Kaufberatung - Mikroskop mit Kamera bis 5000€

Begonnen von revnu, Juni 29, 2021, 01:04:02 VORMITTAG

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Werner

Es gibt da noch ein Problem mit dem Live Bild. Die schnellste Schnittstelle Kamera-Monitor ist HDMI 2.1 (Ultra-High-Speed), und die ist noch der eigentliche Flaschenhals, weil sie seriell ist. Das sind 7680 × 4320px bei 60 Hz Bildwechsel, Farbtiefe 14 bit, Takt 666 MHz, 1ns "Zeitscheiben".
Sowohl Kamera als auch Monitor müssen diese Schnittstelle bedienen können, das schränkt deren Auswahl schonmal ein.
Die Verarbeitung des Sensorbildes und Umwandlung in HDMI und Umwandlung im Monitor kostet Zeit, kann sich auf Sekunden aufaddieren - kennt man vom DAB+Radio.
Ein Nachführen des Objektes ist bei schnellen Flitzern praktisch unmöglich, weil das gesehene Bild schon Sekunden veraltet ist.
Bei Digitalaufnahmen ist das belanglos, weil die alle ein (auch "veralteter") Schnappschuß sind.

Auge - Hirn - Finger sind schneller in der Verarbeitung, aber auch da ist die Nachführung schon stressig genug.
Schön ist da das alte Projektionsmikroskop Reichert-Visopan, das ist noch analog.

Ich mein ja nur - Werner

revnu

Hi Werner,

danke für den Einwurf!! Ich habe schon fast so etwas befürchtet - somit scheiden normale Systemkameras für mein Vorhaben aus. Ich denke es hat wohl seine Berechtigung, dass Herr Linkenheld in seinem Webshop die MikroLive-Kameras anbietet und die um die 1000€ rum kosten...wobei sich hier natürlich ein Anteil des Preises auch durch die Software rechtfertigen dürfte. Wenn ich im Livebild messen könnte wäre das natürlich ein nice2have. Andererseits gibt es für genau den Anwendungszweck vermutlich auch gute Open-Source Software.

Dann wäre da noch ein weiterer Punkt. Herr Linkenfeld schreibt als Hinweis bei den Kameras folgendes:

"* Bei älteren Mikroskopen mit chromatischer Vergrößerungsdifferenz im Zwischenbild (typischerweise Mikroskope mit ,,Endlich-Optik"), sollte kein optikloser Adapter verwendet werden, da hier die Adapteroptik auch die Kompensation dieses chromatischen Fehlers übernimmt."

Weiß jemand, ob dies auf das Orthoplan zutrifft? Ansonsten bräuchte ich noch einen guten Adapter mit Optik von 0,5x-1x oder? Das ist natürlich bei endloser Optik alles einfacher das Thema :-)

Wenn ich mir überlege, dass ich nun 400€ für eine Astrocam investieren werde, und dann noch mal 1000€ für eine "spezial Mikroskopkamera", stellt sich mir zudem die Frage, ob ich nicht lieber innerhalb der Teleskopkameras im Rahmen dieses Budgets eine gute CAM aussuchen sollte, welche beide bedienen kann - habe dann am Ende evtl mehr davon, was Bildquali angeht (Also die Astrocam sollte dadurch profitieren denke ich).

LG Ünver

PS: Die zwei Handlungsstränge "Mikroskopberatung ansich" und "Kameraberatung"  bringen den Thread schon etwas durcheinander, aber es ist noch im Rahmen. Noch ein Thema sollte ich nicht einwerfen, sonst bekommt man beim lesen noch nen Hirnkrampf  ;D  ;D  ;D

revnu

#77
Zitat von: Diana1982 in Juli 03, 2021, 02:46:06 VORMITTAG
Eine der 6 Positionen des Revolverkondensors ist für Hellfeld vorgesehen.

Ahh logisch. Hab noch mal gelesen, was Peter geschrieben hatte und da steht ja eindeutig Revolverkondensor. Ich hatte die Auflistung auf den Objektiv-Revolver bezogen verstanden und das hat mich komplett verwirrt.

LG Ünver

Peter V.

Hallo Ünver,

ich weiß, es wird jetzt natürlich von zwei oder drei Mitlesenden wieder Einspruch geben, aber: Das "Live"-Mikroskopieren am Monitor/PC ist und bleibt eine Krücke für Menschen, die aus irgendwelchen Gründen schlecht sehen und die sonst gar keine Freude mehr am Mikroskopieren hätten. Auch die brillanteste Kamera (übriens liegen die wirklich guten Modelle in Preisklassen noch deutlich oberhalb 1000 EUR, man kann da problemlos 3000 bis 5000  EUR ausgeben; ich hatte probehalber mal die jenoptik Subra, die war shon nett, kostet aber auch 3000 EUR) erzeugt am PC nicht den Seheindruck wie durch das Okular. Isso  - Punkt!  ;) Wer nicht Probleme mit dem Blick durch das Okular hat, sollte auch durch die Okulare schauen. Mir ist nicht bekannt, ob es auch nur einen Pathologen gibt, der ausschließlich am Bildschirm mikroskopiert und befudnet (außer, er arbeitet mit einem Präparatescanner). Bei statischen Objekten mag das alles noch gehen, aber gerade beim Tümpeln ist für meine Begriffe das Betrachten am Monitor keine Alternative für Menschen mit gesunden Augen.
Die Domäne der Mikroskopkameras ist die Demonstration (gemeinsames Mikroskopieren, wobei auch da viele immer noch Diskussionseinrichtungen vorziehen) und die Dokumentation. Als vollwertigen Erstaz für den Blick durch das Okular solltest Du das nicht sehen. Dass das zudem einen hochwertigen Monitor und einen schnellen Rechner voraussetzt, ist ohnehin keine Frage.
Also: Es geht, man kann am Monitor mikroskopieren, aber es ist (für meine Begriffe) keine vollwertige Alternative zum Blick durchs Okular.

Auch an Endlichsysteme kann man natürlich c-mount-Kameras adaptieren (wie Du auf dem Bild des Orthoplans von Florian siehst, das ich einige Beiträge zuvor verlinkt habe).

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Diana1982

#79
Hallo Ünver,

Zu meinen absoluten Anfangszeiten hier habe ich mir auch eingebildet, unbedingt ein Live-Bild auf dem 50" TV haben zu müssen und hab es mir auch nicht ausreden lassen wollen. Das ging zwar sogar sehr schön, aber ich habe die Möglichkeit dann kaum genutzt. Der Blick durchs Okular und das ganze Handling dabei ist doch praktischer und schöner (für mich) und ich glaube, das Kinofeeling mit den 30mm Weitfeldokularen am Orthoplan wurde auch irgendwo erwähnt.

Videos (in meinem Fall mit einer Canon-Kamera auch über die Canon-Live-View-Option am angesteckten Laptop) anzufertigen macht mir aber ab und an immer noch Spaß.

Diese Aussagen beruhen natürlich nur auf meiner Erfahrung, vielleicht sind andere vom Live-Bild-Schauen ganz begeistert, ich weiß es nicht.

LG Diana

Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

peter-h

Hallo,

noch ein Gedanke den ich aber auch umgesetzt habe.
Ich besitze ein Olympus BH-2 mit SPlanApos und einem Großfeldtubus (Trino) und möchte diese Ausrüstung nie abgeben. Für fast jede Kamera gibt es das richtige Zubehör (Projektive) und auch noch für die früheren Videokameras eine optische Reduzierung MTV-3.

Als Kamera verwende ich Canon 650D, oder Sony NEX-3N, oder eine ASI178MM aus der Astronomie mit USB3, 14 bit. Dazu die Software SharpCap 3.2.  30Bilder/s sind für mich ausreichend und es ist ein Nachführen auch schnell bewegter Objekte möglich. Die Software erlaubt sogar im Livebild eine Korrektur durch ein Flatfield, was zu einem Bild ohne störende Fehler durch Staub o.ä. führt. Und wer die Farbe will, kein Problem -> ASI178MC.

Für Zeitlupe geht es bei 800 x 600 Pixe bis 200 Bilder/s, und bei noch kleinerem Format bis über 300 B/s.

Für mich also eine ausreichend gute Ausrüstung mit einem uralt Mikroskop.
Ganz, ganz wichtig ist die RICHTIGE optische Ankopplung einer Kamera !
Wenn ich dann negative Linse lese .... sorry, das ist Schrott ! Und sicher nie optisch durchgerechnet.

Soweit mein Senf zum Wochenende
Peter


revnu

Im Prinzip ist mir klar, dass das Kamera-Bild nicht (oder nur für unmenschlich viel Geld/High-Tech) das abbilden kann, was man durch die Okluare sieht. Die Hoffnung war nur, dass es mittlerweile im Rahmen von ca. 1000€ nah dran kommt.

Da habt ihr mich nun schon überzeugt, danke. Aber trotzdem habe ich den Anspruch auch mal Videos aufnehmen zu können in annehmbarer Qualität. Dass man im Bild messen kann wie mit den MikroLive-Kameras ist auch schon was feines.

Nach all den neuen Infos schwanke ich - was Kameras angeht - nun zwischen MikroLive 3MP/5MPplus, oder einem Adäquat aus der Astrofotografie im gleichen Preissegment, welche dann sowohl Teles- als auch Mikroskop bedienen kann.

peter-h

Noch ein kleines Beispiel was so eine feine Astrokamera kann. Sonnenfinsternis am 10.6.2021 mit meinem Ha-Telekop. Von Amphipleura pellucida mit 365nm LED bis IR-Aufnahmen bei 1000nm geht alles. Das schafft keine DSLR.

Peter

kmueho

Hallo zusammen,

Werner schrieb:
Zitatkann sich auf Sekunden aufaddieren

Da wollte ich doch mal wissen, wie groß die Verzögerung wirklich ist. Also habe ich meine Z6 an einen 4K-TV angeschlossen und das gemessen.
Die Verzögerung beträgt 0,47 Sekunden.

Gemessen habe ich das per Video. Das aufgenommene Filmchen hat 30frames/sec und eine Uhr springt 14 Frames später auf dem Fernseher um.
1.Bild: Die Zeit springt auf der "originalen" Uhr auf 11:36:00
2.Bild: Die Zeit springt auf der abgebildeten Uhr auf 11:36:00

Viele Grüße,
Kai

kmueho

Hallo Peter (-h)

ZitatWenn ich dann negative Linse lese .... sorry, das ist Schrott ! Und sicher nie optisch durchgerechnet.

Danke für die Blumen. So macht das Forum wirklich Spaß!

revnu

#85
Moin Kai,

finde es beeindruckend zu was dich Deine Neugier hier so schnell beflügelt  :D Ne wirklich, ist erst gemeint - Respekt, gleich mit Messung und so!

Aber selbst 0,46 Sekunden wären mir zu laggy; wenn ich denn mal wirklich am Monitor nachführen wollte, leuchtet mir das mit den USB3-Verbindungen schon ein, und Verzögerungen im zweistelligen Millisekundenbereich sind dann vermutlich schon etwas knackiger  :)

LG Ünver

revnu

Zitat von: kmueho in Juli 03, 2021, 12:03:40 NACHMITTAGS
Hallo Peter (-h)

ZitatWenn ich dann negative Linse lese .... sorry, das ist Schrott ! Und sicher nie optisch durchgerechnet.

Danke für die Blumen. So macht das Forum wirklich Spaß!

Ohh Leute streitet euch doch nicht - vor allem nicht bei sowas  :(

Das ist halt sone Sache: Ich habe gemerkt, dass bei sowas oft beide Seiten Recht haben, bzw. meistens kommen im Reallife einfach noch einige Faktoren aufeinander, welche dann eine "Partei" bei seinen Überlegungen nicht mit einbezogen hat. Seid schön lieb zueinander <3

LG Ünver

reblaus

Hallo Ünver -

mit deinem letzten Satz hast du das Problem wirklich treffend analysiert:

Ich habe gemerkt, dass bei sowas oft beide Seiten Recht haben, bzw. meistens kommen im Reallife einfach noch einige Faktoren aufeinander, welche dann eine "Partei" bei seinen Überlegungen nicht mit einbezogen hat. Seid schön lieb zueinander

Viele Grüße!

Rolf

kmueho

Hallo zusammen,

sorry, aber die "Schrottlinse" konnte ich dann doch nicht auf mir sitzen lassen.
Die stammt aus einer (anderen) Zeiss-Kamera-Adaption und ist (immerhin) ein vergüteter Achromat.
In einem Punkt hat Peter (-h) aber recht: Gerechnet ist da gar nichts, sondern nur ausprobiert.

Viele Grüße,
Kai

peter-h

@ Kai,

Entschuldigung, kein weiterer Kommentar mehr.

Peter