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keine Meteorite

Begonnen von plaenerdd, Dezember 31, 2018, 23:49:42 NACHMITTAGS

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plaenerdd

...sondern Feuerwerksabbrand

Hallo,
angeregt von Bernds schönem REM-Beitrag und dem dort verlinkten Buch habe ich heute mal verschiedene Abbrandreste von Feuerwerkskörpern eingefangen

Bild 1: kleine Fontaine "Feuerspucker" läßt sehr komplexe Gebilde ab


Bild 2: Besonders interessant fand ich diese grünen Kügelchen aus der gleichen Fontaine, die mich farblich an Moldauvit erinnern.


Bild 3: "Goldregen" eine andere Fontaine, die man in der Hand hällt. Hat mehr Farben und auch der Abbrand ist bunter.


Bild4 Besonders spannend fand ich den Abbrand der Wunderkerzen. Hier werden Eisenspäne verbrannt. Es entstehen Kugel die sehr schöne Oberflächenstrukturen zeigen, die schon sehr an das erinnern, was man sich unter Mikrometeorit vorstellt.


Bild 5 Aber diese Kugeln sind hohl und fast so dünn wie Seifenblasen, aber sehr schwer zu fotografieren, weil so glenzend


Bild 6 dgl. als Raumbild für die Anaglyphenbrille


Es ist jetzt noch 1/4 Stunde bis Mitternacht. Im Garten steht eine Staubfalle von 2x2 Metern. Mal sehen, was die morgen früh gefangen hat.

Viel Freude beim Betrachten!
Gerd
Viel Freude
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Hugo Halfmann

Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Alex H.

Hallo Gerd,

10 Minuten vor dem Jahreswechsel einen Beitrag mitsamt Bildern gepostet - dass nenn' ich Idealismus ;-) Kann ich aber nachvollziehen, ich hab' eben meine letzten Herbarbelege von 2018 aufgezogen ...

Ein gutes Neues wünsch' ich dir und allen Mitlesern!

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

olaf.med

Lieber Gerd,

sehr schöne Dokumentation! Besonders spannend finde ich den Wunderkerzen-Abbrand. Es ist toll was sich beim Erstarren in Sekunden kristallographisch abspielt.

Herzlichen Dank,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Lupus

Hallo Gerd,

ich bewundere Deine Kreativität bei der Suche nach mikroskopischen Untersuchungsobjekten!

Das wäre jetzt interessant, wenn ein Chemiker die Zusammensetzung der Kügelchen näher beschreiben könnte. Wenn ich diesen Artikel lese http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerkskoerper.htm sind da durch die Farbzusätze einige Elemente im Reaktionsprodukt ....

Hubert

Heiko

Hallo Gerd,

nicht nur Böller, auch Wunderkerzen gehören demnach sanktioniert, legt Dein schöner Beitrag doch nahe, dass neben Floren- und Faunenverfälschung auch die Mikro-Meteoritenverfälschung ein Problem darstellt.  ;D

Viele Grüße,
Heiko

plaenerdd

Hallo,
danke für die positive Bestärkung!
Heute Vormittag habe ich geschaut, was meine Staubfalle gefangen hat. Zwischen 2m x 2m Holzlatten war in ein Meter Höhe Folie so befestigt, dass sie durchhängt.

Ein sauberer Stein hielt die Folie tief (Wind!). Schon in der Silwesternacht habe ich die Folie mehrmals mit einem Zersteuber befeuchtet und am Morgen noch einmal alles vom Rand in die Mitte gespühlt, was auf die Folie gefallen war. In der Mitte wurde dann ein Loch gestochen und das ablaufende Wasser durch zwei Siebe abgeführt. Das erste grobe Sieb diente dazu Birkensamen u.ä. auszusondern. Das zweite Sieb war mit einer Siebdruckgaze mit ca. 65µm Maschenweite ausgeschlagen, die ich noch von Planktonnetzbau übrig hatte.

Ziel war ja den Abbrand von Silvesterraketen einzufangen, aber der bildete nur einen sehr kleinen Anteil dessen, was im Sieb hängen blieb. Wohl mehr als 90% bildeten Fasern aller Art, vor allem Pflanzenfasern. Hier ein Auflichbild.


Interessant war es trotzdem den Siebsatz zu durchforsten, was ich dann aber im Durchlicht machte.
Hier verschiedene Fasern, u.a. auch eine Kunstfaser, wie ich vermute (blau):


Zahlreich waren auch die für den Flug in der Luft vorgesehenen Haare von Samen. Vielleicht ist auch das eine oder andere Insektenhaar dabei:


Auch haarige Milben scheinen für den Flug vorgesehen zu sein:



Holzfasern gab es auch zu finden, hier mit schönen Tüpfeln:


Ein Pflanzenteil, das ich nicht zuordnen kann, vielleicht ein Stück eines Birkensamens:


Einige wenige Abbrandreste fanden sich natürlich auch. Hier eine undurchsichtige Schmelzkugel, wie sie weiter oben im Auflicht gezeigt wurden:

Und die kantigen Abbrandreste, wie ich sie von den direkt eingefangenen Fontainen auch schon kannte:


Alles in allem muss man sagen, dass die Staubfalle gut gefangen hat, auch wenn der Feuerwerksstaub eine untergeordnete Rolle spielt. Ich hatte schon gestern beim direkten Einfangen festgestellt, dass einige Schmelzkugeln stark hygroskopisch sind, sich mit einem größer werdenen Tropfen Wasser umgeben und schließlich zerfallen. Das betraf vor allem die grünen Kugeln. Auch sind ja viele der Kugeln hohl und werden vermutlich schwimmen. Die einen lösen sich auf, die anderen sinken micht auf den Boden der Fallenpfütze. Zudem wohne ich in einer "besseren Lage". Im Umfeld der Falle wurde nicht so intensiv geböllert wie in den Plattensiedlungen, wo viel mehr Menschen auf gleicher Fläche leben. Das alles zusammen mache ich für das etwas magere Ergebnis in Sachen Feuerwerksabbrand verantwortlich. Aber ein Versuch ist ja nicht dazu da, ein erwartetes Ergebnis zu liefern. Interessant war es alle mal, was ich "abstauben" konnte. Für gezielte Untersuchung verschiedener Pyrotechnika emphilt sich eine Schüssel direkt unter oder neben die abbrennenden Sachen zu halten. Da weiß man was man hat.

Beste Grüße
Gerd

Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Alex H.

Super Doku, vielen Dank!

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Dünnschliffbohrer

#8
Danke Gerd!
Eine sehr schöne und systematische Untersuchung! Eigentlich wäre es auch mal interessant, wie die Ladung der Feuerwerkskörper vor dem Abbrand aussah, z.B. wenn man das PULVER  in Immersionsöl suspendiert, damit sich die Nitrate etc. nicht lösen. Ob man da noch Kristallformen erkenen kann, oder ob alles zu fein aufgemahlen wurde? Und ob veschiedene Phasen miteinander verbacken sind, z.B. KNO3 mit C und S? Oder ob Aluminiumpulver (welche Größe?) oder Eisenfeilspäne enthalten sind? In - abgeschätzt - welchen Mengenanteilen?
ZitatBesonders spannend finde ich den Wunderkerzen-Abbrand. Es ist toll was sich beim Erstarren in Sekunden kristallographisch abspielt.
Ja, wenn es nicht irgendwelches Eisenzeugs wäre, sondern Olivin oder Pyroxen, und nicht innen hohl, dann könnte man es fast für Chrondren halten, bei dem Skelettwachstum...

Allen noch ein schönes Jahr 2019!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

bernd552

Hallo Gerd,

aktueller und passender konnte Dein Beitrag nicht sein!

Deine Versuche und die Bilder dazu finde ich klasse.

Ich war auch auf Silvester-Mikropartikel-Jagd (in FFM beim Feuerwerk mit Schiff in Main-Mitte, mitten drin im Spektakel - beide Ufer waren vor Schmauchrauch nicht zu sehen - .... die Gäste und die Schiffsbesatzung hat ganz schön mitleidig einen Gast beobachtet, der nach der Ballerei alle Tische an Oberdeck mit einem Tuch "gereinigt" hatte  ;). Ich erklärte dies mit meinem neuen Vorsatz für 2019, meiner besseren Hälfte etwas mehr bei Putzen unter die Arme greifen zu wollen und dass ich ihr gleich nur zeigen will, dass ich es auch kann ;D ) und habe nach der Selektion meiner Funde diese gleich weiter verarbeitet - in Ultraschall zur Reinigung und Auflösung der wasserlöslichen Kugeln -.

Ein spannendes Thema mit dem Mikroabbrand, da nicht vorher gewußt und somit noch nie eine Beachtung geschenkt!

LG
Bernd

Heiko

Hallo Gerd,

hast mich infiziert und möchte auch eine Wunder-Kerzen-Wunder-Kugel beisteuern:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Hallo Bernd,

ich bin sehr gespannt auf Deine Ergebnisse. Kannst Du über die Zählraten am EDX abschätzen, um welches Eisenoxid es sich handelt? Magnetit (Fe3O4) wäre magnetisch und auch eine Erklärung für Deine Dachrinnenprodukte.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

plaenerdd

Hallo Heiko,
sehr gelungenes künstlerisch wertvolles Foto! Ich wußte, dass sowas mit Kristallen drauf Dich interessieren würde.

Hallo Bernd,
bin schon gespannt auf neue REM-Bilder.

Hallo Dsf.,
habe mal auf die Schnelle das hellbraune Pulver aus einer kleinen unverbrannten Fontaine zusammen mit Wasser in ein Wegwerfsektglas getan (noch gibts die ja zu kaufen und ich habe noch einen Vorrat) und habe den schwerlösliche Bodensatz mit dem Groben abpipettiert. Das sieht im x-Pol so aus:


Die Secktglasmetode, die ich aus der Diatomeenaufbereitung kannte, ist auch sehr gut geeignet, die lange schwebenden Fasern und Haare von den schnell sinkenden Schmelzkugeln zu trennen. Da war doch noch mehr im Netz, als man vor lauter Fusselgewirre sehen konnte. Daraus noch eine schöne Blasenkugel. Das Bild entstand im Durchlicht:


dgl. für die Anaglyphenbrille


Interessanterweise sah die gleiche Kugel im Auflicht aus wie ein weißer Schneeball.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo zusammen,
auch ich habe Gerds Anregung aufgenommen und neben dem Feuerwerk eine  2m² Plane aufgespannt. Ich wollte sie ähnlich wie Gerd trichterförmig über Holzpflöcke spannen, aber es war denn so windig, dass ich froh war, die Pflöcke zum festnageln benutzen zu können. Die Plane habe ich später etwas taufeucht ein- und heute wieder ausgerollt. Die Ausbeute von ca. 0,1 cm³ habe ich heute grob durchgesehen: Überwiegend rotbrauner Ton-Krümelkram von Böllern, aber auch eine Menge Kügelchen in weiß, schwarz, braun, gefleckt und einzelne grüne. Dazu viele golden glänzende Partikel, sowie transparente nadelförmige Kristalle.
Fotos folgen.

Was man optimieren könnte:
- Partikel direkter auffangen. Wir hatten einige Batteriefeuerwerke und Fontänen und dergleichen gezündet, aber durch den Wind ist das meiste woanders hin geflogen. Unsere Plattenblöcke sind auch nicht mehr, was sie mal waren, um uns herum war kaum jemand zu sehen, so dass nicht zu uns hin flog. Gut geeignet dürften kleine Fontänen und buntes Kinderfeuerwerk sein, das eher lokal wirkt.
- Gleich hinterher einsammeln und so Taubildung vermeiden
- Temperaturfestere Unterlage verwenden, ind der Folie brennt sich mancher Partikel fest.

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo Bob,
alle Sachen am Anfang des Beitrags habe ich direkt eingefangen. Das waren alles Sachen, die ich noch von den Vorjahren hatte und die ich direkt über einer emalierten Schüssel eingefangen habe.

Eben habe ich noch einen interessanten Versuch gemacht:
Ich habe einen starken Magneten unter einen OT plaziert und eine Wunderkerze darüber abgebrannt. Das gibt herrliche Kugelaggregate. Auch sind da so winzige Kügelchen dabei, die hat wohl bei den vorhergehenden Versuchen, wo ich über einer Schale abgebrannt habe und dann mit einem Pinsel den Abbrand auf den OT gegeben habe, immer der Wind verweht.


Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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