Hallo Jakob,

was zeigt denn das Bild? Hast Du einen Tropfen Wundbenzin auf einem Objektträger verdunsten lassen? Bist Du sicher, dass die Rückstände im Wundbenzin selbst waren? Es gibt ja verschiednene Möglichkeiten der Kontamination. Zunächst einmal muss der Objektträger, auf dem Du den Versuch durchführst, selbst sicher tadellos sauber sein. Wie hast Du das Benzin aufgebracht? Mit einem Wattestäbchen? Mit einer Pipette? Kam das Benzin aus einem Originalbehältnis des Herstellers oder wurde es in der Apotheke umgefüllt? Was letztlich die Anwendung betrifft, muss man dazu sagen, dass man ja üblicherweise das Benzin nicht auf der Linse verdunsten lässt, sondern damit die bestehende Verschmutzung nur anlöst. Die Entfernung erfolgt ja durch das Wischen - das letztlich ein Aufsaugen des Benzin mitsamt dem gelösten Schmutz darstellt - durch den Putzlappen oder die Watte.

Herzliche Grüße
Peter

PS: Was ich durch diesen Thread gelernt habe, ist die Tatsache, dass Wundbenzin wegen des hohen Gehaltes an neurotoxischem Hexan nicht für die Anwendung an der Haut geeignet ist. Das erstaunt mich insofern, als sogar auf dem aus der Apotheke bezogenen Wundbenzin, das ich kaufe, explizit steht ,,Zum Entfetten der Haut und zur Entfernung von Pflasterresten", wozu ich es bislang auch immer benutzt habe. Das werde ich nun nicht mehr dazu verwenden. Als Sicherheitshinweis liest man nur ,,Reizt die Haut bei großflächiger und häufiger Anwendung". Irgendwie besteht in diesem Fall eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Deklaration von Wundbenzin auf den Etiketten und der Warnung in der Wikipedia. Für mich eine tatsächlich sehr erstaunliche und irritierende Erkenntnis im sonst vor Überreaktion, Warnhinweisen und Verboten reichen Europa bzw. Deutschland. Ich habe mir bislang nie Gedanken um Neurotoxizität gemacht und Wundbenzin selbstverständlich stets zur Entfernung von Pflasterkleber verwendet.
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

jochen53

Hallo Peter,

da hast Du aber irgendwas falsch verstanden. Wundbenzin enthält keinen hohen Anteil an n-Hexan, ebenso wie die anderen im Handel befindlichen Benzinqualitäten in diesem Siedebereich auch (n-Hexan siedet bei 68,8° C). Der Gehalt an n-Hexan ist meistens < 2%. Nur das unverzweigte, lineare n-Hexan ist neurotoxisch, das um nur ein C-Atom längere n-Heptan schon nicht mehr.
Trotzdem sollten alle fettlösende Lösemittel nicht über längere Zeit mit der Haut in Kontakt kommen.
Während des Studiums bekam die TUM n-Hexan von Shell kostenlos fässerweise als kostenlose Industriespende. Wir haben damit ohne Gummihandschuhe mit der Spritzflasche unsere Normschliffe vom Schliffett befreit und dabei literweise n-Hexan verbraucht. Ein älterer Kollege hat als Vorlesungsassistent bei Prof. Wiberg an der LMU zu diesem Zweck noch Benzol verwendet (er ist heute 85).
Bei den angeblichen Rückständen von Wundbenzin auf dem Objektträger bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sich nicht einfach nur um Kondenswasser-Tröpfchen aufgrund der Verdunstungskälte handelt.
Mein Klax Wasch- und Reinigungsbenzin mit Siedebereich 80 - 110° C aus dem DM (asu einer 1 Liter HDPE-Flasche) und mein Wundbenzin 40/60 aus der Apotheke (aus einer Original 1-Liter Weißblech-Blechdose) hinterlassen jedenfalls keine solchen Erscheinungen. Wenn ich ganz genau hinsehe, kann ich beim Wundbenzin ganz schwach erkennen, wo der Rand des verdunsteten Tropfens war. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich davon mal ein paar ml destillieren.

Viele Grüße, Jochen.

Peter V.

Hallo Jochen,

also, ich finde in der Wikipedia Folgendes:

ZitatDa n-Hexan, einer der Hauptbestandteile des Wundbenzins, im Körper zu neurotoxischen Stoffen metabolisiert wird,[4] und möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt,[3] sollte Wundbenzin nicht mehr an Lebewesen angewandt werden.

Ich selbst kaufe Wundbezin seit Jahren in 5 Listern-Kanistern von Hedinger oder Fischar und benutze es für die Entfernung von Pflasterresten und auch für diverse andere Reinigungsarbeiten und hatte es bislang immer für unkritisch gehalten.

Was die Rückstände, die in vorherigen Therads angesprochen werden, betrifft, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass diese wirklich diekt aus dem Wundbenzin stammen sollen. Jedenfalls reinigen ja nun sicher 90 Prozent der Mikroskopiker hier seit Jahren ihre Optiken mit Wundbenzin und haben damit keine Probleme. Wie gesagt: Ein objektiver Test auf Rückstände setzt eine bereits zuvor tadellos saubere Oberfläche voraus und dann muss sichergestellt sein, dass das Benzin nicht durch andere Substanzen (z.B. aus dem Kleber von Wattestäbchen, Kontamination einer Pipette oder des Behältnisses, statt.

Und der Preis, den ich auf der Fischar-Flasche sehe, sollte für jeden Mikroskopiker finanzierbar sein (3.60 EUR für 150 ml, die für den normal microscopist wohl ein halbes leben lang reichen  ;) ).

Was die Toxizität betrifft, ist es immer eine problematische Sache, da es sich ja oft und zufällige (statistische) Schäden handelt und nicht immer um klare "lineare" Zusammenhänge. (Typisch hierfür die Ausrede aller Raucher: "Helmut und Loki Schmidt (Loki und Smoky  ;) ) sind beide als  Extremraucher 90 geworden....).
Natürlich sind auch nicht alle Chemiker an Krebs verstorben, die früher die Hände in Benzol gebadet haben. Als Studenten haben wir in den Achtzigern in Essen die Präparation im Sezierkurs ein Semester lang an formalinfixierten Körperspendern ohne Handschuhe durchgeführt und die Luft war so formalingeschwängert, dass es schon in der Nase kribbelte. Beim Entfernen der klatschnassen formalingtränkten Tücher musste man oft zurückweichen, so beißend war der Geruch. Erstunlicherweise fand ich kürzlich Videos der Uni Innsbruck, auf denen man sieht, dass dort aktuell auch noch von einigen Dozenten ohne Handschuhe im Präparierkurs gearbeitet wird.
Meine Angst vor Formalin, Xylol und auch n-Hexan hält sich eher in Grenzen. Aber natürlich sollte man Expositionen immer vermeiden und sich das aus dem Strahlenschutz bekannte ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable) zu eigen machen.

Hezrliche Grüße
Peter




Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

jochen53

Hallo Peter,
man darf nicht alles glauben, was in Wikipedia steht. Der Eintrag unter dem Suchbegriff "Petrolether", den Du meinst, ist definitiv falsch.
n-Hexan ist heute kein Hauptbestandteil von Wundbenzin bzw. Petrolether mehr. Sonst dürfte es gar nicht mehr an Endverbraucher abgegeben werden. Laut Sicherheitsdatenblatt des Händlers Fischar ist der Gehalt an n-Hexan in Wundbenzin (Benzinum) < 5 %, in der Praxis wahrscheinlich deutlich darunter.
https://cdn02.plentymarkets.com/2u9i8o23y17d/frontend/SDB/Benzinum.pdf
Viele Grüße, Jochen

Peter V.

#36
Hallo Jochen,

Wie sagen die Juristen? "Wenn man juristisch nicht weiter weiß, hilft ein Blick ins Gesetz".  ;)

In diesem Falle hätte ich natürlich auch einmal ins Sicherheitsdatenblatt schauen können, bei Hedinger wird sogar ein n-Hexan-Gehalt von unter 2 Vol.% angegeben. Da sieht man mal, wie unkritisch man leider mittlerweile der Wikipedia vertraut. Ich war mir sicher, dass  solche Fehler relativ schnell in der Wikipedia ausgemerzt werden. Offenbar nicht.

Vielleicht ist ja jemand aus dem Forum dort aktiv und kann es einmal richtigstellen?

Wobei...

ZitatDa n-Hexan, einer der Hauptbestandteile des Wundbenzins, im Körper zu neurotoxischen Stoffen metabolisiert wird,[4] und möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt,[3] sollte Wundbenzin nicht mehr an Lebewesen angewandt werden.

..ab wieviel Prozent kann man von "einem der Hauptbestandteile" reden?  ;)

Herzliche Grüße
Peter






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treinisch

Hallo,

Zitat von: Peter V. in Dezember 03, 2022, 13:04:44 NACHMITTAGS

Vielleicht ist ja jemand aus dem Forum dort aktiv und kann es einmal richtigstellen?


erledigt.

Viele liebe Grüße!
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

jochen53

Hallo Peter,
Du hast Recht und Wikipedia auch.
Im Römpp-Chemie Lexikon steht unter Stichwort "Konzentration":
"In der analytischen Chemie hat sich für die Angabe des Gehalts einer Substanz in einer anderen die Benutzung der Begriffe
Hauptbestandteil (1 % bis 100%)
Nebenbestandteil (0,01 bis 1 %)
Spur (< 0,01 %)
als sehr zweckmäßig erwiesen......"
Somit wären 2 % und 5 % n-Hexan Hauptbestandteile.
Ich nehme an, meine Schusseligkeit ist vermutlich eine Spätfolge des exzessiven Gebrauchs von n-Hexan.
Viele Grüße, Jochen

Peter V.

Hallo Timm,

das hast Du doch jetzt sehr treffend und fast schon "diplomatisch"  formuliert.

Herzliche Grüße
Peter
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3nzo

Hallo zusammen,
Wenn es für Diskussionen oder aus Neugier nützlich sein kann, sind dies die Schlussfolgerungen, zu denen ich gekommen bin.
Ich habe mit Xylol angefangen, das eigentlich sehr effektiv ist, aber dann habe ich versucht, es zu vermeiden, weil es im Verdacht stand, den Kitt russischer Linsen anzugreifen und weil es im Verdacht stand, krebserregend zu sein. Ich habe auf Isopropylalkohol umgestellt, aber er verdunstet zu schnell und hinterlässt manchmal Rückstände auf der Linse.
Bei den Zeiss-Linsen, die ich jetzt verwende, scheint das Lösungsmittel Alkohol zu sein, und jetzt reinige ich sie mit Wasser und einer minimalen Menge Spülmittel, während ich in den schwierigsten Fällen Xylol nach dem ALARA-Prinzip verwende  :)
Beste Grüße an alle.

Enzo

Jakob_Wittmann

#41
Hallo zusammen!

Da zuerst Peter nach den Details beim Erstellen der Präparate mit den Verdunstungsrückständen von Wundbenzin– vollkommen nachvollziehbar – gefragt hat: An sich habe ich die Sache von wegen Sauberkeit des Objektträgers usw. ordentlich gemacht, ABER heute noch einmal ...

Diesmal mit fast schon peniblen Maßnahmen, um Kontaminationen aller Arten (hoffentlich  :) ) zu vermeiden.

Der Objektträger wurde mit einem Wattepad, das vorher steril verpackt war, zuerst mit Xylol gereinigt und danach mit reichlich Xylol abgespült. Nach dem Trocknen habe ich ihn nochmals mit Äthanol (96 %) gespült und am Schluss noch einmal mit Xylol. Nach dem Trocknen habe ich eine Chirurgische Pinzette, die vorher auch sorgfältig gereinigt und ähnlich wie oben beim Objektträger erwähnt mit einer Abfolge von Xylol, Äthanol, Xylol behandelt und natürlich gewartet bis sie trocken ist.

Danach verwendete ich die Pinzette als Ersatz für ein Glasstäbchen und platzierte einen Tropfen Wundbenzin auf d. Objektträger:

Das Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".

Mit dem 10-fach Objektiv erkennt man wieder Trocknungsreste, die nach 3 Stunden vollkommen unverändert aussehen. Daher halte ich z.B. eine Bildung von Kondenswasser für unwahrscheinlich.

Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.

Liebe Grüße

Jakob
jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

Lupus

Hallo,

ZitatDas Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".
.....
Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.
Wundbenzin muss nicht unbedingt sehr rein sein weil es aus der Apotheke kommt. DAB heißt Deutsches Arzneibuch und regelt lediglich die Qualität von Inhaltsstoffen.
Zeiss schreibt zu den Lösungsmitteln:
"Das n-Hexan sollte analysenrein sein. Einige Fraktionen von Waschbenzin sind nicht geeignet, da sie einen unlöslichen Film auf der optischen Oberfläche zurücklassen.
Das ausschließlich zur gelegentlichen Reinigung von verölten Deckgläsern empfohlene Aceton sollte ebenfalls analysenrein sein."

Hubert

Jakob_Wittmann

#43
Zitat von: Lupus in Dezember 03, 2022, 16:12:22 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatDas Wundbenzin aus der Apotheke ist mit einem Etikett derselben Apotheke versehen. Am Aufdruck ist u.a. zu lesen ,,Benzinum ÖAB".
.....
Merkwürdig, entweder wurde beim Abfüllen was falsch gemacht oder die Bestandteile solcher Rückstände ,,dürfen" im Wundbenzin sein.
Wundbenzin muss nicht unbedingt sehr rein sein weil es aus der Apotheke kommt. DAB heißt Deutsches Arzneibuch und regelt lediglich die Qualität von Inhaltsstoffen.
Zeiss schreibt zu den Lösungsmitteln:
"Das n-Hexan sollte analysenrein sein. Einige Fraktionen von Waschbenzin sind nicht geeignet, da sie einen unlöslichen Film auf der optischen Oberfläche zurücklassen.
Das ausschließlich zur gelegentlichen Reinigung von verölten Deckgläsern empfohlene Aceton sollte ebenfalls analysenrein sein."

Hubert

Hallo Hubert,

danke, das scheint mir absolut nachvollziehbar.

Leider, wie generell bei gewissen Chemikalien, ist die Beschaffung von analysereinen Substanzen für Privatpersonen mühsam. Einen Anbieter (für ,,Normalverbraucher") https://tinyurl.com/282jeddx für rektifiziertes Hexan habe ich zwar gefunden, es könnte vielleicht aber sein, dass der Reinheitsgrad dieses Produkts den von Wundbenzin aus der Apotheke auch nicht übertrifft. ,,rektifiziertes ..." ohne nähere Angaben ist etwas wenig Information.

Liebe Grüße

Jakob

jakob.wittmann@hotmail.com


,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."

Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow zugeschrieben

Rene