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Zeiss Delamination

Begonnen von rhamvossen, Februar 04, 2011, 17:16:37 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo Herr Zwölffel,

ich möchte mich nochmal an Sie wenden, weil Sie sich ja auch vehement für Ihren Arbeitgeber eingesetzt haben - was löblich ist und auch berechtigt, weil aus dem Hause Zeiss herausragende Technik kommt.

Die Instrumente, über die wir hier reden, wurden in einer Zeit konzipiert, konstruiert und gefertigt, wo alles vom Feinsten sein musste und auch durfte, weil der gnadenlose Kostendruck, den wir heute in allen Bereichen haben nicht zu Qualitätsabstrichen geführt hat wie heute. Ich bin überzeugt, dass die Delaminationsprobleme nicht durch fahrlässige Materialentscheidungen entstanden sind - man hat die Langzeitbeständigkeit der Kittsubstanz nicht gekannt. Aber jetzt sollte man reagieren und reparieren! Wir haben bei Mercedes jahrelange Entwicklungen und Dauertests gemacht, bevor wir Hochfestverklebungen eingeführt haben! Der Vorstand hat mich vor der Entscheidung gefragt, ob wir sicher garantieren können, dass sich keine Verklebung löst innerhalb von mindestens 20 Jahren. Und das am Polarkreis und am Äquator! Ich kenne keinen Versagensfall bei Hochfestverklebungen seit 30 Jahren!

Als ich in den frühen 90ern 2 Axiophot fürs Labor bei Mercedes angeschafft habe hat meine positive Erfahrung im Hobbybereich mit Zeiss-Mikroskopen die Entscheidung für Zeiss eindeutig beeinflusst. Die beiden Wettbewerber Olympus und Leitz boten auch nicht den engagierten Service - damals hatte man in Stuttgart noch eine Zeiss-Niederlassung!
Einige Jahre später war sie aufgelöst und auch die Leitzniederlassung war aufgelöst, der Service war auf Null gefahren - Anfragen wurden nach Wochen unscharf beantwortet und Olympus (mit neuer Niederlassung in Stuttgart) hat dann in der Folge 2 Forschungsmikroskope in der Metallographie verkauft und 3 große Stemis.

Bei der sorgfältigen Einführung hat der Zeiss-Servicetechniker J. Tuente damals gesagt: das ist Qualität für 3 Generationen! Ich kann das bestätigen, ich sitze selbst täglich vor 2 Axioplanen I die ich beide gebraucht gekauft habe - es ist eine Freude damit zu arbeiten. Es ist die Version I, die noch den Wechselrevolver hat - wurde beim II-er schon aufgegeben, weil zu teuer! Wir haben zusammen für die Zeiss Information einen Artikel geschrieben (Nr 3/1993) Lichtmikroskopische Untersuchungen im Automobil-Lacklabor. Das Titelbild dieses Heftes zeigt die Methode im Auflicht-DIC durch den Klarlack auf die Metallic-Effektschicht zu schauen.

Warum erzähle ich das? Weil ich aufzeigen will, dass die Hobbyisten oft unerkannt Multiplikatoren sind bei der Werbung für eine Firma, die ihr Geld vornehmlich in der Industrie/Gewerbe/Unis verdient. Und dann sollte man die Fragen und Kümmernisse dieser Hobbyisten aufgreifen und was tun.

Und damit komme ich wieder auf meinen Gedanken zurück: die - ich wette - zu hunderten rumliegenden schönen KPLs könnten ohne großen Aufwand gerettet werden, indem man eine kleine Firma beauftragt diese Reparaturen in den Service mit aufzunehmen. Das kann nicht bei Zeiss laufen, weil es viel zu teuer würde, aber es wäre ein super Werbegag: Zeiss kümmert sich um alte Mikroskope. Bei Mercedes gibt es übrigens auch einen von der Firma gesponserten Oldtimer-Club!

Tun Sie mal was Herr Zwölffel - Sie haben ein ganzes Forum als Sprachrohr! Zu den "Eingeschriebenen" kommen noch sicher doppelt so viele stille Mitleser dazu!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Peter V.

#31
Zitat von: Werner Jülich in Februar 14, 2011, 10:03:56 VORMITTAG
Lieber Peter V.
ich habe eine provokante Überschrift gewählt, aber letztlich läuft es doch darauf hinaus.
Nur von irgendwem müßte die Kulanz nach einer so langen Zeit ja bezahlt werden, wenn der Schnäppchenjäger nicht akzeptiert, dass der günstige Preis mit einem erhöhten Risiko erkauft wird.

Fragen wir also die Neukäufer, ob Sie damit einverstanden sind, etwas mehr zu zahlen für die Schnäppchenjäger, die eine quasi lebenslange Kulanz einfordern.
Fragen wir aber auch die Mitarbeiter, ob sie ihre Arbeitsplätze gefährden wollen, denn höhere Neupreise könnten sich auf die Verkäufe auswirken.

Werner Jülich

Lieber Herr Jülich,

der Deutschlehrer würde jetzt sagen: "Thma verfehlt"!

Was hat das Ganze mit "Schnäppchenjägern" zu tun?  Das Schicksal ereilt ja auch Mikroskope oder Optiken, die vor 30 Jahren beim Fachhändler erworben haben!

Es geht nicht um Leute, die jetzt bei ebay günstig ein 30 Jahre altes Mikroskop fragwürdiger Herkunft mit vorherigem Tropen- und Nordpoleinsatz "schiessen", sondern Jene, die ( wie Herr Broschert ausführte, zum Preis eines Mittelklassewagens! ) vor 25 - 30 Jahren ein Mikroskop gekauft habe, in der Erwartung, eine "Anschaffung fürs Leben" gettätigt zu haben.

Aber wie dem auch sei - es ändert ja alles nichts an der Tatsache, dass die Optiken delaminieren, sie delaminieren nicht durch die Existenz von ebay  ;) )

Was glauben Sie, was über die Firma Steinway hereinbrechen würde, wenn sich nach 30 Jahren ein Teil der von Ihnen gefertigten Flügel irreparabel quasi selbst zerlegen würde? Das Problem ist, dass es sich bei der Delamination ja nicht um einen reparablen Schaden eines Einzelteils handelt, auch nicht die Verharzung eines Triebes, sondern einen Schaden, der nicht oder zumindest nicht wirtschaftlich sinnvoll reparabel ist bzw. sich ja auch niemand mehr findet, der es repariert!!!
Das unterscheidet diese Schäden auch von Schäden an anderen hochwertigen Konsumgütern, z.B. Autos, bei denen es sich in aller Regel um reparable Schäden, aber nicht Totalverluste handelt.

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Andreas Wistuba

Zitat von: Peter V. in Februar 14, 2011, 08:28:50 VORMITTAG
Hallo Andreas,

na ja, so richtig "gejammert" wird ja auch gar nicht....


Hallo Peter,
Mein Kommentar mit dem "Jammern" war nicht böse gemeint, eher etwas sarkastisch. Ich jammere ja selbst laut, wenn sich ein toller eBay-Kauf, der als "nearly mint" und "without delaminations and other optical flaws" angepriesen wurde als Schrott entpuppt. Aber es hilft mir dann, mir mein Mikroskop anzuschauen, mir zu überlegen, was das gute Stück früher gekostet hat und mir die Zusammenhänge die zum Preisverfall geführt haben vor Augen zu rufen. Ausserdem gibt's den PayPal Käuferschutz, der (sofern man einen Langen Atem und gute Nerven hat) in solchen Fällen durchaus zum Ziel führen kann.

Zitat von: Peter V. in Februar 14, 2011, 08:28:50 VORMITTAG

Allerdings hatte ich ja den Fall meines Bekannten mit dem sehr gepflegten SV8 angeführt. Und da finde ich schon, dass sich Zeiss aus Kulanz eigentlich etwas einfallen lassen müsste, um solche "Opfer" zu entschädigen, wenn das Gerät absolut tadellos und gepflegt aussieht und stets nur in privater Hand war. Auch nach 25 - 30 Jahren!
So etwas macht ja nun auch den Unterschied zwischen einem im Höchspreissegment operierenden Qualitätsunternehmen und eben Br....und Co aus!
Nochmal: Von einem solchen Produkt erwartet man einfach eine wesentlich längere Standzeit bei ordentlicher Pflege. Ich bin mir auch absolut sicher, dass jeder Zeissler in der 80er dem Kunden gesagt hätte, dass er mit diesem Mikroskop bei ordentlicher Pflege bis ans Ende seiner Tage arbeiten könne.


Das ist natürlich bitter, aber ich bezweifele, dass Zeiss so etwas noch reparieren könnte, selbst wenn der Wille da wäre. Da fehlt es warscheinlich sowohl an Ersatzteilen, wie auch an Leuten, die die alten Geräte noch hinreichend kennen oder auch den alten Justagewerkzeugen, die zum Zusammenbau der Altgeräte nötig wären. Wer sollte es bezahlen all diese Infrastruktur über Jahrzehnte aufrecht zu erhalten?

Viele Grüße

Andreas

Werner Jülich

Lieber Peter V.
ob ich das Thema verfehlt habe, wäre noch zu klären.
Fakt ist doch, dass die professionellen Anwender nach einer bestimmten Zeit Ihre Werkzeuge austauschen, egal ob Mikroskop oder Drehbank oder Verkehrsflugzeug. Danach kommen die Zweitverwerter und in deren Anschaffungspreis sind die Service-Risiken berücksichtigt. So einfach ist das. Wer schon mal in der dritten Welt mit einem Zweitverwerter geflogen ist, der weiß, was ich meine.

Ich habe mit unserem Feinoptiker schon mehrmals diskutiert, ob man einen Service anbieten sollte, um einfachere, delaminierte Optiken wieder neu zu verkitten. Das würde in vielen Fällen funktionieren, aber wie lautet dann die Antwort der Schnäppchenjäger? Zu teuer für mich, das kriege ich in der Bucht günstiger. Das trifft übrigens auf viele Reparaturen zu, was mir wieder deutlich zeigt, dass man nicht alles haben kann.

Wenn ich Unrecht hätte, dann gäbe es längst dieses einträgliche Geschäftsmodell Altglaskitten. Habe ich hier etwas übersehen?

Werner Jülich


Alfons Renz

Lieber Herr Jülich,

Sie haben sicher völlig recht mit der These, dass die meisten, die heute über die Delaminierung ihres wertvollen Objektives klagen, dieses seinerzeit gar nicht selbst aus 'eigenen Mitteln' bezahlt, sondern als Schnäppchen oder gar ausgemustertes Teil günstig erworben haben.

Anders gesagt: Würde Zeiss seine 'Lebenslang-Garantie' auf die Käufer beschränken, die damals auch den vollen Preis bezahlt haben und das Objektiv heute noch nutzen wollen/müssen, so wären die vorhersehbaren Ausgaben bestimmt minimal und die 'Publicity' optimal. Wäre auch für Zeiss durchaus überlegenswert.

Die einzige und m. E. auch berechtigte Bitte der Zeiss-Fangemeinde (und natürlich auch an die anderen Hersteller) wäre, die Informationen über ehemals verwendeten Materialien, Fette, Kittstoffe und insbesondere die Service-Anleitungen an interessierte Mikroskopiker frei zur Verfügung zu stellen. Das Mikro-Forum, oder die Seiten der mikroskopischen Vereinigungen bzw. Mikroskophändler, bieten eine geeignete Plattform, ohne dass dadurch auf die Hersteller unzumutbare Arbeiten und Pflichten zukämen.

Wie Klaus andeutete, könnte die Reparatur solcher Optiken durchaus ein Geschäftsmodell für einen Enthusiasten bieten.

Zudem sehe ich weniger die Gefahr einer Industriespionage durch fremde Firmen, als die traurige Tatsache, dass sich - möglicherweise bedingt durch die Geheimniskrämerei der Hersteller - kaum ein (junger!) Mensch mehr für die technischen Fortschritte auf diesem Gebiet interessiert. Während in meiner Jugend noch eifrig zerlegt, getestet und gebastelt wurde, beschränkt sich die heutige Generation auf die reine Nutzung der Geräte: Versteht ja eh keiner mehr, wie eine digitale Uhr oder Kamera funktioniert. Und reparieren oder gar verbessern kann man da eh nichts.

Es gilt, junge Leute für technische Probleme und deren Lösung zu begeistern - z.B. in dem sie ein ehemals teures Objektiv oder Mikroskop für den Eigengebrauch reparieren. Das werden dann die zukünftigen Ingenieure, Optiker und Physiker!

Aus gegebenem Anlass - in Tübingen haben wir seit einem Jahr wieder eine vereinigte 'Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gesamtfakultät' - sei darauf hingewiesen, dass deren Gründer, der Pflanzenphysiologe Prof. Hugo von Mohl  - der 1863 die allererste Naturwissenschaftliche Universität an einer deutschsprachigen Universität einrichtete - noch eine optische Schleifbank in seinem Dekanszimmer stehen hatte und gelegentlich laut darüber sinnierte, ob er nicht lieber Optiker und Linsenschleifer geworden wäre. Heute sitzt der Rektor, ein Amerikanist, in diesem Arbeitszimmer. Ich frage mich, ob er ähnlich technik-begeisterte Tagträume hegt?

Den Schwaben zumindest wird ja ein gewisser Hang zum Grübeln und Tüfteln nachgesagt.

Mit besten Mikroskopiker-Grüßen aus Tübingen,

Alfons



 

wilfried48

Zitat von: Apochromat in Februar 13, 2011, 17:18:15 NACHMITTAGS
Ich verschicke keine Optik im bittersten Winter und wenn es geht selten im Hochsommer.

Hallo,

da würde mich doch schon mal interessieren wie das die Frima Zeiss derzeit mit aktuellen Lieferungen macht.
Etwa im klimatisierten Werkslieferwagen von Zeiss direkt an den Endkunden ?  ;D
Oder gibt es inzwischen doch beständigere Optikverklebungen ?

viele Grüsse

Wilfried

(Zeissfan)
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Peter V.

#36
Zitat von: Werner Jülich in Februar 14, 2011, 10:49:10 VORMITTAG
Lieber Peter V.
ob ich das Thema verfehlt habe, wäre noch zu klären.
Fakt ist doch, dass die professionellen Anwender nach einer bestimmten Zeit Ihre Werkzeuge austauschen, egal ob Mikroskop oder Drehbank oder Verkehrsflugzeug. Danach kommen die Zweitverwerter und in deren Anschaffungspreis sind die Service-Risiken berücksichtigt. So einfach ist das. Wer schon mal in der dritten Welt mit einem Zweitverwerter geflogen ist, der weiß, was ich meine.

Ich habe mit unserem Feinoptiker schon mehrmals diskutiert, ob man einen Service anbieten sollte, um einfachere, delaminierte Optiken wieder neu zu verkitten. Das würde in vielen Fällen funktionieren, aber wie lautet dann die Antwort der Schnäppchenjäger? Zu teuer für mich, das kriege ich in der Bucht günstiger. Das trifft übrigens auf viele Reparaturen zu, was mir wieder deutlich zeigt, dass man nicht alles haben kann.

Wenn ich Unrecht hätte, dann gäbe es längst dieses einträgliche Geschäftsmodell Altglaskitten. Habe ich hier etwas übersehen?

Werner Jülich




Lieber Herr Jülich,

Sie wissen, dass ich das mit dem "Thema verfehlt" nicht böse meine  ;)

Aber nochmal - und damit zum Dritten: Mir geht es doch noch nicht um die Schnäppchenjänger, sondern die wenigen Privatleute, die seinerzeit für SEHR VIEL Geld Optik der Spitzenklasse gekauft haben, dieses ggf. mit Rechnung noch nachweisen können und nur eine Delamination haben.
Gäbe es dazu Kulanzmodelle, würde es Zeiss sicher nicht zu Grunde richten.

Ich erwarte doch nicht, dass Zeiss ein 30 Jahre altes KPL aus der "Bucht" aus Kulanz jetzt noch repariert!!!  Obwohl es so etwas wie eine lebenslange Garantie tatsächlich gibt. Z.B. bei ( bitte nicht lachen! ) Tupperware - berichten mir zumindst meine Mitarbeiterinnen.  Da werden angeblich auch 20 Jahre alte defekte Teile kostenlos ausgetauscht ( ob das so 100%ig stimmt, weiss ich nicht ).

Herr Herrmann hat ja auch ein schönes Beispiel gebracht: Der Chipaustausch bei vergleichsweise "ur"-alten Digitalkameras

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Andreas Wistuba

#37
Zitat von: Werner Jülich in Februar 14, 2011, 10:49:10 VORMITTAG

Ich habe mit unserem Feinoptiker schon mehrmals diskutiert, ob man einen Service anbieten sollte, um einfachere, delaminierte Optiken wieder neu zu verkitten. Das würde in vielen Fällen funktionieren, aber wie lautet dann die Antwort der Schnäppchenjäger? Zu teuer für mich, das kriege ich in der Bucht günstiger. Das trifft übrigens auf viele Reparaturen zu, was mir wieder deutlich zeigt, dass man nicht alles haben kann.


Hallo Herr Jülich,
Versuch macht kluch  ;)
Bieten Sie's doch einfach an, wenn Ihr Optiker die Techniken ohnehin beherrscht. Dann sehen Sie ja, ob Nachfrage herrscht. Bei DIC-Prismen oder Okularen, die ja vermutlich mit erheblich weniger Aufwand wieder perfekt zusammengesetzt werden können, als komplexe Spitzenobjektive, wäre da m.E. nach durchaus ein Markt.
Ausserdem wäre ich (auch ein Stemi SV8-Opfer, aber gebraucht gekauft (nicht bei eBay)) durchaus an einer Preisvorstellung für das Instandsetzen der zum Glück nur leicht delaminierten Optik im Zoomkörper interessiert.

Viele Grüße

Andreas Wistuba

peter-h

Das ist doch der Punkt wie Herr Renz so nett schreibt !

"möglicherweise bedingt durch die Geheimniskrämerei der Hersteller -"

Und bitte nicht mit der Patentlage kommen. Nach dieser Zeit zieht das nichtmehr. Eher wohl .... es gibt keine Wissensträger mehr !

Und wenn es eine Firma gut macht. Dann bekommt man z.B. diese Sätze in einer Email zu lesen.

Aber, leider geht so ein System ja nicht kaputt, viele meiner Kunden arbeiten leider immer noch damit im einwandfreien Zustand.
Kann ja nichts kaputt gehen, außer verdreckt oder verharzt. 
Auch die Objektive sind ja immer noch bei meinen Kunden aktuell.


Das macht das Geschäft natürlich nicht leicht!

Delaminierte Grüße
Peter Höbel

Eckhard F. H.

ZitatObwohl es so etwas wie eine lebenslange garantie tatsächlich gibt.

Ein Geschäft in der Schweiz warb mal erfolgreich damit, daß es gegen geringen Aufpreis zeitlich unbegrenzte Garantie für Waschmaschinen, Kühlschränke, Fernseher etc. gewährte. Leider existierte es nach 3 Jahren nicht mehr.  ;D
Gruß - EFH

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

bei dem Stichwort Schweiz: hier hatte mal vor ein paar Jahren jemand eine schweizer Firma genannt, bei der man delaminierte Zeiss-Optik wieder auf Vordermann bringen lassen kann. Keine Ahnung, wie dabei die Preisgestaltung ist. Vielleicht liest der Betreffende ja hier mit und könnte die Kontaktdaten des Betriebes nochmal posten.

Beste Grüße !

JB
Beste Grüße !

JB

Herne

Hallo zusammen,
als Entwicklungsingenieur sei mir eine kleine Anmerkung gestattet.
Es ist zutreffend, daß man viele Produkte sehr gründlichen mechanischen oder elektrischen Tests unterziehen kann. Sehr schwierig gestaltet sich dies aber bei Bauteilen aus Kunststoffen. Kleber würde ich darunter einreihen. Die üblichen, zeitgerafften Tests lassen sich hier nicht durchführen, da Veränderungen in diesen Stoffen rein zeitabhängig ablaufen. Wir haben als Entwickler in der Weißwarenbranche hier umfangreiche Untersuchungen gemacht und sind immer wieder auf diese Eigenheit gestoßen.
Gleiche Erfahrungen mussten auch viele andere Hersteller machen. Kunststoffe verspröden oder verlieren andere, wesentliche Eigenschaften, die seinerzeit zu ihrer Verwendung Anlass gaben. Den Herstellern, wie Zeiss, Leitz & Co ist deshalb hier kaum ein Vorwurf zu machen. Es ist einfach die Erfahrung aus der Anwendung und dem anschließenden, jahrelangen Gebrauch durch kein Testverfahren zu ersetzen.

Ebenfalls durch Delaminationen geschädigt, aber dieserhalb nicht grollend, grüßt
Herbert
Die animalcula infusoria sind Blasen mit Neigungen.
G. Chr. Lichtenberg

Apochromat

#42
Liebe Mikroskopiefreunde,

ich wollte lediglich zum "wissenschaftlichen" Verständnis der Delamination beitragen. Ich wollte die Gründe hierfür aufzeigen, sofern diese überhaupt bekannt sind. Außerdem habe ich der Ansicht widersprochen, dass dies ein reines Problem von CZ-Optik sei. Ich habe vor kurzem auf einer von mir mitbetreuten Mikroskopieveranstaltung der Royal Microscopical Society ein neues Unendlich-Mikroskop eines japanischen Mitbewerbers begutachtet, welches völlig delaminierte DIC-Komponenten und defekte Planapos hatte, was bei der betreffenden Firma nicht weiter auffiel. Mir hat es auch nicht gefallen, wie manch negative Dinge CZ unterstellt wurden (unsachliche Behauptungen die in Richtung "Arroganz", fehlende Kulanz, schlechter Service etc. zielen). All dies stimmt einfach nicht. So ist, wie viele hier gut wissen, CARL ZEISS der einzige Anbieter von Forschungsmikroskopen, der sich über die viele Jahre hinweg stetig bei den Mikroskopietagen in Hagen stärker als jeder andere Hersteller durch hohe Präsenz mit Instrumenten und Personal engagiert hat. Viele Anfragen von Hobbymikroskopikern erreichen unser Werk und alle werden prompt und geduldig beantwortet, obwohl häufig kein kommerzielles Interesse erkennbar ist. Dies tun wir gerne. Auch die Vermutung, das es bei CZ an der Kompetenz der Mitarbeiter fehle, noch alte Fertigungsrezepte zu beherrschen, davon Kenntnis zu haben oder ausfindig machen zu können, stimmt nicht. Wir verfügen über  das vollständigste und umfassenste Firmenarchiv in Göttingen und Jena, was es zum Thema Mikroskopie gibt und über hervorragend ausgebildete Mitarbeiter mit einem sehr tiefen Fachwissen, das auch an die Jungen weitergegeben wird. All dies können unsere Kunden übrigens bei uns sehen und es gibt für unsere Kunden die Möglichkeit, bei CARL ZEISS vorangemeldet eine Führung durch das Werk in Göttingen zu erhalten. Dies ist vorher, beispielsweise mit mir, abzustimmen.

Auch ist mir aufgefallen, dass es teilweise merkwürdige Vorstellungen über die Langlebigkeit von Mikroskopen gibt. Auch alte noch wunderschön anzusehende Mikroskope aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sind nur noch bedingt für den ursprünglich gedachten Zweck einsetzbar und haben bei genauer Begutachtung und unter Heranziehung der gleichen Masstäbe welche man, z.B. bei Begutachtung an ein altes Phomi´s anlegen würde, fast stets optische (z.B. Verwitterungen der Gläser in alten Apochromaten) oder mechanische (z.B. Verharzungen der Fette von Trieben und Führungen) Mängel. Hierzu könnte man einen gesonderten Thread aufmachen. Der gebrachte Vergleich mit Ferngläsern hinkt. Ferngläser sind optisch weit weniger komplex als ein hochgezüchtetes apochromatisch korrigiertes Mikroskopobjektiv. Vielleicht ist es auch noch interessant zu wissen, das CARL ZEISS z.B. bei den VICTORY FL- Ferngläsern dem Erstbesitzer eine Garantiegewährleistung auf Material- und Verarbeitungsfehler von 30 Jahren bietet (dies hieß früher einmal "lebenslange Garantie"). Wie bereits gesagt, ich besitze einen recht großen Querschnitt an alter 160 mm Optik. Diese habe ich auch teilweise zum damaligen Zeitpunkt neu gekauft oder besitze diese schon sehr lange und habe sie stets sorgsam behandelt. Ich habe keinen vollklimatisierten Raum und keinen Luftbe-/endfeuchter. Delamination ist meist vermeidbar bei entsprechendem Umgang, insbesondere bei Vermeidung jeglicher schlagartiger Temperaturänderung. 

Die Frage nach der geeigneten Verwendung von gekühlten Optik-Reinigungslösungen habe ich in der Broschüre "Das Saubere Mikroskop" bereits beantwortet. Die Fragen von Herrn Herrmann möchte ich auch gleich beantworten: Die Stabilisierung von entkitteten Quarz-Kompensatoren und Quarzdoppelplatten (wie z.B: DIC-Schiebern) mit stark verdünntem und seitlich herangeführtem  Kanadabalsam ist nichts Neues und stammt auch nicht von mir. Gezeigt hat mir diese Technik ein alteingeführter englischer Mikroskop-Reparaturbetrieb vor etwa 20 Jahren in Oxford an einem alten delaminierten Quarzkeil von Leitz. Eine Neuauflage von Kittgliedern KPl 10x hatte ich im Hause bereits angeregt, aber die Kosten für ein dann zu bauendes Werkzeug, welches es so nicht mehr gibt, wären sehr hoch. Dieser Ansatz wurde dann fallen gelassen. Etwas anderes wäre es, wenn jemand eine nennenswerte Anzahl solcher Kittglieder im Großlos bestellen wollte. Vielleicht wäre es wirtschaftlich vertretbar, diese erneut aufzulegen. Ob dies machbar wäre, müsste man bei uns dann vorher ausrechnen. Ich möchte es auch nicht unerwähnt lassen, das wir delaminierte Kittglieder dieser Okulare über viele Jahre hinweg, solange bis die letzten Ersatzteile aufgebraucht waren, ausgetauscht und repariert haben. Dies ganz offiziell und über unseren Service. Es ist auch nicht richtig, dass wir delaminierte 160 mm Objektive nicht reparieren würden. Es ist aber unabdingbar unter Angabe des Objektivtyps (möglichst mit Photo und ggf. Bestell-Nr.), vor Einsendung solcher Schadensfälle über die CZ-Inlandsvertretungen nachzufragen, ob dies im Einzelfall noch machbar ist. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Reparatur der 160 mm Optik besteht nicht mehr. Diese Reparaturen sind kostenpflichtig und nicht billig zu haben. Oftmals ist der Preis recht hoch. Eine Reparatur muss vor dem Einsenden solcher Objektive mit uns schriftlich abgestimmt und von CZ vor dem Einsenden als durchführbar bestätigt werden. Sie können durchgeführt werden unter der simplen Voraussetzung, das dies technisch noch möglich ist. Die Kosten richten sich dann vor alllem nach dem recht hohen Arbeitszeit- und Materialaufwand. Kein anderer Mikroskophersteller macht dies und hat noch die instrumentellen Hilfsmittel. Dazu muss man wissen, das die ICS-Optik und 160mm-Optik technologisch völlig verschiedene Dinge darstellen. Genauso wie ein Käfer und ein Sharan nicht mit den gleichen Fertigungstechniken hergestellt werden könnten. Einige 160 mm Objektive bestanden aus Gläsern, welche es seit langem so nicht mehr gibt. Dies ist in der Mikroskopobjektivoptik nichts Ungewöhnliches. Eine Neuauflage von Linsengruppen ist deshalb oft schon aus diesem Grunde nicht mehr möglich. Dies betrifft leider die überwiegende Mehrzahl der alten 160 mm Planapochromat-Objektive.

Ich denke, das Herr Jülich, Herr Wistuba und "Herne", dessen "Klarnamen" ich nicht kenne (ich bitte höflich um Entschuldigung), schon die richtigen Worte gefunden haben in ihren Beiträgen, wofür ich mich nochmals bedanken möchte. Ansonsten möchte ich mich aus der Debatte wieder ausklinken. Wenn es konkrete Anfragen zu technischen Sachverhalten gibt, beantworte ich diese -wie stets- gerne auch telefonisch (0551-5060-210), am besten ist es, wenn Sie eine Nachricht hinterlassen.

Mit freundlichen Grüßen an alle

M. Zölffel

Chipart

... und daher verstehe ich die ganze Diskussion nicht! Es gibt doch - zumindest für alle Fälle ab heute - in unserem Wirtschaftssystem ein probates Mittel, um das hier diskutierte Problem, endgültig und vollständig aus der Welt zu schaffen:

Kauft einfach keine Optik mehr, bei denen euch der Hersteller nicht verbindlich zusichert, auch in 30, 60 oder 100 Jahren das entsprechende Teil im Fall von Delamination noch kostenfrei in Stand zu setzen (natürlich verbunden mit einer oder mehreren Bankbürgschaften für den Fall, dass es dieses Unternehmen in 30, 60 oder 100 Jahren nicht mehr gibt).

Es ist wirklich so einfach! Wahrscheinlich werdet ihr dann nicht die Preise am Markt vorfinden, die Ihr bezahlen wollt, aber so ist einfach der Markt.

Gruss,
Chip

gast

Vielleicht leben wir doch nur in einer Gesellschaft, in der die Schäden beabsichtigt sind um den Umsatz anzukurbeln ?

http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/Die-Wegwerfer/3714422,CmC=3714270.html

http://www.centennialbulb.org/index.htm

mit fragendem Gruß
Bernd